1547 - Adel vernichtet
eine Angel haben wir ebenfalls ausgeworfen. Der Name ist nicht auffällig geworden. Ich habe im Computer nachgeschaut. Es lieg nichts Negatives vor. Kennst du ihren Wohnort?«
»Noch nicht, aber ich denke, dass Suko und Glenda ihn inzwischen herausgefunden haben.«
»Ich sage ihn dir trotzdem. Die Leute leben im Hampstead. Kein schlechtes Pflaster.« Er gab mir die Anschrift durch und fragte dann:
»Wann macht ihr euch auf den Weg?«
»Das kann ich dir nicht sagen. Jedenfalls werden wir nichts anbrennen lassen. Willst du mit?«
»Ja, nur kann ich nicht. Ausgerechnet heute ist ein wichtiger Termin. Wir haben Anfang des Jahres. Es müssen einige Probleme besprochen werden, die auf uns zukommen.«
»Wir halten dich auf dem Laufenden.«
»Danke.« Unser Gespräch war beendet, und Suko kehrte zurück. Er lächelte mich an.
»Die Anschrift ist…«
»Die habe ich schon.«
»Umso besser.« Er nahm wieder Platz. »Und was sagt dein Adelsexperte noch?«
»Bisher noch nichts. Er ruft aber zurück. Die Anschrift habe ich übrigens von Tann er.«
»Ach so.«
Erneut musste ich ans Telefon, und als ich diesmal abhob, hörte ich die Stimme des Historikers.
»Sie haben wirklich meinen Ehrgeiz geweckt«, erklärte er, »das muss ich schon sagen. Aber ich habe es geschafft und kann mir selbst auf die Schulter klopfen.«
»Dann höre ich.«
»Es war recht schwierig, Mr Sinclair, denn die de Geaubels gehören nicht zu dem Adel, der hier aufgewachsen ist. Die Familie ist eingewandert, und zwar aus dem Elsass. Weshalb sie das tat, weiß ich beim besten Willen nicht. Sie leben nun mal in London, wo sie nicht groß in Erscheinung getreten sind. Sie geben keine Feste, man sieht sie nicht auf irgendwelchen Empfängen und Einladungen der Gesellschaft. Sie halten sich sehr zurück.«
»Wissen Sie sonst noch etwas über sie?«
»Nein. Ich habe auch keinen Grund herausgefunden, weshalb sie das Elsass verlassen haben, und verwandtschaftliche Beziehungen habe ich bei ihnen auch nicht gefunden. Es gibt offenbar keine Verbindungen zum britischen Adel.«
»Okay, das ist schon mal was.«
»Tut mir leid, dass ich Ihnen nicht mehr sagen kann, aber es ist einfach so. Daran kann ich nichts ändern. Mir kommt das Wort unwichtig nicht gern über die Zunge, in diesem Fall allerdings muss ich es sagen.«
»Gut, Mr Robson, haben Sie herzlichen Dank. Sie haben mir trotzdem sehr geholfen.«
Und ich hatte seine Neugierde geweckt, denn er fragte: »Warum kümmert sich Scotland Yard denn um diese Leute?«
»Nehmen Sie es mir nicht übel, Mr Robson, auch für mich gibt es Betriebsgeheimnisse. Das müssen Sie akzeptieren.«
»Schon klar. Viel Glück.«
»Danke.«
Suko stand vor seinem Schreibtisch und fragte: »Sind wir einen halben oder einen ganzen Schritt weiter?«
»In diesem Fall, bei dem wir praktisch nichts wissen, würde ich davon ausgehen, dass wir einen ganzen Schritt weiter sind. Es bleibt uns der Besuch bei der adligen Familie. Ich bin gespannt, wie man uns empfangen wird.«
»Nach einem Anruf oder…«
Ich schüttelte in seine Frage hinein den Kopf. »Mehr das Oder, Suko. Wir erscheinen dort überraschend.«
»Das hatte ich auch vor.«
Ich stand auf und holte meine Jacke vom Haken.
Glenda hatte gehört, wohin wir wollten, und meinte: »Benehmt euch. Ihr geht schließlich zu Adligen.«
»Danke für den Rat, Dame Glenda…«
***
Eine verschlossene Tür, ein Raum ohne Fenster. Es gab einfach keine Fluchtmöglichkeit für die Journalistin. Je mehr Zeit verstrich, umso stärker wurde ihr die eigene Lage bewusst, was nicht dazu beitrug, dass sich Optimismus in ihr ausbreitete, denn jetzt ging es um ihr Leben, das wusste sie genau.
Sie war nur froh, dass sie nicht im Dunkeln hockte. Sie wollte auch nicht sitzen. In ihrem Innern herrschte eine Unruhe, die sie auf den Beinen hielt. Ständig durchwanderte sie ihr Gefängnis und zerbrach sich dabei den Kopf nach einem Ausweg.
Es gab keinen. Aus eigener Kraft konnte sie sich nicht befreien. Die Tür war zu stabil, und ein entsprechendes Werkzeug befand sich nicht in ihrer Reichweite, mit dem sie die Tür hätte aufbrechen können.
Es gab den Tisch, die alten Möbel, die teilweise auseinandergefallen waren, aber die Tür mit dem Tisch auf zurammen würde ihr wohl kaum gelingen. Also musste sie warten, und das war nicht ihr Ding.
Deshalb auch die Unruhe, zu der sich noch die Angst gesellte.
Ihr war klar, dass sie sich in den Händen einer ungewöhnlichen, grausamen und abartigen
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