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155 - Die toten Augen von St. Lamberti

155 - Die toten Augen von St. Lamberti

Titel: 155 - Die toten Augen von St. Lamberti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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Geborgenheit.
    Der dunkle Umhang wurde von ihm genommen.
    Er befand sich in einem schmutzigen, unterirdischen Verlies.
    Dann sah er die Schattenfrau.
    Sie trug ein einfaches Kleid. Dünnes weißes Haar hing ihr ins Totenkopfgesicht, über dessen Knochen sich eine fleckige, lederartige Haut zog. Die Lippen waren wie vertrocknete Kordeln. Nur die tief in den Höhlen liegenden glühenden Augen schienen zu leben.
    „Ruh dich aus, Zwitterwesen", sagte die tiefe Stimme der Schattenfrau. „Hier werden dir Knipperdollincks Tochter und Bernhard Rothmann nichts antun können."

    Kommissar Krombach hatte sich hinter seinem Schreibtisch niedergelassen und starrte Dorian Hunter und Coco Zamis, die vor dem Schreibtisch auf zwei einfachen Holzstühlen saßen, nachdenklich an.
    „Was suchen Sie hier in Münster?" fragte er rauh. Er hatte sich von Dorian und Coco die Ausweise zeigen lassen.
    „Ich bin Privatdetektiv, Herr Krombach", sagte Dorian. „Die Eltern Christoph von Waldecks haben mich beauftragt, mich um ihren Sohn zu kümmern."
    „Dieser Penner, bei dem das Gespenst untergekrochen ist?"
    Dorian lächelte knapp.
    „Vor ein paar Wochen war Christoph von Waldeck noch ein vielversprechender junger Mann, Kommissar. Von einem Tag zum anderen ließ er in Frankfurt alles im Stich und kam nach Münster. Ich bin hier, um herauszufinden, wieso er es getan hat."
    „Meine Leute haben versucht, ihn zu verhören, Herr Hunter", sagte Krombach und zuckte mit den Schultern. „Der Junge hat den Verstand verloren. Er gehört in psychiatrische Behandlung. Was er da von einer Elisabeth faselte, sind Hirngespinste."
    „Warum lassen Sie mich und meine Frau nicht mal mit ihm sprechen?"
    Mißtrauen war in Krombachs dunklen Augen.
    „Es geht um mehr als nur um diesen Jungen", sagte er rauh. „Ein Mädchen ist getötet worden. Wenn ich nicht bald eine Spur des Mörders vorweisen kann, ist der Teufel los."
    Der Teufel war längst los in dieser Stadt. Im wahrsten Sinne des Wortes. Dorian wußte nur nicht, wie er es dem Kommissar klarmachen sollte.
    „Vielleicht bestehen irgendwelche Zusammenhänge, Kommissar", sagte er gedehnt.
    „Zwischen der Ermordeten und diesem heruntergekommenen Burschen? Glauben Sie, daß er etwas mit dem Mord zu tun hat?"
    „Nein, nicht so, wie Sie es jetzt aufgefaßt haben. Mir ist ein Gerücht zu Ohren gekommen, daß es in Münster seit kurzem eine neue Sekte gibt, die sich Zirkel der ,Heiligen Dreiheit' nennt."
    „Was soll denn das nun schon wieder?"
    „Könnte es sein, daß das Mädchen Mitglied dieser Sekte war? Sie kennen den Namen des Opfers. Sicher haben Sie Ihre Leute losgeschickt, um nachzuforschen, mit wem es in der letzten Zeit verkehrt hat."
    „Das sind die üblichen Ermittlungen. Was wollen Sie mit Ihren Fragen bezwecken, Herr Hunter?" Dorian atmete tief.
    „Es ist nicht leicht zu erklären, Kommissar. Vor ein paar Tagen starb in dieser Stadt ein Mädchen namens Sabine Krechting. Innerhalb von vier Tagen magerte sie zum Skelett ab und starb, als ob ihr jemand das Leben ausgesaugt hätte. Die Ärzte hatten keine Erklärung dafür. Von diesem Mädchen weiß man, daß es die Sekte gibt. Sabine Krechting ist eine Nachfahrin des Wiedertäuferführers Krechting. Mich interessiert, ob das tote Mädchen auch einen Vorfahr unter den Wiedertäufern hat." Krombach starrte den Dämonenkiller mit offenem Mund an.
    „Nun behaupten Sie nur noch, daß die Geister der Vergangenheit wiederauferstanden sind, Hunter!" sagte er gepreßt.
    „Nennen Sie es, wie Sie wollen. Sie werden den Namen des Opfers sowieso nicht geheimhalten können."
    „Sie hieß Gabi Brock", murmelte Krombach, der ziemlich verwirrt war.
    „Kennen Sie sich mit der Geschichte der Wiedertäufer aus?" fragte Dorian.
    „Ich weiß nur das, was alle wissen. Daß Jan von Leyden für zwei Jahre König der Wiedertäufer war und hingerichtet wurde. Sein Leichnam wurde in einem der Käfige an St. Lamberti zur Schau gestellt. "
    „Die beiden anderen waren Krechting und Knipperdollinck", sagte Dorian. „Sie wissen nicht, ob es unter den Wiedertäufern jemanden mit dem Namen Brock gegeben hat?"
    „Nein, verdammt."
    „Haben Sie einige Namen von Gabi Brocks Bekannten?"
    Krombach kramte ein Blatt Papier hervor und las: „Lydia Moderson. Frauke Tilbeck …" Er stutzte bei diesem Namen und schaute Dorian an. „Tilbeck - wenn mich nicht alles täuscht, war ein Tilbeck irgendwann mal Bürgermeister der Stadt." Er schluckte und blickte wieder aufs Blatt.

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