1557 - Die Blutbraut aus Atlantis
keine Diskussion ein. Was sie sich vorgenommen hatte, das zog sie gnadenlos durch.
Ein kurzer Ruck, dann der Biss!
Anatol Dujew spürte ihn über deutlich. An zwei Stellen an seiner linken Halsseite wurde die Haut aufgerissen. Es war kein sanfter Biss, es war mehr ein Hineinschlagen der beiden Hauer, die tief in das Fleisch seines Halses eindrangen, wobei sich der Mund der Vampirin zusammenzog, um besser saugen zu können.
Anatol Dujew dachte nicht mehr an Gegenwehr. Er fühlte sich plötzlich schlapp, und er wurde immer schlaffer.
Er spürte, wie seine Knie nachgaben, aber er fiel nicht zu Boden, weil ihn zwei Hände festhielten.
Isana hatte ihr erstes Opfer gefunden, und das würde sie bis zum letzten Blutstropfen aussaugen…
***
Keine Regeln, keine festen Gesetze. Sich nicht in ein Schema pressen lassen. Genau das waren die Direktiven der blonden Blutsaugerin Justine Cavallo.
Wenn sie mit Sinclair unterwegs war, kam es ihr nie in den Sinn, sich ihm zu unterwerfen. Sie zog ihr eigenes Spiel durch, und in diesem Fall besonders.
Ihre Gegnerin hatte sie noch nicht kennen gelernt, aber sie wusste, dass es spannend und gefährlich werden konnte. Um herauszufinden, ob dies auch stimmte, brauchte sie eine gewisse Freiheit.
Sie wollte sich nicht weiter in der Enge der kleinen Ortschaft aufhalten, sondern einen anderen Weg gehen als Sinclair.
Justine konnte sich irren. Sie konnte aber auch recht behalten.
Diese Blutbraut musste sich bei der Suche nach ihrem Bräutigam nicht unbedingt nur auf den kleinen Ort konzentrieren. Sie konnte auch ganz andere Wege gehen, und das wollte Justine herausfinden.
Da war ihr John Sinclair egal.
Alles lief für sie nach Plan. Auch der Diebstahl des Motorrads, das sie in einem Stall gefunden hatte, in dem ansonsten Hühner gackerten, die jetzt im Freien herumliefen.
Es war eine alte Maschine, und der Besitzer hatte sogar den Zündschlüssel stecken lassen. Darüber freute sich die Cavallo besonders.
Sie ging vorsichtig zu Werke, denn sie wollte keine Aufmerksamkeit erregen.
Sie schob die Maschine aus dem Stall, führte sie durch mehrere Hinterhöfe und startete sie erst, als sie die Straße erreicht hatte, die aus dem Ort führte.
Jetzt hatte sie freie Bahn.
Die Blutfrau war in der Nähe, das spürte Justine genau.
Sie nahm die Schwingungen der anderen Peson wahr, aber bekam sie nicht zu Gesicht.
Sie gab mehr Gas und fuhr mit ihrer Maschine auf eine Anhöhe, von der aus sie einen besseren Blick hatte.
Irgendwo musste sich die andere herumtreiben.
Linkerhand ragte eine recht hohe graue Felswand auf. Irgendein Titan schien sie in grauer Vorzeit dorthin gestellt zu haben, und sie würde Justine eine ideale Deckung bieten.
Sie fuhr darauf zu. Auf der holprigen Strecke bockte die Maschine immer wieder, und sie musste ihre Hände schon kräftig um die Griffe des Lenkers krallen, damit sie Kurs hielt.
Die Felswand rückte näher. Einen Weg gab es nicht, der bis zu ihr führte.
So rollte Justine über eine steinige Schotterpiste, aber die Maschine schaffte auch sie.
An der Felswand stoppte sie. In ihrem Rücken baute sie sich jetzt als hohe Deckung auf.
Der Blick nach vorn war frei, und genauso hatte sie es sich gewünscht.
Sie konnte nach vorn und auch nach oben schauen.
Sie bockte die Maschine auf und lehnte sich mit dem Rücken gegen das Gestein. Sie war zufrieden mit sich.
Jetzt brauchte sie eigentlich nur noch zu warten, bis ihre Konkurrentin erschien.
Die Ahnung, dass sich die Blutbraut nicht im Ort aufhielt, wurde immer stärker in Justine. Sie war sich jetzt fast sicher, dass sie ihre ersten Zeichen nicht im Dorf, sondern weit davon entfernt setzen würde.
Wenn die Dunkelheit über das Land hereingebrochen war, dann würde sie wie ein Phantom aus der Luft über die Menschen herfallen und sich ihr Blut holen.
Ein John Sinclair dachte nicht so.
Er war auch kein Vampir und konnte sich nicht in die Denkweise eines Blutsaugers hineinversetzen.
Sinclair ein Vampir!
Dieser Gedanke hatte schon etwas für sich.
Nicht zum ersten Mal stellte sie sich das vor. Sein Blut in ihrem Körper, das wäre das Größte gewesen.
Aber Sinclair besaß das Kreuz, und er konnte es zu einer ultimativen Waffe aktivieren, und davor fürchtete sich die Cavallo. Denn sie war nicht unverwundbar, auch wenn ihr Kugeln nichts anhaben konnten und sie mit besonderen Kräften ausgestattet war.
Die Blutbraut befand sich in der Nähe. Nicht eben sichtbar nah, aber Justine spürte sie. Sie
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