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1547 - Adel vernichtet

1547 - Adel vernichtet

Titel: 1547 - Adel vernichtet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Ergebnis, dass es sich um eine Innerei handelte, allerdings nicht um eine Leber oder Kutteln.
    Das Fleisch war von einem Saucenspiegel umgeben. Die Flüssigkeit duftete nach Gewürzen. Thymian und Zimt roch Dinah sofort. Zwei Kartoffelplätzchen lagen ebenfalls auf dem Teller, aber es fing noch niemand an zu essen. Man wartete, bis der Butler den Rotkohl auf den Tellern verteilt hatte und sich dann zurückzog.
    »Und was habe ich jetzt auf dem Teller liegen?«, erkundigte sich die Journalistin.
    »Raten Sie.«
    »Eine Innerei.«
    »Das trifft zu.« Der Marquis nahm sein Besteck auf. »Wir haben für heute eine besondere Innerei ausgesucht. Es handelt sich hier um ein Herz, das wir zubereitet haben.«
    Erneut stockte Dinah der Atem. Plötzlich stellte sich bei ihr einiges quer.
    Sie mochte eine gut gebratene Kalbsleber, sie hatte auch Hirn gegessen, aber Herz?
    »Warum sagen Sie nichts?«, fragte de Geaubel. »Mögen Sie kein Herz? Ich kann Ihnen versprechen, dass es sehr pikant ist. Kurz angebraten und gut gewürzt. Meine Gattin und ich sind darin spitze.«
    »Das glaube ich Ihnen, aber…« Dinah wischte sich eine Haarsträhne aus der Stirn. »Ich würde gern wissen, von welch einem Tier das Herz stammt.«
    »Tier?« Der Marquis fing an zu lachen. Seine Frau und auch der Sohn stimmten in das Gelächter mit ein.
    Dinah verstand nichts mehr.
    »Was haben Sie denn? Ist meine Frage so lustig gewesen?«
    »Genau«, jubelte die Marquise und klatschte dabei in die Hände wie ein kleines Kind.
    »Bitte - und warum ist das lustig?«
    Henri de Geaubel gab die Antwort.
    »Weil das Herz nicht von einem Tier stammt.«
    »Aha«, sagte Dinah und wollte noch etwas hinzufügen, als ihr der Sinn dieser Antwort plötzlich bewusst wurde. »Nicht von einem Tier?«, hauchte sie.
    »So ist es.« Der Marquis grinste widerlich. »Wollen Sie weiter raten?«
    »Nein.«
    »Dann werde ich es Ihnen sagen, meine Liebe. Was da auf Ihrem Teller liegt, stammt von einem Menschen…«
    ***
    Der verarscht mich doch! Verdammt, dieser adlige Hundesohn sitzt mir gegenüber und verarscht mich!
    Dinah schaute den Mann nicht mehr an. Sie blickte auf das Herz und hatte das Gefühl, dass es sich noch bewegte. Es pochte und - nein, das konnte nicht sein.
    Sie stöhnte auf.
    »Geht es Ihnen nicht gut?«, erkundigte sich die Marquise mit einer falschen Besorgnis in der Stimme.
    Die Journalistin konnte nicht antworten. Sie fühlte sich wie vor den Kopf geschlagen, und als sie wieder hoch schaute, da sah sie, wie ihr Gegenüber mit der Gabel in das Herz hineinstach und mit dem Messer ein Stück von der Seite abschnitt. Er schob es in seinen Mund und kaute dann genussvoll.
    Dinahs Magen revoltierte. Es ging alles sehr schnell, und sie spürte bereits den Kaffee, den sie am Morgen getrunken hatte, fast wieder in ihrem Mund.
    Sie hörte sich stöhnen und wurde beobachtete, während die Familie mit großem Genuss aß.
    »Kosten Sie«, empfahl der Hausherr kauend. »Es schmeckt wirklich sehr gut.«
    »Ein Menschenherz?«
    »Ja.«
    »Sie - Sie - sind verrückt! Das kann man doch nicht essen. Das ist Kannibalismus!«
    »Ach ja? Ist es das? Ich denke nicht. Was essen Sie denn? Keine Leber, keine Niere…?«
    »Schon, aber…«
    »Sie geben es also zu. Und das ist kein Kannibalismus? Komisch.«
    Dinah hatte sich lange genug zurückgehalten. Jetzt schrie sie die Antwort über den Tisch hinweg.
    »Verdammt noch mal, das stammt alles von Tieren! Aber hier sind - hier - hier liegen…«
    »Es sind alles Kreaturen, meine Liebe.«
    »Ja, aber es gibt Unterschiede.«
    »Für uns nicht. Wir essen das, was uns schmeckt. Daran sollten auch Sie sich halten. Sie haben sich schon mal geweigert. Wenn Sie jetzt nichts essen, fühlen wir uns beleidigt, und genau das mögen wir nicht.«
    Die Drohung war unterschwellig zu hören gewesen, und Dinah holte schwer Luft.
    Eine Falle!, dachte sie. Ich stecke in einer Falle. Ich habe drei Fremde vor mir, die genüsslich das essen, worüber ich nicht mal nachdenken möchte.
    Sie wusste, dass es Menschen gab, die sich als Kannibalen bezeichneten. Was früher ganz geheim gewesen war und sogar zur Kultur fremder Völker gehörte, das verbarg sich in der modernen Zeit im Internet. Im Netz war alles möglich. Da fanden sogar die Kannibalen die passenden Gesinnungsgenossen, auch wenn alles sehr im Geheimen ablief und nicht offen nach außen trat.
    Bis es dann mal wieder krachte und die Menschen plötzlich mit offenem Mund dastanden, völlig die Fassung

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