1555 - Zu Arkons Ruhm und Ehre
ihn zutiefst erschüttert.
Es fehlten noch ein paar Bausteine in der Wand des logischen Gebäudes, das er anhand der Simu-Videovorführungen zu errichten sich bemühte. Er rief nach Theta von Ariga. Sie war binnen weniger Minuten zur Stelle. Sie sah ihm an, wie sehr die letzte Simu-Präsentation ihn mitgenommen hatte, und erkundigte sich besorgt: „Möchtest du einen Mediker sehen?"
Er winkte ab. „Nimm Platz", bat er sie. „Die Simulation, die du für mich hergerichtet hast, war von unglaublicher Einprägsamkeit. Mir fehlt nichts. Ich muß nur den Schock der Überraschung hinter mich bringen.
Sag mir: Was ist aus den Daten geworden, die Haemon von Tereomin in letzter Minute an die Bordpositronik der MERIBAN übertrug? Ich habe das Symbol gesehen, das der Kommandant des fremden Raumschiffs seiner Mitteilung anheftete, um sich als autorisiert auszuweisen - ein überaus beeindruckendes Symbol übrigens -, aber den Text des Vortrags, den der Fremde Haemon gehalten hat, kann ich nirgendwo finden."
„Es gibt ein paar Randbemerkungen in der Chronik der Familie der Tereomin, die sich auf diese Episode beziehen", sagte Theta von Ariga. „Aus einer von diesen geht hervor, daß der Inhalt der Ansprache, die der Fremde hielt, von Imperator Reomir persönlich zur höchstgeheimen Dienstsache erklärt wurde.
Wenn der Text überhaupt noch irgendwo gefunden werden kann, dann nur in den Archiven des imperialen Palasts."
„Ich verstehe", sagte Atlan. „Ich werde mich darum kümmern. Ob allerdings in den Palastarchiven nach zehntausendachthundert Jahren noch etwas zu finden ist, das möchte ich wohl bezweifeln."
„Während du in die Simulation vertieft warst, habe ich den Datenspeicher in Enderoas Hauscomputer durchsucht", bemühte sich Theta, die Sprache auf ein anderes Thema zu lenken. „Ich habe etwas gefunden, was dich wahrscheinlich interessiert."
Ihr Tonfall ließ Atlan aufhorchen. Sie reichte ihm ein kleines Stück Druckfolie. „Aus Enderoas Computer-Tagebuch", sagte sie dazu. „Der Eintrag liegt etliche Tage zurück. Ich weiß nicht, welche Teile der Tereomin-Chronik Enderoa bis dahin hatte einsehen dürfen."
Atlan nahm das Folienstück und las: „Kann verstehen, daß Pantero besorgt ist. Aber, bei den Göttern der Vergangenheit: So schlimm ist die Sache nun auch wieder nicht. Nichts, worüber man sich nach knapp elftausend Jahren den Kopf zerbrechen oder das Herz schwermachen sollte. Eine Schande für die Familie, gar für das ganze Volk? Unsinn!"
Atlan sah Theta an. Ein paar Sekunden lang verhielt er sich stumm. Sie sah ihm an, wie es in seinen Gedanken arbeitete. Dann legte er den Kopf in den Nacken und rief: „Servo! Eine Verbindung mit Mayhel Tafgydo."
Eine Bildfläche materialisierte aus dem Nichts. Mayhels langgezogenes Gesicht erschien wenige Augenblicke später. „Was hast du über Doxaplastid in Erfahrung bringen können?" fragte Atlan. „Ein Terraner namens Sedge Midmays war in dieser Hinsicht überaus hilfreich", antwortete die Medikerin. „Doxaplastid ist ein bewußtseinsumformendes Suggestivmittel, das in früheren Jahrhunderten als Droge gehandelt wurde, infolge seiner gefährlichen Nebenwirkungen jedoch schon lange nicht mehr in Gebrauch ist."
Atlan stand auf. Er nickte der Medikerin dankbar zu. „Danke", sagte er. „Das war alles, was ich noch zu wissen brauchte."
Bedauern zeigte Pantero von Tereomin höchstens darüber, daß die Sache ans Tageslicht gekommen war. Die Schuld an Enderoas Tod machte ihm offenbar überhaupt nicht zu schaffen. „Was Schande bedeutet und was nicht", sagte er, „ist dem Ermessen das einzelnen anheimgestellt. Diesen Abschnitt der Familienchronik hat seit Jahrtausenden niemand mehr zu Gesicht bekommen, auch kein Tereomin. Die Angelegenheit war ausgestanden, überwunden. Niemand wußte mehr davon, daß unsere Familie einst Schande auf sich und auf ganz Arkon geladen hatte. Irgendwo geisterte noch die Erinnerung umher, daß einer unserer Vorfahren in grauer Vergangenheit Leiter einer wichtigen Expedition gewesen war.
Daß sein Raumschiff RIUNAN hieß und daß er von einer Gruppe von Kriegsschiffen begleitet wurde, die unter dem Befehl des Kommandeurs der TARKONIS stand. Dann kam Enderoa daher. Er erwähnte die TARKONIS gewiß in aller Unschuld. Ich reagierte darauf. Ich ließ ihn Einsicht in die alten, verstaubten Abschnitte der Chronik nehmen." Er seufzte. „Und habe es seitdem bitter bereut. Das sind Dinge, die nicht mehr ans Licht der Öffentlichkeit
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