1557 - Die Blutbraut aus Atlantis
auf dem Rücken lag, wusste er in diesen Augenblicken nicht.
Irgendwann wurde ihm bewusst, dass er etwas tun musste, und so raffte er sich auf, um auf die Beine zu gelangen. Alles ging bei ihm langsamer als sonst. Er winkelte die Arme an, damit er die Ellbogen als Stütze nehmen konnte, und geriet so in eine sitzende Haltung.
Viel besser ging es ihm dabei nicht. Die Schmerzen peinigten weiterhin seinen Kopf, aber Anatol wollte weiterfahren und seinen Auftrag erfüllen.
Er musste hoch!
Plötzlich war der Fuß da.
Ein nackter Fuß, das sah er noch. Auch die graue Haut.
Dann erhielt er einen Tritt gegen die Brust, der ihn wieder zurückschleuderte, sodass er auf dem Rücken liegen blieb und sich nicht mehr rührte.
Dafür konnte er nur staunen!
Anatol hatte einen Schlag gegen den Kopf erhalten. Das war ihm klar, das nahm er auch hin, doch was er jetzt sah, ließ ihn an seinem Verstand zweifeln.
Vor ihm stand eine nackte Frau mit grauer tätowierter Haut und grellroten Haaren.
Sie glotzte auf ihn nieder, und ihr rechter Fuß blieb dabei auf seiner Brust.
Aber er sah noch mehr, denn hinter ihrem Rücken hob sich etwas ab, das ihn an zwei graue dünne Schatten erinnerte. Er konnte damit nichts anfangen und vergaß dieses Phänomen erst mal.
Er war wieder so weit hergestellt, dass er auch die Augen der Frau sah. Sie schauten gnadenlos auf ihn nieder. Da gab es keine Spur von Menschlichkeit, diese Augen waren einfach nur kalt und ohne jedes Gefühl.
Nichts an der Frau bewegte sich. Abgesehen von den Haaren, durch die der leichte Wind fuhr. Bis zu dem Augenblick, als sich ihre geschlossenen Lippen öffneten, sodass Anatol sah, was diese Person tatsächlich darstellte.
Zwei Zähne traten spitz hervor.
Zwei sehr lange Zähne, die ihn schon fast an kleine Säbel erinnerten.
Im ersten Moment war er völlig durcheinander. Es schöss einfach zu viel durch seinen Kopf, und er war nicht mehr in der Lage, die Dinge zu ordnen. Dabei wusste er, dass es eine Erklärung für diese Erscheinung gab, aber die lag sehr weit weg, und sie war auch nicht natürlich.
Diese Rothaarige mit der tätowierten Haut konnte eigentlich kein Mensch sein.
Dagegen wehrte er sich mit allen Sinnen.
Kein Mensch!
Für solche Wesen gab es einen anderen Ausdruck, und der fiel ihm tatsächlich nach einigem Nachdenken ein.
Das war ein Vampir! Eine Frau, die sich von Menschenblut ernährte. Weshalb sonst hätte sie mit diesen langen Zähnen herumlaufen sollen?
Aber gab es die Vampire wirklich?
Darauf fand er keine Antwort. Bisher hatte er nicht daran geglaubt, auch wenn in seiner Heimat der Glaube daran durchaus noch vorhanden war. Nun sah er die Dinge anders.
Dieses Wesen war echt. Und es wollte ihn, es wollte sein Blut. Etwas anderes konnte er sich nicht vorstellen.
Plötzlich vernahm er Laute, die er noch nie von sich gehört hatte. Sie wurden tief in seiner Kehle geboren. Es war mehr ein Krächzen und hatte nichts Menschliches mehr an sich. Aber sie zeugten von der Angst, die ihn erfasst hatte.
Allmählich wurde der Druck auf seiner Brust unerträglich. Aber die Frau dachte gar nicht daran, ihren Fuß wieder zurückzunehmen. Sie ließ ihn dort, und sie schaute mit einem eisigen Blick auf ihn nieder, während ihre Zungenspitze erschien und sie damit die Konturen ihrer Lippen nachleckte.
Es brauchte nichts zwischen ihnen gesprochen zu werden. Die Fronten lagen klar. Er war das Opfer, sie die Königin.
Alles andere konnte er vergessen. Es gab nichts dazwischen.
Urplötzlich zog Isana ihren Fuß wieder zurück. Endlich konnte Anatol wieder frei atmen. Er saugte die Luft ein, und er spürte, dass ihm dabei schwindlig wurde und er den Eindruck hatte, wieder in die Bewusstlosigkeit abzutrudeln.
Er wurde hochgerissen. Auch das geschah für ihn völlig unerwartet, obwohl er damit durchaus hätte rechnen müssen. Er war kein Leichtgewicht, aber die Frau brauchte nur eine Hand, um ihn auf die Beine zu stellen. Der nächste Stoß versetzte ihn in eine Drehung, die erst gestoppt wurde, als er mit dem Rücken gegen den Kotflügel prallte.
Jetzt hatte sie ihn in der richtigen Position, um den Biss ansetzen zu können.
Er riss die Augen weit auf. Das fremde Gesicht schwebte dicht vor ihm, doch er sah davon nur wenig. Er starrte nur auf den weit geöffneten Mund und auf die beiden Zähne, die leicht gekrümmt waren und spitz zuliefen.
»Bitte - bitte - ich…«
Er wollte noch etwas sagen, was ihm aber nicht mehr gelang. Die Frau ließ sich auf
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