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1546 - Voltago der Diener

Titel: 1546 - Voltago der Diener Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Mamerule.
    Ausgerechnet jetzt, in diesem ungünstigsten aller denkbaren Augenblicke.
    Der grünhäutige Prizappa hatte seinen Umhang verloren. Nur noch dottergelbe Fetzen hingen ihm von der Schulter, seine Kleidung war von rosafarbenem Plastikstaub bedeckt. An seinem Froschmaul klaffte eine Wunde, aus der farbloses Blut rann.
    Noch aber war Mamerule auf den Beinen, und er hatte alles mitgehört.
    Seine weit aufgerissenen Augen zeigten, daß er sehr wohl verstanden hatte. Sein Ke-Ri, das kostbare Haustier, gehörte zu den Rebellen. Der Ke-Ri war intelligent. „Deno ...", hauchte er und fuhr auf dem Absatz herum.
    Doch bevor er außer Sichtweite fliehen konnte, reagierte der Ulupho. Unvermittelt hielt er eine winzige Waffe in der Hand. Daraus schlug ein kaum sichtbarer Energiestrahl; der Prizappa brach mitten in der Bewegung zusammen.
    Gesil sah zuerst den Prizappa, dann Deno an. „Ich mußte es tun", erklärte der Ulupho. Sekundenlang unterbrachen Donnerlaute seine Worte. „Er wußte um das Geheimnis der Ke-Ri. Damit durfte er nicht am Leben bleiben. - Sieh mich nicht so an, Gesil!
    Heute werden noch viel mehr Truillauer sterben! Und nun komm, sonst gehören wir dazu!"
    Aus den Augenwinkeln sah sie noch, wie weitere Rebellenschiffe explodierten. Dann folgte sie dem Ulupho in Richtung Garten. Erstmals zeigten sich auch hier Risse in den Wänden. Sie begriff, daß Qylinams Untergang kurz bevorstand.
    Da war der Eingang.
    Das Buschwerk schüttelte sich und verlor haufenweise Blätter. Aus dem Schlick stiegen Gasblasen auf. Einige erweckten den Eindruck, als verberge sich darunter eine kochendheiße Quelle, die kurz vor dem Ausbruch stand.
    Steinbänke zerbröckelten, zerfielen unter hochfrequenten Vibrationen zu Staub.
    Und dort stand ein Transmitter.
    In dieser Sekunde ergoß sich aus dem grünen Bogen ein Strom schwerbewaffneter Topar. Sie alle sahen aus wie gewöhnliche, genormte Truillauer; zweihundert Kilo schwere Fladenwesen mit völlig identischer Lederhaut. Von den Truppen des Bewahrers unterschied sie nur der rebellische Geist. Als sie zwanzig gezählt hatte, versiegte der Strom. „Deno!" rief einer von ihnen. „Ich bin Tor-M-Kokz! Per-E-Kit schickt mich zu Hilfe, weil ihr nicht gekommen seid!"
    „Aber jetzt sind wir da!" rief der Ulupho. „Schnell, Gesil!"
    Sie hatte keine Wahl. Dabei war Gesil nicht einmal sicher, daß sie wirklich mit den Topar gehen wollte. Sie hatte nichts über den Bewahrer erfahren. Immer weniger glaubte sie daran, daß die Flucht sie voranbrachte.
    Nur - welche Wahl hatte sie?
    Geh nicht.
    Woher kam die Stimme?
    Die Frau fuhr herum, konnte aber nichts entdecken. „Gesil!"
    Nein! Nein!
    Einer der Topar sprang vor und wollte sie bei den Armen packen. Bevor das Fladenwesen jedoch zugreifen konnte, barst hinter ihnen die Wand. Einen kurzen Sekundenbruchteil lang bewegte sich nichts.
    Die Zeit war eingefroren, in ihr erlahmte jegliche Fähigkeit zur Bewegung. „Gesil!" schrie Deno in Todesangst.
    Ein fahler Blitz zuckte vorbei an ihr, der Topar vor ihr zerfiel zu Staub. Die Frau war wie gelähmt. Zwei weitere Fladenwesen starben binnen einer Sekunde. Die übrigen aktivierten Schutzschirme, zogen ihre Waffen und feuerten vorbei an Gesil.
    Bewegen, dachte sie. Bewegen ... Aber ihre Gedanken waren nur ein zäher Strom.
    Eine Schlacht tobte um sie herum, und sie war nicht einmal fähig, sich zu Boden zu werfen. Ein Wunder, daß keiner der Strahlen sie traf.
    Im Augenblick darauf tauchte am Rand ihres Blickfelds ein tiefschwarzer Schemen auf. Es war Voltago. Der neue Leibdiener hatte das Inferno in der Bruthalle überlebt! Und nicht nur das, er war bis hierher vorgestoßen und kämpfte gegen die Truppen der Topar.
    Wie ein Schemen drang er in die Reihen der Fladenwesen vor. Mehrmals sah Gesil, daß sich Strahlenbahnen auf seiner tiefschwarzen Haut kreuzten. Doch das Gewebe schien die Energien in sich aufzusaugen, mit jedem Feuerstoß an Festigkeit zu gewinnen.
    Und aus den Wadenblöcken des Klons schossen die fahlen Blitze. Die Arme waren eng an den Körper gelegt, die Beine bewegten sich um keinen Millimeter. Der Leibdiener rannte nicht, er glitt elegant auf Antigravs über den Boden.
    Voltago gab keinen Laut von sich. Mit absoluter Stille kämpfte er, während ringsum das Chaos tobte. Kein Schutzschirm hielt ihn länger als den Bruchteil einer Sekunde auf. Als nur noch sechs Topar und Deno übrig waren, kam der Rückzugsbefehl.
    Aber Tor-M-Kokz und Deno waren die einzigen, die entkamen.

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