1557 - Die Bionten von Drumbar
Lachen aus – nur, um übergangslos wieder ernst zu werden. „Na gut, Wasserkopf. Du hättest zu Monos’ Kindern gehören können. Du hast dich dagegen entschieden. Ich gebe dir und deinen verdammten Leuten zwei Stunden Zeit, eure High-Tech-Vorräte heranzuschaffen."
„Wir tun es nicht", rief Faragit störrisch. Sein Schädel pendelte aufgeregt auf dem viel zu dünnen Hals, ihm brach am ganzen Körper kalter Schweiß aus. „O doch, Vorsteher!"
Pabradoor zog unvermittelt eine Waffe aus dem Gürtel, legte damit auf den Vorsteher an und sagte: „Meine Geduld ist nicht endlos, merke dir das. Sie ist sogar sehr begrenzt."
Plötzlich löste sich ein Blitz. Faragit kniff geblendet die Augen zu; und im selben Augenblick fühlte er, wie seine Beine vor furchtbarem Schmerz gefühllos wurden. Er brach zusammen wie ein gefällter Baum. Zuerst schlug er mit den Hüften auf, dann fingen die schwachen Ellenbogen den Sturz des hundertachtzig-Kilo-Körpers notdürftig ab.
Sein Schädel prallte heftig auf das Pflaster. „Nun, Vorsteher!" Ein schadenfrohes Grinsen überzog das Epsalergesicht des Generals. „Hoffentlich hast du jetzt begriffen, daß ich es ernst meine! Du hast zwei Stunden Zeit!"
Mit einemmal wieder zornentbrannt streckte er den Arm aus und deutete auf Nikki Frickel, die sich gemeinsam mit Nuurim dak Alban an Faragits Schultern zu schaffen machte. „Und du, Frau, komme mir nicht in die Quere! Denke nicht, daß du und dieses Raumschiff im Orbit mich halten könnten!"
Pabradoor drehte sich auf dem Absatz herum. An der Spitze seiner Leute schwebte er ins Schiff zurück.
Erst jetzt bemerkte Faragit, daß er blutete. Ein Strom roter Flüssigkeit rann über seine Stirn die Wangen hinab. Aber er war nicht schlimm verletzt, sein Schädel hatte schon ganz andere Schläge eingesteckt.
Schlimmer war es mit seinen Beinen. „Ich... ich kann nicht laufen", stöhnte er. „Helft mir hoch, zurück in die Siedlung."
„Eine Schockwaffe", erklärte Nuurim dak Alban. „Der General hat sie wie eine Neuropeitsche eingesetzt. Das wird drei bis vier Stunden lang weh tun."
„Und wann kann ich wieder laufen?"
„Wenn du Glück hast – morgen."
Faragit fluchte.
Indessen hatten die Frauen seine Schultern gepackt und versuchten, ihn wieder auf die Beine zu stellen. Er tat alles, um mitzuhelfen; allerdings ohne jeden Erfolg. Unterhalb der Hüfte reagierte kein einziger Muskel, so daß er aus eigener Kraft nicht einmal die Zehen hätte krümmen können. „Es hat keinen Sinn", stellte Nikki Frickel fest. „Wir zwei schaffen diesen Brocken nicht."
Aus den Augenwinkeln sah er, wie Nuurim dak Alban in Richtung der Hütten winkte. Sekunden später kamen ein paar der Ertruser herangestürmt. Während sie ihn auf die Arme nahmen, verlor er vor Schmerz das Bewußtsein.
Als Faragit wieder aufwachte, lag er in seiner Hütte auf dem Bett.
Der Schmerz hatte zwar ein wenig nachgelassen; doch dafür ging durch jede einzelne Muskelfaser der Beine ein heftiges Zucken. Er fühlte sich, als habe er Schüttelfrost.
Mit beiden Armen stemmte er sich hoch. Zumindest sitzen konnte er, nicht jedoch stehen oder gar laufen. „Wieviel Zeit ist vergangen?"
„Zehn Minuten nur", antwortete Wstavec.
Der Knochenzwerg drängte sich gemeinsam mit Nikki Frickel, den Ertrusern und dem Rest der TABATINGA-Gruppe im einzigen Zimmer. Nuurim dak Alban hatte sich neben ihn gesetzt. Er genoß so sehr ihre Blicke, die streichelnden Hände, daß er fast zu schnurren angefangen hätte. „Geht es wieder?" fragte die Biontin. Ihr Stirnauge schaute groß und voller Mitleid. „Ja. Aber wir müssen uns dringend etwas einfallen lassen."
„Ich schlage vor", meinte Nikki Frickel, „ihm zu geben, was er will."
„Nein!" Seine Antwort war ebenso heftig wie endgültig. „Warum nicht? Ihr benutzt eure High-Tech-Vorräte doch überhaupt nicht. Was bedeuten sie?"
„Es ist eine Frage des Prinzips", wehrte er ab. „Die Monkin haben nicht das Recht, uns etwas wegzunehmen. Wir sind dieselbe Brut.
Sie können uns nichts aufzwingen."
Nikki Frickel schüttelte den Kopf. Die Frau sah aus, als wolle sie jeden Augenblick mit bloßen Händen auf Faragit und seine Leute losgehen. „Ihr seid kein bißchen besser als die Monkin, verdammt!
Dieselbe Brut, so ist es. Dieselben kranken Verhaltensweisen, nur äußern sie sich unterschiedlich."
„Mag sein", blockte Faragit ab. „Und wenn wir täten, was du willst: Wer garantiert uns, daß die Monkin dann abziehen?
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