1552 - Erzfeind der Hölle
Handwerker verschwunden war. Das ärgerte ihn. Er dachte darüber nach und brauchte nicht lange, um einen Entschluss zu fassen. Mit einer ruckartigen und doch geschmeidigen Bewegung stieß er sich von der Theke ab.
»Wo willst du hin?«, fragte Mick.
»Die Tür abschließen.«
»Hinten?«
»Ja.«
»Gut, ich warte.«
Dou-Dou zögerte keine Sekunde länger. Geschmeidig bewegte er sich auf sein Ziel zu. In seinem Gesicht regte sich nichts, und auch sein Blick blieb starr. Eine Waffe zog er nicht. Er war den Weg schon Hunderte Male gegangen.
Hin und wieder hatte er Gäste durch den Hinterausgang entsorgen müssen. Manche waren bewusstlos gewesen, andere wiederum hatten einfach nur zu viel getrunken.
Der Aufpasser betrat den Gang. Hätte die schwache Notbeleuchtung nicht gebrannt, wäre er ein dunkler Schlauch gewesen. So aber schaute Dou-Dou bis zu seinem Ende, wo sich das Rechteck der Hintertür abzeichnete. Er hätte schnell hingehen und die Tür abschließen können, aber das tat er nicht.
Er roch die Gefahr!
Dou-Dou hatte seine ersten Erfahrungen in Ruanda sammeln können.
Es war damals eine gnadenlose und grauenvolle Zeit gewesen. Da war sein Instinkt für Gefahren erwacht, und der hatte ihn auch in Europa nicht im Stich gelassen.
Er hatte es auch gelernt, lautlos zu gehen. Er bewegte sich wie auf Samtpfoten voran, sein Blick war starr geworden, und der Instinkt sagte ihm, dass hier etwas anders war als sonst. Das konnte er einfach riechen.
Er war nicht mehr allein!
Es hing nicht mit den beiden Polizisten zusammen. Er roch noch etwas anderes. Und es war ein Geruch, der ihm beim besten Willen nicht gefallen konnte.
Dou-Dou ging nicht bis zur Tür. Er hielt etwa zwei Schritte davor an. Er wollte sichergehen. Die Augen hatte er verengt, und wieder leckte er über seine Lippen.
Es war der fremde Geruch, der ihn störte. Und der war nicht weit entfernt. Fast in seiner Nähe, aber dort gab es nur die Wand und zwei Türen.
Eine wurde von innen aufgezogen.
Dou-Dou sah das Zittern, dann den Spalt, und er wollte reagieren.
Die Hand mit dem Messer war schneller. Und sie stach blitzschnell zu.
So schnell, dass Dou-Dou die Gestalt nicht einmal mehr erkannte, die das Messer hielt. Er stieß auch keinen Schrei aus. Das war ihm nicht möglich, denn plötzlich war seine Kehle mit Blut gefüllt, und das Messer ragte aus seinem Hals hervor.
Der Killer öffnete die Tür noch weiter. Sofort erschien der freie Arm. Eine kräftige Hand griff zu und zerrte den bereits Toten zu sich heran. Einen Moment später waren beide im Dunkel des Raumes verschwunden, wo Dou-Dou zu Boden gelegt wurde.
Sein Mörder zog das Messer aus der Kehle, wischte die Klinge an der Kleidung des Toten blank und lächelte.
Das erste Hindernis hatte er aus dem Weg geräumt. Jetzt musste er sich das zweite vornehmen…
***
Mick wartete. Sein Bruder war im Flur verschwunden. Er hörte und sah nichts mehr von ihm. Dou-Dou konnte sich so leise wie eine Katze bewegen.
Der Geschmack in seinem Mund gefiel Mick nicht. Er ging hinter die Theke und trank einen Schluck Wasser, das aus dem Kran zischte.
Die Erfrischung tat ihm gut. Er glaubte auch, seinen Kopf und die Gedanken wieder geklärt zu haben, und bezog erneut seinen Wachtposten nahe der Treppe.
Aus der oberen Etage hörte er nichts. Keine Stimmen, kein Schreien, keine Kampfgeräusche. Das beruhigte ihn. Foxy schien sich mit den Männern wirklich nur zu unterhalten.
Wo blieb Dou-Dou, sein Bruder?
Es war Mick zu ruhig. Er hätte seinen Bruder hören müssen. Es gab keinen Grund, sich so lautlos zu verhalten.
Mick überlegte nur wenige Sekunden. Dann stand sein Entschluss fest.
Er würde nachschauen, und er wusste auch, dass er dabei alles andere als entspannt sein würde.
Er konnte sich ebenso lautlos und geschmeidig bewegen wie sein Bruder. Mick überquerte die leere Tanzfläche. Leise rief er nach seinem Bruder.
»Dou-Dou?«
Keine Antwort.
Micks Hand verschwand am Rücken. Es war die letzte von ihm gelenkte Bewegung in seinem Leben.
Plötzlich stand die Gestalt in der Disco.
Mick begriff die Gefahr. Aber er war zu langsam. Etwas huschte auf ihn zu. Kurz bevor er getroffen wurde, hörte er noch das leise Pfeifen, dann drang die Klinge in seinen Körper, Irgendwo zwischen Herz und Magen verspürte er den wahnsinnigen Schmerz, der alles andere auslöschte. Er beugte sich nach vorn, seine Hände fanden den Messergriff, aber sie waren zu schwach, um die Waffe wieder aus dem Körper zu
Weitere Kostenlose Bücher