1550 - Die neue Bestimmung
sie empört.
Kelamar Tesson hatte auf diese Frage keine Antwort. Er hatte nur einer spontanen Befürchtung Ausdruck verliehen, weiter nichts. „Und daß sie nicht funktionieren", fuhr Mesta Saronove fort, „nun, das ließe sich ändern, nicht wahr? ES sollte imstande sein, die Geräte ein- und auszuschalten, wie es ihm gefällt."
Kelamar Tesson wurde das unangenehme Gefühl nicht los, daß sie beide in diesem Augenblick über Dinge sprachen, von denen sie nicht das geringste verstanden. Dementsprechend war wohl auch der Wert dieses Gesprächs gleich Null.
Andererseits war die Unsterblichkeit ein Thema, dem allem Anschein nach kein denkendes Wesen widerstehen konnte.
Dabei war es sicher nötig, sehr vorsichtig an diese Sache heranzugehen.
Er machte sich nichts vor.
Er hielt ES für völlig unberechenbar.
Niemand konnte voraussagen, was diese Wesenheit als nächstes tun würde.
Vielleicht würde die Superintelligenz tatsächlich darauf bestehen, auch ihre neuen Favoriten mit gewissen Hilfsmitteln auszustatten.
Möglicherweise gehörten die Zellaktivatoren oder vergleichbare Methoden der Lebensverlängerung dazu.
Vielleicht aber auch nicht.
Wie auch immer: ES hatte diese lebenspendenden Geräte eines Tages mit äußerst fadenscheinigen Begründungen zurückverlangt.
Das war glatter Mord.
Und was ES den Galaktikern angetan hatte, das konnte ES selbstverständlich auch den Linguiden zufügen - jederzeit und, wenn es sein mußte, ohne jede Erklärung.
Wer wollte oder konnte im Fall des Falles die Superintelligenz zur Rechenschaft ziehen?
Kelamar Tesson gehörte nicht zu denen, die die alten Regeln um jeden Preis bewahren wollten. Er war andererseits auch kein Anhänger Branson Manellas. Er vertrat lediglich die Meinung, daß auch die Linguiden mit der Zeit gehen mußten.
Dennoch fragte er sich allen Ernstes, ob sie unter den gegebenen Umständen nicht besser daran getan hätten, diesen merkwürdigen Auftrag zurückzuweisen, ohne Rücksicht darauf, daß dies natürlich auch schon wieder einen Verstoß gegen die ungeschriebenen Gesetze dargestellt hätte.
Wie sehr mußten sie sich einem Auftraggeber verpflichtet fühlen, der sich offenbar nicht im geringsten an irgendeine Moral gebunden fühlte?
Aber er sprach diese Gedanken nicht aus.
Er erwähnte auch die Zellaktivatoren nicht.
Er war gewiß nicht der feinfühligste unter den Friedensstiftern, aber er mochte an dieses Thema am liebsten gar nicht denken, solange die früheren Träger dieser wunderbaren kleinen Geräte noch am Leben waren.
Mesta Saronove war weniger sensibel. „Wenn er uns das ewige Leben gibt, können wir unendlich viel für die Bewohner der Milchstraße und der benachbarten Galaxien tun", sagte sie. „Unsere Unsterblichkeit wäre ein Segen für unzählige Intelligenzen."
Kelamar Tesson schwieg.
Er hatte plötzlich Angst vor der Zukunft.
Die beiden Delphin-Schiffe erreichten den Planeten Viron. Als Kelamar Tesson zur Landung ansetzte, bemerkte er, daß die ATLANTIS noch immer in der Nähe war. „Das Schiff hat keine Landeerlaubnis!" erklärte man ihm, als er sich danach erkundigte. „Das wird diesen Arkoniden nicht interessieren", bemerkte der Friedensstifter skeptisch. „Er hat sich dazu bereit erklärt, in der Umlaufbahn zu bleiben", behauptete der Sprecher von der Raumkontrolle.
Kelamar Tesson war von dieser Auskunft überrascht. „Hat er das wirklich gesagt?" fragte er erstaunt. „Wir haben ihm erklärt, daß er im Fall einer Landung mit einer längeren Quarantänezeit rechnen muß, und das hat ihn wohl davon überzeugt, daß er sich besser ein anderes Ziel suchen sollte."
„Ich möchte wissen, was er gesagt hat!" forderte Kelamar Tesson.
Für einen Augenblick blieb es still. Dann vernahm der Friedensstifter die Stimme des Arkoniden: „Quarantäne? Nein, danke, daran bin ich nicht interessiert."
„War das alles?" fragte der Friedensstifter bemerkenswert ungeduldig.
Die Antwort ließ ein wenig auf sich warten. „Er ist gelandet", gestand der Linguide von der Raumkontrolle unten auf Viron kleinlaut ein. „Mit einem Beiboot, irgendwo in der Wildnis, ungefähr hundert Kilometer von hier entfernt. Ohne unsere Erlaubnis. Was sollen wir jetzt tun?"
Das war eine gute Frage - so gut, daß Kelamar Tesson im ersten Augenblick gar nicht wußte, was er antworten sollte. „Wir können gar nichts tun", stellte er schließlich fest. „Wenn er merkt, daß bei uns nichts zu holen ist, wird er von selbst wieder
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