1546 - Voltago der Diener
sah nichts mehr, erreichte nur noch mit drei langen Schritten den Ausgang. Hinter ihnen brach der Steg zusammen.
Verdammt, Deno! Sag deinen Leuten, sie sollen sich zurückhalten!
*
Die beiden Sänften lagen zerstört am Boden; beide waren in zwei Stücke zerbrochen. Ein Teil der Decke hatte sich gesenkt und die Fahrzeuge am Heck zerquetscht.
Schon wenige Schritte später strauchelte Mamerule. Der Froschähnliche kam zu Fall und schrie auf.
Gesil mußte an die Amöbenwesen denken; von ihnen war sicherlich eine Million im Bruttank umgekommen.
Kurz entschlossen ließ sie den Prizappa liegen. Jetzt mußte sie den Ulupho finden. Irgendwo da vorn begann der Bürotrakt des Normierers, irgendwo dort ...
Ihr wurde klar, daß sie gar keine andere Chance hatte. Wahrscheinlich lag ganz Qylinam unter schwerem Bombardement. Sie kannte sich hier nicht aus, würde ohne Hilfe weder Transmitter noch Rettungsboote finden.
Mit höchstem Tempo rannte sie durch den Gang. Niemand begegnete ihr. Wahrscheinlich war eine wilde Flucht an die Oberfläche im Gang. Sie aber vertraute auf die Topar.
Da war die Kreuzung.
Gesil hielt sich links, und ein paar Meter weiter erkannte sie den Eingang zum Bürotrakt. Die Tür stand offen.
Schon senkte sich auch hier ein Teil der Decke, brach aber nicht. Breite Risse liefen durch das Plastikmaterial.
Mit jedem Explosionsschlag bildeten sich neue Verästelungen.
Ein letzter Satz brachte sie in Sicherheit.
Mamerules Residenz - die Frau erkannte auf den ersten Blick, daß hier nicht die geringsten Schäden erkennbar waren. Das Zentrum der Befehlsgewalt war stabil gebaut. „Endlich kommst du!" rief eine dünne, zornige Stimme.
Sie gehörte Deno. Der kleine Ulupho saß auf Mamerules Schalttisch und fuchtelte mit seinen kurzen Gliedmaßen. „Warum hast du mir keinen Zeitpunkt genannt?"
„Weil ich nicht an dich herankam, Gesil!" gab der Kleine zurück. „Dafür muß jetzt alles um so schneller gehen! Komm!"
Mit einem Satz sprang er von der Tischkante auf den Boden. Behende fing sich das Pelzwesen ab, rollte zwei Meter weit und schnellte dann auf die nächste Tür zu, die weiter in den Trakt hineinführte.
Gesil folgte ihm. „Was soll dieser sinnlose Mord?" schrie sie. „Ihr wißt doch, daß ihr den Truillauern zuwenig Zeit zur Evakuierung laßt!"
„Wir müssen zum Garten!" schrie er im Laufen zurück. „Komm, komm! Ich kann es nicht ändern!"
Sie hatte nicht einmal Zeit, ihm weitere Fragen zu stellen. Alles war so schnell geschehen, daß sie sich von der Entwicklung überrollt fühlte. Zuerst Voltago, das grausame Schauspiel seiner Erweckung. Und nun der Angriff.
Sie passierten eine kleine, unbesetzte Orterzentrale. „Halt an, Deno!" rief sie. „Eine Minute nur!"
„Wir haben keine Zeit!" kam mit dünner, sich überschlagender Stimme die Antwort.
Der Boden bebte, aber noch fühlte sich die Frau hier sicher. Sie aktivierte; ein paar der Schirme.
Blitzende Reflexe erschienen, Symbole für energiereiche Entladungen. Dreißig rote Punkte zeigten die Positionen der Rebellenschiffe an. Je zehn von ihnen bildeten einen Pulk, kugelförmig gestaffelt und zum eigenen Schutz nahe beieinander.
Eines dieser Schiffe war die SHARN-Y-YAAK.
Die Topar unternahmen nicht einmal den Versuch, Qylinam zu erobern. Damit würden sie nie erfahren, welches geheimnisvolle Projekt gerade vollendet worden war. Aber Gesil hatte ohnehin nicht das Gefühl, daß die Rebellen darauf sonderlichen Wert legten.
Den Topar ging es um sie. Und darum, ein Fanal zu entzünden.
Ein Dutzend Wracks stürzten auf den Giftplaneten herab. Sie alle waren dem ersten Überraschungsangriff zum Opfer gefallen. Der Rest der truillauischen Flotte versuchte, sich zu sammeln, wurde aber immer wieder durch Rebellenfeuer auseinandergetrieben. „Gesil! Komm jetzt!"
„Einen Augenblick noch", gab sie gehetzt zurück.
Die Frau aktivierte weitere Schirme. Das dicke Symbol in Gelb, das war die CASSADEGA. Sie sah, wie das Residenzschiff des Bewahrers in den Kampf eingriff. In die Phalanx der Topar wurde eine Bresche geschlagen.
Von dreißig Schiffen existierten plötzlich nur noch achtundzwanzig. „Wenn du jetzt nicht kommst, werde ich allein gehen!" schrie der Ulupho mit äußerster Erregung. „Gesil! Du bringst uns beide in Gefahr! Wir müssen fliehen!"
Sie sah auf und suchte den Blick des kleinen Pelzwesens.
Aber im selben Augenblick stockte der Ulupho. Sie folgte Denos Blick bis zur Tür. Dort stand
Weitere Kostenlose Bücher