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1547 - Adel vernichtet

1547 - Adel vernichtet

Titel: 1547 - Adel vernichtet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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dachte, wurde ihr übel.
    Ein menschliches Herz hatte es als Hauptgericht gegeben!
    Sie schloss die Augen. Plötzlich war es mit ihrem theoretischen Widerstand vorbei. Sie hatte das Gefühl umzukippen und ging rasch auf das Bett zu, um sich wieder zu setzen.
    Würde auch ihr Herz bald auf einem Teller liegen?
    Der Gedanke an so etwas Grauenhaftes ließ ihren letzten Widerstand zusammenbrechen. Sie kippte nach rechts, landete auf der Matratze und wurde von einer Furcht erfasst, die sie schon als Todesangst einstufte…
    ***
    Ungefähr zur selben Zeit erreichten wir unser Ziel und konnten den Rover durch eine Einfahrt in einen kleinen Hinterhof fahren, der ebenso grau war wie die Fassade des Heims, das nie einen Sonnenstrahl sah.
    Da wirkten selbst die Vierecke der Fenster trübe.
    Der Chiefinspektor war mit einem Fahrer gekommen, der im Auto sitzen blieb.
    Tanner kam auf uns zu. Sein Gesicht unter der Hutkrempe zeigte einen ernsten Ausdruck. Auch ihm war der Fall schwer auf den Magen geschlagen. Er begrüßte Suko und mich durch Handschlag und schüttelte den Kopf.
    »Die Sache macht mich noch fertig. Ich denke schon daran, in Pension zu gehen.«
    »Das solltest du dir überlegen.«
    Er grinste und winkte ab.
    »Weiß der Leiter hier Bescheid, dass wir zu dritt kommen?«, erkundigte sich Suko.
    »Ja, ich habe ihn noch mal angerufen. Victor Wilder scheint mir sehr kooperativ zu sein, was nur gut für uns sein kann. Wir müssen einfach vorankommen.«
    »Hat er dir schon mehr über die Toten erzählt?«
    »Nein.«
    Nebeneinader gehend verließen wir den Hinterhof. Der Eingang befand sich vorn. Kaltfeuchter Wind strich durch unsere Gesichter.
    Die Tür erinnerte mich an den Eingang in eine Kirche. Das hellbraune Holz war nicht beschmiert, und die Klingel an der Seite war nicht zu übersehen.
    Den Knopf brauchten wir nicht zu drücken, denn man hatte uns bereits gesehen. Ein großer schlanker Mann mit grauen, kurz geschnittenen Haaren und einer Brille mit runden Gläsern auf der Nase schaute uns an.
    »Victor Wilder?«, fragte Tanner.
    »Das bin ich.«
    Der Chiefinspektor nannte seinen Namen und fügte auch die unsrigen hinzu.
    »Dann darf ich Sie hereinbitten.«
    »Gern.«
    Im Flur sagte der Heimleiter: »Ich denke, dass wir in mein Büro gehen, da haben wir Ruhe.«
    »Gut«, sagte Tanner.
    Ein Asylheim ist keine Luxushotel, und das war hier gut zu sehen. Auch im Innern herrschte die Farbe grau vor. Wände und Decken waren so gestrichen, und für Helligkeit sorgten einige Lampen, die ein nicht eben strahlendes Licht abgaben.
    Ich war über die Stille hier erstaunt. Auf meine Frage hin erklärte mir Wilder, dass sein Heim mehr am Abend und in der Nacht frequentiert wurde, und er berichtete auch davon, dass es nicht wenige Menschen gab, die froh waren, hier einen Schlafplatz zu finden und ein warmes Essen zu bekommen.
    Das Büro sah etwas freundlicher aus. Sogar zwei Topfblumen standen auf der Fensterbank. Sie welkten allerdings mehr vor sich hin und sahen aus wie totes Gemüse.
    Wir nahmen unsere Plätze auf harten Stühlen ein und schauten auf Victor Wilder, der sich hinter seinen alten Holzschreibtisch gesetzt hatte.
    Tanner fing mit seinen Fragen an.
    »Sie sind noch immer sicher, dass Sie die drei Verschwundenen kennen?«
    »Ja, das bin ich. Zwei Männer und eine Frau. Ich kann Ihnen sogar die Namen nennen.« Er hatte sie sich aufgeschrieben und sprach sie mit leiser Stimme aus.
    »Haben sich diese Menschen von den anderen Bewohnern hier abgehoben?«
    »Wie man's nimmt, Chiefinspektor. Diese drei Personen bildeten eine Gruppe. Sie hockten, wenn sie hier waren, ständig zusammen, und ich nehme an, dass das auch draußen so war.«
    »Und jetzt sind sie tot«, sagte Tanner.
    Victor Wilder nickte verkrampft. Es war ihm anzusehen, dass ihm der Tod seiner Schützlinge sehr naheging. Er presste für einen Moment die Lippen zusammen und hob die Schultern.
    »Ich weiß es nicht.« Seine Hände fuhren fahrig über die Schreibtischplatte hinweg. »Ich weiß wirklich nicht, warum man diese Menschen ermordet hat. Sie haben keinem etwas getan, verstehen Sie?«
    »Ja, das schon«, sagte ich. »Und trotzdem muss es was gegeben haben.«
    »Ich habe keine Ahnung.«
    »Es gibt keinen Mord ohne Motiv.«
    Er nickte. »So denke ich auch. Aber sie haben sich normal verhalten. Es gab keinen Ärger mit ihnen. In der letzten Zeit waren sie sogar recht gut drauf.«
    »Gab es dafür einen Grund?«, wollte Tanner wissen.
    »Lassen Sie mich

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