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1550 - Die neue Bestimmung

Titel: 1550 - Die neue Bestimmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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dadurch auf einen falschen Weg gerieten.
    Bransor Manella aber hatte all das in einem Gespräch mit Außenstehenden gesagt, und das war schon sehr peinlich.
    Was sollte man von einem Friedensstifter halten, der ganz unverblümt die Meinung vertrat, daß die Linguiden ein vom Schicksal auserwähltes Volk seien? Und dies noch dazu ungeachtet der Tatsache, daß die Linguiden - von wenigen unrühmlichen Ausnahmen abgesehen - nicht an irgendwelche Schicksalsmächte glaubten.
    Kelamar Tesson hatte sich jeder Stellungnahme zu Bransor Manellas Ausrutscher enthalten. Andere Friedensstifter waren nicht so zurückhaltend gewesen. „Du warst sehr lange auf Terra", sagte Mesta Saronove, als wolle sie eiligst von diesem heiklen Thema ablenken. „Wie sind diese Erdmenschen eigentlich?"
    „Schwer zu sagen", behauptete Kelamar Tesson lakonisch. „Du mußt dir doch wohl ein Bild von ihnen gemacht haben!"
    Selbstverständlich hatte er das. Wozu war er ein linguidischer Friedensstifter?
    Er hatte sie beobachtet und analysiert. Er wußte ziemlich genau, was er von ihnen zu halten hatte. Aber er hatte im Augenblick keine Lust, darüber zu reden. „Du hattest selbst auch Kontakt zu Terranern", erwiderte er. „Zu Siedlern terranischen Ursprungs", korrigierte sie. „Ich weiß nicht, ob das, was ich herausgefunden habe, auch für das Stammvolk der Terraner gilt."
    „Ein solches Stammvolk gibt es nicht. Die Menschen, die zur Zeit auf der Erde leben, sind zwar terranischer Abstammung, kommen aber aus allen Teilen der Milchstraße. Die wenigen echten Terraner haben durch die lange Zeit der Fremdherrschaft mehr oder weniger ihre Identität als Volk verloren. Meine Analysen ergeben daher kein einheitliches Bild. Deine Kolonisten könnten in dieser Hinsicht sogar ergiebiger sein."
    „Sie sind stur!" behauptete Mesta Saronove. „Und sie sind kriegerisch. Gewalttätige Wesen. Es wundert mich nicht..."
    Er wartete, aber sie verzichtete darauf, den Satz zu beenden.
    Er konnte sich die Fortsetzung denken: Es wundert mich nicht, daß dieses Wesen namens ES die Terraner als nicht vertrauenswürdig eingestuft hat.
    Aber bis vor sehr kurzer Zeit war ES noch ganz anderer Meinung gewesen.
    Kelamar Tesson war auf Terra nicht ganz untätig geblieben. Die terranischen Medien hatten ihm und seinen Schülern eine Fülle von Material geliefert, und auch von der Superintelligenz, ihrem bisherigen Verhältnis zur Menschheit, den Aktivatorträgern und all diesen Dingen war oft genug die Rede gewesen.
    Diese Wesenheit war zweifellos sehr mächtig. Ihr standen Mittel zu Gebot, die für die Linguiden schlichtweg unbegreiflich waren.
    Wenn man bedachte, wie gewaltig die Aufgabe war, die ES seinen bisherigen Favoriten zugedacht hatte, dann mußte man allerdings feststellen, daß die Superintelligenz ihre Helfer bemerkenswert knauserig ausgestattet hatte. Die relative Unsterblichkeit mochte auf den ersten Blick ein großzügiges Geschenk sein, aber über ihren Wert als Waffe im Kampf für den Frieden konnte man durchaus geteilter Meinung sein.
    Da bringen wir Linguiden zweifellos bessere Voraussetzungen mit! dachte Kelamar Tesson mit einem Anflug von Stolz.
    Sie waren zwar kurzlebig, aber sie besaßen etwas, das ihnen eine natürliche Überlegenheit verlieh.
    Wir brauchen ^keine technischen Hilfsmittel, um den Frieden zu erzwingen, dachte er. Wir erreichen mit ein paar Worten, was andere selbst durch den Einsatz ihrer mächtigsten Waffen nicht schaffen können. „Wenn wir länger leben könnten", sagte Mesta Saronove nachdenklich, als hätte sie Tessons Gedanken mitverfolgen können, „wäre es uns möglich, unsere Fähigkeiten besser auszuschöpfen."
    Kelamar Tesson schwieg. Er hatte selbst auch schon daran gedacht, hielt es aber für sinnlos, zu diesem Thema Stellung zu beziehen: Es brachte nichts ein, unerfüllbaren Träumen nachzuhängen. „Unsere Ausbildung dauert sehr lange", fuhr Mesta Saronove fort. „Oft bleiben uns nur zehn, fünfzehn Jahre. Dann verlieren wir unser Talent. Wenn wir statt dessen Tausende von Jahren hätten ..."
    „Ich bin mir dieses Problems bewußt", erwiderte Kelamar Tesson ärgerlich. „Aber wir dürfen die Fakten nicht außer acht lassen.
    Erstens wissen wir, daß die Zellaktivatoren nicht mehr funktionieren, und zweitens ist es noch sehr fraglich, ob ES bereit wäre, noch einmal ein solches Risiko einzugehen."
    Mesta Saronove war von seinen Argumenten offensichtlich nicht angetan. „Warum sollte es ein Risiko sein?" fragte

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