1552 - Erzfeind der Hölle
war froh, das Haus wieder verlassen zu können. Es war nicht meine Welt, und in der frischen Luft atmete ich zunächst einige Male tief durch.
»Und wie geht es weiter?«, fragte Suko und meinte damit mehr sich selbst.
»Tja«, sagte ich und strich über mein Haar, »wahrscheinlich denke ich das Gleiche wie du.«
»Und das wäre?«
Ich lächelte. »Sag du den Namen.«
»Sarrazin.«
»Genau er.« Ich räusperte mich. »Er ist hier aufgetaucht wie aus dem Nichts. Er nimmt die Menschen für sich ein, und er verfolgt nur seine Pläne, die wir noch nicht kennen. Die Menschen hier verehren ihn, aber ich habe da meine Zweifel. Ich halte ihn für einen gefährlichen Fanatiker.«
»Auch für einen Mörder?«
Ich hob die Schultern. »Keine Ahnung, noch können wir ihm nichts beweisen. Ich würde nur zu gern mit ihm unter sechs Augen sprechen.«
»Was hindert uns daran?«
»Genau.«
Er wohnte im Pfarrhaus, das hatte er uns gesagt. Und das befand sich sicherlich nahe der Kirche.
Der Rover stand noch so da, wie wir ihn verlassen hatten. Nur gab es einen kleinen Unterschied.
Es schien, als hätte der Wagen einen Bewacher bekommen, denn an der Fahrerseite stand Tom Pisulski und schaute uns gespannt entgegen…
***
»Sie waren bei Ellens Eltern?«, fragte er, als wir vor ihm anhielten.
»Ja.«
»Dachte ich mir.«
»Und weiter?«
Er hob die Schultern. »Das ist nicht mehr mein Bier, Mr Sinclair. Jetzt sind Sie an der Reihe. Haben Sie etwas herausgefunden, das Sie zu Ellens Mörder führt?«
»Möglich.«
»Wollen Sie es mir nicht sagen?«
»Doch.« Ich schnippte mit den Fingern. »Sagt Ihnen der Begriff ›Höllenrutsche‹ etwas?«
Diesmal erhielten wir keine schnelle Antwort. Er trat sogar etwas zurück und flüsterte: »Was wissen Sie denn darüber?«
»Ach, Sie kennen das Zeug?«
»Leider, Mr Sinclair.«
»Und woher?«
Er hob die Schultern. »Vergessen Sie nicht, welchen Beruf ich ausübe. Ich bin Streetworker. Ich halte die Augen und auch die Ohren offen. Und da bekommt man schon hin und wieder etwas zu hören, das nicht ganz koscher ist, sagen wir mal.«
»Das haben wir uns fast gedacht. Sie hätten uns von der Droge berichten können.«
Er lachte leise. »Haben Sie mich danach gefragt?«
»Nein.«
»Sehen Sie.«
Suko deutete mit dem Zeigefinger auf ihn. »Wenn Sie schon so gut in Ihrem Revier Bescheid wissen, dann werden Sie uns sicherlich sagen können, wo wir die Droge finden. Oder wie wir an sie herankommen können.«
Er schwieg und bekam einen roten Kopf.
»Wissen Sie es? Oder wissen Sie es nicht?«, setzte Suko etwas schärfer nach.
»Es ist nicht einfach.«
Ich winkte mürrisch ab. »Das ist die Drogenbeschaffung nie. Aber Sie kennen sich aus.«
Er wand sich und schaute an uns vorbei. Dann sagte er mit leiser Stimme, als hätte er Angst davor, dass jemand mithören könnte: »Es gibt hier in der Nähe eine Bar. ›African Bar‹ heißt sie. Man sagt, dass man dort alles kaufen kann. Von der Machete über Drogen bis hin zu Mädchen, die zu allem bereit sind.«
»Na, das ist doch mal eine Aussage.«
»Ist es nicht. Die Bar hat noch geschlossen. Sie öffnet erst am späten Abend.«
»Wir werden trotzdem hinfahren. Auch wenn sie geschlossen sein sollte, ist sie bestimmt nicht leer. Ich denke, dass es so etwas wie einen Besitzer gibt.«
Er winkte ab. »Es ist eine Besitzerin.«
»Und wie heißt sie?«
»Foxy. Eine schwarze Hexe. So jedenfalls nennt sie sich selbst. Sie wohnt über der Bar und mixt da irgendein Gebräu, das sie dann an ihre Kunden verkauft. Ich kann Ihnen nicht sagen, was es ist. Es gibt einfach zu viele Sorten, habe ich mir sagen lassen, und davon habe ich immer die Finger gelassen. Außerdem bin ich weiß. Für meine Hautfarbe ist es gefährlich, sich in der Bar blicken zu lassen.«
»Kennen Sie diese Foxy denn?«, fragte Suko.
Er nickte. »Aber nicht gut. Ich habe mal mit ihr gesprochen, als es um ein vermisstes Mädchen ging. Sie war freundlich, aber davon sollte man sich nicht täuschen lassen. Sie kann auch gefährlich sein. Den Rat gebe ich Ihnen mit auf den Weg.«
»Danke.« Suko wollte den Mann noch nicht entlassen, denn es gab noch ein Thema, das ihm auf der Zunge brannte.
»Wir haben im Haus hinter uns jemanden kennen gelernt. Einen ungewöhnlichen Priester, der sich Sarrazin nennt. Sagt Ihnen der Name etwas?«
Pisulskis Augen wurden weit. »O Gott.«
»He, ist das so schlimm?«
»Weiß ich nicht«, flüsterte er, »aber dieser Mensch ist mir
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