1550 - Die neue Bestimmung
nachdenken.
Was wohl die anderen jetzt taten?
Dorina Vaccer zum Beispiel.
Er erinnerte sich noch immer sehr deutlich an die Streitgespräche, die sie miteinander geführt hatten. Aramus Shaenor hätte sich gerne mit Dorina zusammengetan - nicht nur auf dem Gebiet des Friedensstiftens, sondern auch ganz privat.
Aber sie hatten nicht zueinander gepaßt.
Trotzdem - er mochte sie immer noch. Und er achtete die Standhaftigkeit, mit der sie darauf pochte, daß niemand die Regeln verletzte.
Wie ihr Jetzt wohl zumute sein mochte?
Was dieses fremde Wesen von uns verlangt, das ist ein klarer Bruch aller Regeln, die wir jemals aufgestellt haben! dachte er wütend. Und nicht nur das: Dieses Wesen wird uns dazu bringen, unsere gesamte Philosophie mit Füßen zu treten!
Sie hätten gar nicht erst auf die merkwürdigen Botschaften hören sollen.
All diese Fährten, die ins Nichts führten!
War es denn nicht vom ersten Augenblick an ganz offensichtlich gewesen, daß sie einem so unzuverlässigen Auftraggeber nicht trauen durften?
Aber die Botschaften waren nicht direkt an die Friedensstifter gerichtet gewesen - es gab eine ganze Reihe von Linguiden, die diese Fährte gesehen hatten. Und auch Linguiden waren nicht frei von Neugierde und Forschungsdrang.
Ein mächtiges Wesen hatte es sich genannt.
Niemand hatte gewußt, was es wirklich war.
Sollte man eine solche Sache ungeübten Raumfahrern überlassen?
Natürlich gab es auch unter diesen Raumfahrern viele, die das Talent besaßen und eine gute Ausbildung genossen hatten. Sie waren nicht so naiv und anfällig, daß jede hergelaufene Kreatur sie beeinflussen konnte.
Aber immerhin - ein gewisses Risiko ließ sich nicht leugnen. Es gab in den Weiten der Galaxis Versuchungen, denen selbst ein Linguide nicht so leicht widerstehen würde.
Die Friedensstifter sollten dazu allerdings in der Lage sein.
Und wir sind es auch! dachte Aramus Shaenor in plötzlichem Stolz. Wir lassen uns nicht bestechen, und wir glauben nicht an solche mächtigen Wesen!
Dann wurde ihm bewußt, daß er den falschen Begriff gebraucht hatte.
Das Wort „glauben" betraf einzig und allein Dinge, die sich nicht beweisen ließen. Das Wesen namens ES aber existierte - das war eine Tatsache, an der es nichts zu rütteln gab.
Und wennschon - wir sind nicht seine Diener! Wir sind Herr über unsere eigenen Entscheidungen!
Wenn es so war - warum befand er sich dann jetzt auf dem Weg nach Lingora?
Und was war mit den anderen?
Flogen auch sie zu jenen Welten, auf denen sie geboren waren?
Was geht mich das an? dachte er ärgerlich. Sie sind sehr wohl imstande, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen!
Das mochte sein.
Aber wie stand es mit ihm selbst?
Lingora war der Ort seiner Geburt.
Er beugte sich vor und legte den Finger auf eine Taste, um seinen Befehl zu widerrufen.
Es gab genug andere Orte, die er aufsuchen konnte.
Teffon zum Beispiel. Dort gab es immer Arbeit für ihn.
Andererseits befand er sich nicht in der richtigen Stimmung, um sich mit den Kranken auf Teffon zu befassen. Für diese Arbeit mußte man ausgeglichen und ruhig sein. Jedes falsche Wort konnte eine Katastrophe heraufbeschwören. Und selbst wenn man noch so sorgfältig arbeitete und jeden Fehler vermied, erntete man doch nie einen Erfolg.
Nicht Teffon! dachte er. Nicht ausgerechnet jetzt! All dieses Elend würde mir zwangsläufig den Rest geben.
Dann eben irgendeine andere Kolonie.
Compol - dort würde er sein inneres Gleichgewicht ganz sicher zurückgewinnen. Compol war der Planet, den er selbst' für sein Volk eingehandelt hatte.
Aber auf Compol waren zwei Terraner gestorben, und daran würde sich Aramus Shaenor in jedem einzelnen Augenblick erinnern, den er auf diesem Planeten zubrachte.
An nichts mochte er jetzt so ungern denken wie an die Terraner.
Er zog die Hand zurück.
Warum eigentlich nicht Lingora? dachte er. Wir Friedensstifter sollten uns zusammensetzen und über die Ereignisse auf der Kunstwelt reden. Vor allem über das, was diese seltsame Stimme gesagt hat. Auf diese Idee werden auch die anderen kommen. Wir werden uns auf Lingora treffen. Ich würde nur Zeit verschwenden, wenn ich mir jetzt ein anderes Ziel wähle! „Wir werden verfolgt!"
Aramus Shaenor vernahm die Meldung, reagierte aber zuerst nicht darauf. „Es ist die HALUTA. Soll ich sie abhängen?"
Das war Tenas Mengor. Er war der beste Raumschiffkapitän, den das Volk der Linguiden je hervorgebracht hatte. Er hätte das Kunststück vielleicht
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