1555 - Saladins grausamer Klon
sich Saladin in seiner Nähe befindet. Für seinen Klon war es eine Probe, wie er sagte. Was der nicht geschafft hat, wird der Meister selbst versuchen. Und das könnte ein Hammer werden.«
Glenda brauchte eine Weile, um ihre Gedanken zu ordnen. Wir waren darauf eingestellt, dass sie uns in den nächsten Sekunden etwas sagen würde. Doch dann geschah etwas, womit keiner von uns gerechnet hatte.
Es schellte an der Tür.
Wir standen da und schauten uns überrascht an.
»Wer kann das sein?«, fragte Suko.
Glenda hob die Schultern.
»Erwartest du um diese Zeit Besuch?«
»Nein, John.«
Es schellte erneut, und Glenda wollte wissen, was los war. »Ich gehe hin«, sagte sie.
Sie eilte in den Flur, und wir wussten, dass es in der Wohnungstür ein Guckloch gab.
»Es ist ein Nachbar!«, rief sie uns zu. »Wahrscheinlich will er sich etwas leihen.«
Suko und ich entspannten uns. In den letzten Minuten hatten wir wirklich vergessen, dass wir uns noch immer in einem ganz normalen Haus befanden…
***
Der Mann vor der Tür hieß Eric Rivette. Er war Franzose, stammte aus dem Elsass und arbeitete für drei Jahre in der Londoner Filiale einer Software-Firma, die ihren Hauptsitz in Paris hatte. So gab es stets einen Austausch zwischen den Mitarbeitern, das hatte Glenda von ihrem Nachbarn erfahren.
Rivette war Mitte vierzig, hatte dunkles Haar und eine hohe Stirn. Seine Haut war stets sonnenbraun, auch jetzt im Winter.
Er stand vor der Tür und hatte den Kopf ein wenig gesenkt, sodass er wie ein reuiger Sünder wirkte.
Bevor er ein drittes Mal schellen konnte, zog Glenda die Tür auf.
»Hi, Eric. Was kann ich für Sie tun?«
Er hob jetzt den Kopf an, wobei Glenda ein Blick in seine Augen gelang. Etwas störte sie, aber sie wusste nicht, was es war. Ihre Psyche signalisierte Gefahr. Leider ein wenig zu spät.
Rivette trat zur Seite, um Platz für einen anderen Mann zu schaffen, der sich aus dem toten Winkel löste.
Es war kein Klon - es war Saladin selbst.
Er handelte sofort und blitzschnell. Glenda sah noch den hässlichen Kopf, sie wollte zurück, aber sie schaffte es nicht mehr. Der Hypnotiseur reagierte präzise wie ein Uhrwerk.
Vor Glendas Gesicht erschien eine Hand. Und in ihr hielt Saladin etwas. Einen weichen Lappen, den er mit Chloroform getränkt hatte. Es war die uralte Methode, die auch hier nicht versagte. Eigentlich hatte Glenda noch schreien wollen, doch dazu kam sie nicht mehr.
Plötzlich schwanden ihr die Sinne. Sie merkte nur noch, dass Saladin sie von der Tür wegzog, und in ihrem rechten Ohr klang sein hartes und böses Lachen auf.
Sie sackte im Griff des Hypnotiseurs zusammen.
Saladin zog sich sofort zurück. Sekunden später beamte er sich weg. Der Flur war leer - bis auf Eric Rivette.
Und der betrat die Wohnung mit den steifen und starren Bewegungen eines wie ferngelenkten Menschen…
***
Da die Tür zum Wohnzimmer halb offen stand, hörten Suko und ich, dass Glenda mit dem Nachbarn sprach, was uns einigermaßen beruhigte. Wir machten uns Gedanken, wie es weitergehen sollte, aber da war nichts. Leere in unseren Köpfen, bis auf die Tatsache, dass nur Glenda Perkins uns zu Saladin führen konnte.
»Sie muss es packen«, sagte ich.
Suko war skeptischer. »Und wie?«
»Das ist ihre Sache. Das Serum verbindet sie und Saladin. Das ist die Brücke. Etwas anderes kann ich leider nicht vorschlagen.«
»Allmählich sehe ich das ein. Obwohl es sehr gefährlich für Glenda ist.«
»Nicht, wenn sie uns auf ihre Reise mitnimmt.«
Natürlich war es uns beiden nicht recht, wenn wir Glenda alles überließen, doch wir sahen keine andere Chance.
Suko warf einen Blick auf seine Uhr.
»Wo bleibt sie denn?«
Seine Frage riss mich aus meinen Gedanken. Ich schaute ihn an, sagte aber nichts und wunderte mich nur über die Stille, die mir plötzlich gar nicht gefiel.
Ich wollte nachschauen, und Suko hatte den gleichen Gedanken. Dann verharrten wir, denn aus dem Flur hörten wir leise Schritte.
»Okay, sie kommt, John.«
Nein, sie kam nicht, denn in der Tür tauchte jemand auf, den wir nicht kannten.
Offenbar war es der Nachbar, von dem Glenda gesprochen hatte. Ein dunkelhaariger Mann Mitte vierzig, der einen grauen Pullover trug und eine dunkelrote Lederhose.
Er stieß die Tür weiter auf, um Platz zu haben. Er ging noch einen Schritt weiter, und erst jetzt fiel mir auf, dass sein Gesicht maskenhaft starr war, was auch Suko nicht entging, denn er sagte: »Mit dem stimmt etwas nicht.«
»Da
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