1547 - Adel vernichtet
will.«
»Gewiss, Sir! Soll ich die Waffe mitnehmen?«
»Ja.«
»Und soll ich töten?«
»Wenn es sein muss, schon!«
»Sehr wohl, Sir, ich werde gehen!«
Nach dieser Antwort drehte er sich um und verließ den Raum.
Er ließ drei Halbtote zurück und eine normale Frau, die jetzt gar nichts mehr begriff…
***
Der erste Klingelton war verhallt.
Suko und ich standen weiterhin vor der Tür und schauten uns an. Entweder hatte man uns nicht gehört, oder man wollte uns nicht hören. Keine der beiden Möglichkeiten wollten wir hinnehmen.
»Es ist jemand im Haus, John.«
»Das meine ich auch.« Wieder drückte ich eine Fingerkuppe auf den Knopf, diesmal länger. So leicht ließen wir uns nicht abwimmeln, und wir hörten sogar das Echo, sodass wir davon ausgehen mussten, ein sehr lautes Geräusch innerhalb des Hauses verursacht zu haben.
Ich horchte mal wieder auf mein Bauchgefühl. Genau das sagte mir, dass hier etwas nicht stimmte. In unserer Umgebung schon, doch hinter den Mauern konnte sich einiges abspielen, was nicht eben einer adligen Abstammung würdig war.
Warten. Unruhe breitete sich bei mir aus, die dann verschwand, als die Tür geöffnet wurde.
Es ging alles recht schnell. Ich war in meine eigenen Gedanken versunken gewesen und wurde deshalb von dieser schnellen Reaktion überrascht. Unabsichtlich trat ich einen kleinen Schritt zurück, als ich sah, wer da die Tür geöffnet hatte.
Der Mann stand im Licht, sodass wir ihn gut erkennen konnten.
Er trug eine dunkle Kleidung, die mich an eine Uniform erinnerte. Ich dachte daran, dass wir bei Adligen zu Besuch waren, und da war ein Butler keine Ausnahme.
Eine hagere Gestalt. Der kühle Blick aus bewegungslosen Augen. Ein Mund, der arrogant verzogen war. Auch der Blick bedachte uns nicht eben mit großer Freundlichkeit. »Sie wünschen?«
Ich trat den Schritt wieder vor, um in die unmittelbare Nähe des Mannes zu gelangen.
»Wir sind gekommen, um die de Geaubels zu sprechen.« Ich hielt mich nicht erst mit blumigen Reden auf und kam gleich zur Sache.
»Sind Sie angemeldet?«
Diese Frage hatte ich erwartet. Sie gehörte einfach dazu, und aus meinem Mund drang ein knappes Nein.
»Dann tut es mir leid.«
Der Butler wollte die Tür wieder zuschlagen. Genau damit war er bei uns an der falschen Adresse.
Suko stieß sein rechtes Bein blitzschnell nach vorn und stellte den Fuß hoch. Die Tür stieß dagegen und schwang zurück. Sie wäre beinahe gegen den Butler geprallt, der mit einer hastigen Bewegung zurückwich.
Für uns war der Weg frei!
Ein langer Schritt brachte Suko zuerst ins Haus. Ich folgte ihm auf dem Fuß, und der Butler sah sich plötzlich von zwei Seiten bedroht. Er wollte aufbegehren und setzte schon zu einem Protest an, als er auf den Ausweis schaute, den Suko ihm hinhielt.
»Und?«
»Können Sie lesen?«
Der Butler schüttelte den Kopf. Er war überrascht und leckte an seinen Lippen entlang, die ihm trocken geworden waren.
»Was will die Polizei von uns?«
»Das sagen wir Ihrer Herrschaft selbst.«
»Nein, das geht nicht.«
Suko blieb am Ball. »Warum nicht?«
»Die Herrschaften sind beschäftigt. Gehen Sie wieder und vereinbaren Sie telefonisch einen Termin.«
Ich wunderte mich über seine Sturheit. Dass der Ausweis nicht half, war schon ungewöhnlich. Dass dies hier der Fall war, musste besondere Gründe haben.
»Es ist uns egal, ob die Herrschaften beschäftigt sind«, erklärte ich. »Wir werden zu ihnen gehen und…«
»Nein!«
Der Schrei klang schrill. Die Glätte aus dem Gesicht des Butlers verschwand. Er fauchte uns regelrecht an und überraschte uns zugleich, als er mit schnellen Schritten zu einem nahen Fenster lief, an dessen Seite ein Vorhang nach unten hing. Er griff in die Falten hinein und fuhr wieder herum.
Plötzlich befanden wir uns in Lebensgefahr. Der Butler hatte dort ein Messer mit langer Klinge versteckt gehalten. Er riss die Waffe in die Höhe, fuhr damit herum und holte bereits aus.
Suko stand ihm am nächsten, und die Klinge raste mit Vehemenz auf ihn zu.
Bei einem Menschen mit normalem Reaktionsvermögen hätte sie bestimmt getroffen. Aber Suko war ein Mann, der blitzschnell reagieren konnte, und das tat er in diesem Fall perfekt.
Er drehte sich zur Seite, die Klinge verfehlte ihn, und sein Angriff erfolgte sofort.
Suko rammte seinen Fuß nach vorn.
Der Butler hatte die Waffe bereits wieder hochgerissen, als er getroffen wurde. Der Fuß wühlte sich in seine Magengrube und zerstörte
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