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155 - Der Teufelsrocker

155 - Der Teufelsrocker

Titel: 155 - Der Teufelsrocker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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hatte.
    ***
    Es war 22.00 Uhr, als Paul Robinson Lindsay Wells’ Pub betrat. Sie sah ihn und winkte ihm lächelnd. Lindsay stand hinter dem Tresen und füllte Bier in die Gläser. Der Professor setzte sich auf seinen Stammplatz. Er blickte so finster drein, als hätte er vom Finanzamt einen Bescheid gekriegt, daß er eine Menge nachzahlen müsse.
    »Freut mich, daß du reinschaust«, sagte Lindsay. »Ein Bier?«
    Er nickte.
    Sie brachte ihm sein Glas und setzte sich zu ihm. »Viel Zeit habe ich leider nicht«, sagte sie bedauernd. »Wie du siehst, sind wir wieder ziemlich voll, und die Gäste sind durstig. Aber wir schließen um zwölf, und dann können wir bei mir zu Hause…«
    »Ich werde nicht so lange bleiben«, sagte der Professor und nahm einen Schluck vom Bier.
    »Du kannst später wiederkommen.« Sie sah ihm an, daß er dazu keine Lust hatte. Unwillkürlich fragte sie sich, ob eine andere Frau dahintersteckte. Ida Jewison vielleicht? Sie wußte von Ida, kannte die Anwältin sogar persönlich und fand sie sehr nett. Deshalb konnte sie sich nicht vorstellen, daß ihr Ida Paul ausspannen würde.
    Ein Gast rief nach Lindsay.
    »Entschuldige mich«, sagte sie und stand auf.
    Sie kam aber kurz darauf wieder zurück.
    »Ida war heute mir mir«, erzählte Robinson. Weißer Bierschaum klebte an seiner Oberlippe. Er leckte ihn ab.
    Lindsays Herz krampfte sich unwillkürlich zusammen. Ist er gekommen, um Schluß zu machen? fragte sie sich und setzte sich wieder. Sie plumpste regelrecht auf den Stuhl.
    »Oh«, sagte sie leise - und nervös.
    »Ich bin mit ihr fertig«, sagte Robinson, und Lindsay atmete auf.
    »Hattest du Streit mit ihr?« fragte sie.
    »Sie ist eine unfähige Anwältin«, behauptete Robinson. »Zu weich. Sie vertritt meine Interessen nicht so, wie ich mir das vorstelle, deshalb will ich mit ihr nichts mehr zu tun haben.«
    »Einer meiner Gäste ist Anwalt«, sagte Lindsay. »Er soll ein schlauer Fuchs sein. Wenn du willst, rede ich mal mit ihm.«
    »Hältst du mich für unfähig, selbst einen Anwalt zu finden?«
    »Entschuldige, ich wollte dir nur einen Gefallen tun«, sagte Lindsay beleidigt. »Ich konnte ja nicht wissen, daß das nicht erwünscht ist.«
    Als sie ihn vom Flughafen abgeholt hatte, war er anders gewesen. Hatte ihn der Ärger mit Ida verändert? Von dem Geschenk, das er ihr mitgebracht hatte, sprach er kein Wort mehr. Nicht, daß sie so großen Wert darauf gelegt hätte, von ihm mit Geschenken überhäuft zu werden. Es wäre lediglich eine nette Geste gewesen.
    Sie strich ihm mit der Hand übers Haar. Ihm schien das heute nicht zu gefallen. »Müde?« fragte sie.
    »Ich bin okay.«
    »Und krank«, sagte Lindsay. »Auch ein bißchen krank siehst du aus. Vielleicht solltest du mal Boris konsultieren.«
    Dr. Boris Fabares war Robinsons Freund und Hausarzt. »Ich bin kerngesund«, behauptete der Professor unwillig.
    »Ist doch nichts dabei, wenn du dir das von Boris bestätigen läßt.«
    »Ach, komm, laß mich mit dem Quacksalber in Ruhe«, sagte Robinson energisch. »Ich bestelle mir kein Riesensteak mit Bratkartoffeln, wenn ich satt bin, und ich konsultiere keinen Arzt, wenn ich gesund bin. - Und jetzt muß ich gehen, es ist schon spät.«
    »Muß ich die Nacht wirklich allein verbringen?« fragte Lindsay mit geschürzten Lippen. »Bist du nicht umzustimmen?«
    »Wir holen es ein andermal nach«, sagte er. »Heute steht mir nicht der Sinn danach.«
    Er verließ das Lokal, und Lindsay blickte ihm seufzend nach. Was ist los mit dir, Paul Robinson? dachte sie.
    Dann wurde sie von einem Gast, der einen Scotch haben wollte, aus ihren Gedanken gerissen.
    Um Mitternacht komplimentierte sie den letzten Gast hinaus. Kurz danach ging auch sie. Was noch zu tun war, erledigten ihre zuverlässigen Angestellten.
    Sie stieg in ihren alten Bentley und fuhr nach Hause. Da sie noch von der Arbeit aufgedreht war, würde sie nicht sofort zu Bett gehen, sondern sich mit einem Drink noch ein Weilchen vor die Glotze setzen. Egal, was es gab. Hauptsache, es flimmerte und lenkte sie ab.
    Sie machte sich Sorgen um Paul. Er sah wirklich nicht gut aus, wenn er es auch nicht zugab. Vielleicht war er der Ansicht, ein Mann dürfe nicht krank sein. Früher war ihr bei ihm ein solcher Männlichkeitsfimmel allerdings noch nie aufgefallen.
    Lindsay überlegte, ob sie morgen mit Shelley reden solle. Shelley war ein vernünftiges Mädchen, eine Tochter, der das Wohl des Vaters sehr am Herzen lag. Vielleicht hatte auch

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