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155 - Die toten Augen von St. Lamberti

155 - Die toten Augen von St. Lamberti

Titel: 155 - Die toten Augen von St. Lamberti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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Ludgeristraße biegt gleich hinter dem Stadthaus ab", sagte Don, der vorwitzig seinen Kopf aus dem Mantelkragen gesteckt hatte.
    „Woher weißt du das?" fragte Dorian.
    „Ich kann lesen, verehrter Meister. Dort drüben ist ein Straßenschild."
    Dorian murmelte etwas in seinen Bart.
    „Sehen wir uns Wolfs Haus an", sagte Coco. „Wenn wir dort keine Anhaltspunkte über Phillips Verbleib finden, suchen wir Christoph von Waldeck auf."
    Sie bogen in die Ludgeristraße ein, die ebenfalls zur Fußgängerzone gehörte. Der starke Regen hatte nachgelassen.

    Im Polizeigebäude im Alten Steinweg ging es zu wie in einem Wespennest, in das jemand mit einem Stock herumgestochert hatte.
    Kommissar Manfred Krombach hätte am liebsten um seine vorzeitige Pensionierung gebeten.
    Der Sensationsbericht Werner Rogalskis hatte das übrige dazu getan, ihm sämtliche Honoratioren der Stadt auf den Hals zu hetzen. Dauernd ging das Telefon. Bis hinauf zum Polizeipräsidenten hagelte es Befehle, Ratschläge und Drohungen.
    Sie hatten Anita Aberlein verhört. Die arme Frau wurde im Lauf der Zeit immer aufgelöster, und schließlich schickte Krombach sie nach Hause, weil mit ihr nichts mehr anzufangen war. Er stellte zwei Beamte ab, um ihre Wohnung zu bewachen. Schließlich hatte Rogalski herausgefunden, wer Krombachs Zeugin war.
    Krombach starrte auf die getippte Aussage der Frau.
    Die Beschreibung des Gespenstes, das sie gesehen hatte, war immer phantastischer geworden, je mehr er in sie gedrungen war und sie gebeten hatte, sich genauestens zu erinnern.
    Sie sprach von einem Engelsgesicht mit leuchtend roten Lippen und weißer Haut. Langes, gelocktes Blondhaar sollte der Erscheinung bis auf die Schultern hängen. Und in den Augen wollte Anita Aberlein am Ende den Schimmer von goldenen Punkten erkannt haben.
    Dann die Dinge, die das Gespenst in den Händen gehalten hatte.
    Nach längerem Überlegen hatte Anita Aberlein von einer seltsamen Pfeife gesprochen. An den Gegenstand in der linken Hand konnte sie sich nicht erinnern, nur daß es eine Art Stock gewesen sei. Auf keinen Fall aber hatte das Gespenst ein Schwert in den Händen gehalten.
    Leskien brachte ihm eine Tasse Kaffee.
    „Danke", murmelte Krombach. „Irgendwas Neues?"
    Leskien schüttelte den Kopf.
    „Die Kollegen halten uns für verrückt. Einer fragte mich, ob wir nicht lieber bis Mitternacht mit der Suche warten wollen, weil Geister doch immer erst Punkt zwölf Uhr erscheinen."
    Krombach fluchte leise.
    Das Telefon schnarrte.
    Leskien hob den Hörer ab und sagte: „Mordkommission, Leskien."
    Krombach sah, wie das schmale Gesicht seines Assistenten einen gespannten Ausdruck annahm. „Augenblick", sagte Leskien. „Ich gebe Ihnen den Kommissar." Er reichte Krombach den Hörer und hielt die Sprechmuschel dabei zu. „Ein Zeuge, der unser Gespenst gesehen haben will", sagte er. „Scheint ernst zu sein."
    Krombach zweifelte daran. Er nahm den Hörer entgegen. „Krombach"
    Eine heisere Männerstimme sagte: „Hören Sie, Kommissar - ich habe von dem Mord an dem Mädchen gelesen und von dem Gespenst, das es ermordet haben soll…"
    „Gespenster können nicht morden", sagte Krombach knurrend.
    „Ist mir egal", erwiderte der Mann. „Ich habe es jedenfalls gesehen."
    „Nennen Sie mir Ihren Namen", sagte Krombach und nahm einen Kugelschreiber auf.
    Der Mann schwieg eine Weile. „Hören Sie, Kommissar", begann er dann wieder. „Ich möchte keine Schwierigkeiten haben. Ich bin nämlich gestern nacht mit meinem Wagen durch die Fußgängerzone gefahren. Ich hatte…"
    „Was?" fragte Krombach. „Getrunken? Mann, das ist jetzt völlig unwichtig. Für die Ordnungswidrigkeit zahlen Sie zwanzig Mark, die können Sie von mir wiederkriegen. Aber sagen Sie mir, was Sie gesehen haben!"
    „Ich - ich war nur leicht angetrunken, Kommissar", sagte der Mann stockend. „Aber ich weiß genau, was ich gesehen habe. Es war eine schmale Gestalt in einem langen weißen Gewand, das bis zur Erde reichte. Sie hatte langes blondes Haar, das im Licht meiner Scheinwerfer wie Gold schimmerte. Sie wäre mir fast vor den Wagen gelaufen. Ich hupte kurz, fuhr einen kleinen Bogen, dann war ich an der Gestalt vorbei."
    „Haben Sie das Gesicht gesehen?"
    „Nein."
    „Können Sie sich an die Uhrzeit erinnern?"
    „Ja. Es war genau vier Uhr dreißig. Die Person hat mir einen gehörigen Schrecken eingejagt. Ich fuhr bis zum Lamberti-Kirchplatz und hielt dort an. Dabei habe ich auf die Uhr in meinem Wagen

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