1552 - Erzfeind der Hölle
unheimlich. Ja, er gibt sich als Priester aus, aber wenn ich ihn sehe, habe ich immer das Gefühl, er würde in einem falschen Outfit stecken. Dieser Mensch ist mir nicht geheuer. Er streift seit einiger Zeit hier durch die Gemeinde, doch näheren Kontakt habe ich bisher nicht mit ihm bekommen.« Er schüttelte sich.
»Wissen Sie mehr über ihn?«
»Ich weiß nur, dass er aus Polen stammt. Dort soll er in einem Bergkloster gelebt haben.«
»Und warum ist er jetzt hier?«, fragte ich.
»Darauf kann ich Ihnen keine Antwort geben. Ich kenne sie einfach nicht.«
»Haben Sie nicht nachgeforscht?«
»Nein, auch für mich gibt es Grenzen. Er wird hier wie ein Heiliger verehrt, und ich muss sagen, dass Sarrazin mehr als konservativ ist. Aber das passt zu den Menschen hier.« Er stieß ein leises Lachen aus.
»Eines kann ich Ihnen sagen: Mit Drogen hat der bestimmt nichts zu tun, darauf können Sie Gift nehmen.«
»Lieber nicht«, sagte ich.
»Was halten Sie denn von ihm?«
Ich hob die Schultern. »Eigentlich noch nichts. Ich hatte gedacht, dass Sie uns mehr sagen könnten. Aber das wollen wir jetzt nicht weiter diskutieren. Er sagte uns, dass wir ihn im Pfarrhaus finden würden.«
»Ja, in dem kleinen Haus neben der Kirche, die man eigentlich nur als Kapelle bezeichnen kann.«
»Okay, dann wissen wir jetzt Bescheid und werden sehen, wie wir weiterkommen. Wo finden wir die African Bar?«
»Unten am Fluss.«
»Der ist lang«, sagte Suko.
»So war das nicht gemeint. Fahren Sie in eine der beiden Sackgassen, die von der Wapping High Street abgehen. An der Ecke befindet sich ein Second-Hand-Laden für Elektrogeräte. Vom Staubsauger bis zur alten Glotze. Da sind Sie dann richtig. Am Ende der Straße befindet sich der Laden. Aber wie gesagt, er hat noch geschlossen.«
»Danke«, sagte ich, »wir werden schon zurechtkommen. Und was haben Sie vor?«
»Ich schaue mich um.«
»Denken Sie da an etwas Bestimmtes?«
»Nein, nicht direkt. Ich bin eben unterwegs und halte die Augen und die Ohren offen.«
»Tun Sie das. Wir werden uns bestimmt noch mal sehen.«
»Klar doch. Ach ja«, sagte er im Gehen, »nur noch einen Ratschlag gebe ich Ihnen. Achten Sie auf Foxys Wachhunde. Sie haben zwar nur zwei Beine, aber sie sind gefährlicher als jeder Kampfhund.« Er bellte, grinste und zog ab.
Suko lehnte sich für einen Moment gegen den Wagen.
»African Bar. Ist das eine Spur?«
»Wir werden es sehen. Steig ein…«
***
In dieser Gegend lag alles nah beisammen. Wer ein bestimmtes Ziel ansteuerte, der schaffte das in Minutenschnelle, und da machten auch wir keine Ausnahme.
Die kurze Reise führte durch eine Gegend, die nicht den Charme der Vergangenheit ausstrahlte, obwohl es sich bei den Gebäuden um alte Häuser handelte. Nur hatte sich um die jahrelang niemand gekümmert.
Da war nichts gestrichen oder renoviert worden, und so gammelten sie vor sich hin.
Wir fanden die schmale Straße, die als Sackgasse auslief. Da sie nicht sehr lang war, sahen wir ihr Ende. Dort war es heller. Da hatte das Flussufer mit dem schmalen Schwemmlandstreifen das Grau der Umgebung vertrieben.
Parken konnten wir in dieser Straße nicht. Jede Lücke war besetzt, und auf den schmalen Gehsteigen drängten sich Menschen mit den verschiedensten Hautfarben.
Die Bar lag auf der linken Seite, kurz bevor die Straße endete. Man konnte trotzdem weiterfahren, was wir auch taten. Erst auf dem Schwemmland stellten wir den Rover ab.
Kaum hatte Suko den Motor ausklingen lassen, legten sich von beiden Seiten zwei Jugendliche mit brauner Hautfarbe über den Kühler und winkten uns frech grinsend zu.
Solche Sachen waren uns nicht unbekannt. Als wir ausstiegen, erhoben sich die beiden.
»Was ist umsonst?«, fragte einer der beiden und schaute Suko frech ins Gesicht.
»Der Tod, mein Freund. Aber der kostet leider noch das Leben.«
»Also ist nichts umsonst?«
»Genau.«
»Auch das Parken nicht, Chinese.«
Suko schaute in das freche, zu einem Grinsen verzogene Gesicht des vielleicht fünfzehnjährigen Jungen. Er trug eine knallbunte Jacke und auf dem Kopf eine Wollmütze.
Ich hielt mich da raus, wurde aber von dem zweiten Jugendlichen beobachtet.
»Wie viel?«, fragte Suko.
»Sag, was dir deine Schleuder wert ist.«
»Da hast du Pech, denn diese Schleuder gehört mir nicht. Sie gehört dem Staat, verstehst du?«
»Im Moment nicht.« Seine Stimme klang unsicher.
»Dann will ich es dir sagen, junger Freund. Wenn Polizisten im Dienst sind, fahren
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