1555 - Saladins grausamer Klon
sondern zur Seite gedreht, und in seinen Augen sahen wir kein Gefühl. Der Blick war und blieb starr.
Ich sprach ihn an.
Keine Antwort.
Dann packte ich ihn an den Schultern und rüttelte ihn durch.
Das Wunder trat ein. Aber es lag nicht an mir, sondern an Saladin, der aus der Ferne die Hypnose gelöst hatte, sodass Eric Rivette wieder normal wurde.
Gut zu beobachten für uns, denn er hob den Kopf an, und plötzlich war sein Blick wieder klar, auch wenn er nicht wusste, wo er sich genau befand.
Als er Suko und mich sah, riss er die Hände vor Schreck hoch.
»Wo - wo - bin ich?«
»In Glenda Perkins Wohnung«, sagte ich. »Dort wollten Sie schließlich hin, nicht wahr?«
Er zeigte keine Reaktion auf diese Frage. Dafür wollte er wissen, wer wir waren.
»Freunde von Glenda Perkins«, sagte Suko.
»Aber ich…« Er schaute sich um und schüttelte den Kopf. »Wie komme ich in diese Wohnung? Was habe ich hier gewollt? Ich kann mich an nichts mehr erinnern.«
»Und woran können Sie sich erinnern?«, fragte ich.
»Keine Ahnung.«
»An den Revolver?«
Rivette duckte sich. »Warum sagen Sie das, Mister? Was habe ich mit einem Revolver zu tun?«
Es war alles echt bei ihm, und ich wollte ihn auch nicht weiter mit Fragen quälen, die in diese Richtung zielten. Deshalb ging ich einen anderen Weg. »An was können Sie sich als Letztes denn erinnern?«
»Gute Frage. Ich war in meiner Wohnung.« Er nickte. »Ja, jetzt kommt die Erinnerung so langsam zurück. Ich saß oben an meinem Schreibtisch vor dem Computer. Ich musste noch ein Problem lösen, deshalb habe ich mir die Arbeit mit nach Hause genommen. Ich habe unter dem Dach eine wunderbare Ruhe. Da vergisst man einfach die Zeit.«
»Und wann wurde der Punkt erreicht, an dem etwas so Außergewöhnliches mit Ihnen geschah?«
»Tja - hm…« Er rieb sein Kinn, und er strengte sich wirklich an, die Erinnerungen zurückzuholen. »Das ging dann alles sehr schnell und ohne Vorwarnung.«
»Was?«, flüsterte Suko.
»Ich erhielt Besuch.« Er holte tief Luft, und sein Gesicht begann sich zu röten. »Ich habe ihm nicht die Tür geöffnet. Er stand plötzlich bei mir im Zimmer.«
»Es war ein Mann?«
»Ja.« Rivette nickte Suko zu. »Ich sah ihn ja nicht lange, doch die kurze Zeit reichte aus, um ihn nie wieder zu vergessen. Er war ein Mensch und sah schlimm aus.«
»Wieso?«
»Er trug eine enge Kleidung, glaube ich zumindest. Aber das war nichts gegen sein Gesicht und seinen Schädel. Es war alles so blank und völlig haarlos. Ein fürchterlicher Anblick, bei dem am schlimmsten die Augen waren.«
»Wieso?«
»Das waren keine Augen«, flüsterte er und schüttelte den Kopf. »Das war so etwas wie eine Botschaft. Alles so kalt und auch ohne einen Funken Gefühl. Ich sehe nur noch die Augen. Sie werde ich auch nie vergessen.«
»Und dann?«, fragte ich.
»War alles vorbei.«
»Wie?«
Er schrie auf. »Ja, ich erinnere mich an nichts mehr. An gar nichts. Bis ich hier erwachte.« Seine Augen traten fast aus den Höhlen. »Aber an das Gesicht, daran erinnere ich mich. Es sah so künstlich aus. Das war ein Gesicht wie aus einem Comic.« Er musste lachen. »Ich kann mich nur bei Ihnen und Miss Perkins entschuldigen«, sagte er dann mit leiser Stimme. Er stand auf. »Wo ist sie überhaupt?«
»Nicht hier«, erwiderte ich.
»Und wer sind Sie?«
»Freunde.«
Es war ihm nicht anzusehen, ob er uns glaubte. Jedenfalls hob er die Schultern und bat uns, ihn gehen zu lassen. Das taten wir gern. Wir waren ja froh, dass er nicht weiterhin Saladins hypnotischem Einfluss ausgesetzt war.
Ich brachte ihn bis zur Tür. Dort wollte er sich noch mal entschuldigen und fragte, wie es möglich sei, dass eine ganze Zeitspanne in seinen Erinnerungen fehlte.
»Nehmen Sie es einfach hin«, riet ich ihm. »Sie sind nicht der Erste, der einen Blackout gehabt hat, denn das passiert immer wieder.«
»Danke, dass Sie es so sehen.«
Er stieg die Treppe zu seiner Wohnung hoch. Ich ging wieder zurück zu Suko.
Mein Freund und Kollege sah ebenso ratlos aus wie ich.
»Und? Was machen wir jetzt?«
»Nichts. Wir können nichts tun.«
»Oder nur warten und auf Glenda hoffen.«
Ich nickte. »Ja, etwas anderes bleibt uns nicht übrig, denn uns wird Saladin kaum angreifen…«
***
Es war keine Fahrt mit einer Achterbahn, es war auch keine Rutschpartie, es war einfach das Nichts, das Glenda bei dieser Reise umgab. Und es war für sie nicht ungewöhnlich, denn sie kannte es von anderen Reisen
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