1558 - Pentaskopie
unbemannte Sonde startklar machen.
Das kleine Gerät von der Form eines Torpedos arbeitete mit einem Gravo-Pak als Antriebssystem. Im Sensorkopf war eine optische Beobachtungseinrichtung untergebracht sowie zwei unterschiedliche Energieorter.
Die Sonde wurde gestartet und verschwand im Nebel. An zwei Bildschirmen verfolgten die Frau und die Männer den Flug des Objekts, das automatisch einen Bodenabstand von einhundert Metern einhalten würde.
Als die Sonde den Hang des Bergrückens erreichte und an Höhe gewann, gab der Hyperenergieorter einen kurzen Impuls ab, der aber nur noch verstümmelt ankam. Unmittelbar darauf wurde der Bildschirm der Optik dunkel, und die Funkverbindung riß ab. Die akustischen Lauscheinrichtungen des Arkonidengleiters meldeten kurz darauf den Aufprall der Sonde noch auf dieser Seite des Berges.
Der Arkonide schwieg betreten. „War das der Beweis, den du gesucht hast?" fragte Rimac Huascar.
Tassagol nickte. „Wir fliegen zurück nach Ybor", entschied er.
*
Als Nikki Frickel wieder zu sich kam, hatte sie das Gefühl, mit dem Kopf gegen eine Felswand gerannt zu sein.
Der Schädel brummte gewaltig.
Sie wollte die Augen öffnen, aber das funktionierte nicht. Auch gelang es ihr nicht, die Hände koordiniert zu bewegen. Sie ahnte, was das bedeutete. Irgend jemand mußte mit einem Paralysator auf sie gefeuert haben. Das erklärte auch die Bewußtlosigkeit. Und jetzt arbeitete das Gehirn wieder, aber die Nervenfunktionen des Körpers waren noch gestört.
Sie wußte, daß diese Beeinträchtigungen bald abklingen würden, und faßte sich in Geduld. Ihre Lippen ließen sich schon bewegen, aber sie konnte noch keine Worte formen.
In ihrer Nähe hörte sie ein Stöhnen. Wahrscheinlich handelte es sich dabei um Merlin Pitts oder Janasie.
Sie rief sich die letzten Erinnerungen vor der Bewußtlosigkeit ins Gedächtnis zurück. Der Boden war unter ihren Füßen verschwunden, und ein Abgrund hatte sich aufgetan.
Ihr war klar, daß das keine Realität gewesen sein konnte, denn dann wäre sie nicht mehr am Leben. Da alles auf Aktivitäten der Nakken hinwies, was hier geschah, vermutete sie sicher nicht zu Unrecht, daß hier mit räumlichen Spiegelungen oder Raum-Zeit-Verfaltungen gearbeitet worden war.
Wenn Janasie die Wahrheit gesagt hatte, und davon ging die Terranerin aus, dann befand sich hier in einem zerklüfteten Talkessel eine Forschungsstation der Nakken. Die Gastropoiden legten offensichtlich keinen Wert darauf, daß sie entdeckt oder bei ihren geheimnisvollen Experimenten gestört wurden.
Das Lähmfeld unterstrich diese Vermutung ebenso wie das Auftauchen des transparenten Bionten mit dem Aussehen Sigrats und das Aufsplittern ihrer Gruppe durch den Einsatz einer Raum-Zeit-Verfaltung mit gleichzeitiger räumlicher Versetzung.
Pentaskopie, das mußte der entscheidende Begriff sein. Janasie hatte ihn bei dem geistigen Kontakt mit ihrem Freund Sigrat aufgeschnappt.
Nikki konnte sich vorstellen, was darunter zu verstehen war - die Fähigkeit, fünfdimensionale Zusammenhänge anschaulich zu erkennen. Oder wie die Nakken es ausdrückten: in den Hyperraum zu blicken.
Schließlich wichen die letzten Lähmungserscheinungen. Sie konnte die Augen öffnen und auch den Kopf bewegen.
Sie richtete sich auf und blickte sich um.
Da war die Felshalde, die sie kurz vor dem seltsamen Zwischenfall erklommen hatten. Nikki hockte auf einem flachen Stein. Von einem Abgrund war nichts zu sehen.
Wenige Meter neben ihr kauerten Merlin Pitts und Janasie verkrümmt auf dem Boden. Der Funkspezialist bewegte sich unruhig, aber die Biontin gab kein Lebenszeichen von sich.
Nikki Frickel schwankte noch ein wenig, als sie ganz aufstand. Sie schimpfte vor sich hin, als sie sich zu Janasie begab und sie untersuchte. Das zierliche Klon-Geschöpf lebte. Bei ihrem schwachen Körperbau mußte der Paralysebeschuß besonders nachhaltig gewirkt haben.
Die Frau zuckte bei diesem Gedanken zusammen. Jemand mußte auf sie und ihre Begleiter geschossen haben!
Wer? Und wo steckte dieser Bursche?
War es denkbar, daß die Nakken so brutal angegriffen hatten?
Sie blickte sich erneut um.
Der Felshang bot eine so große Zahl an Versteckmöglichkeiten, daß es unmöglich war zu erkennen, von wo aus gefeuert worden war. „Ihr wollt uns abschrecken!" rief sie laut und ließ ihrem Ärger freien Lauf. „Aber bei mir bewirkt ihr damit genau das Gegenteil. Ich werde dann besonders hartnäckig."
Zu ihrer Überraschung bekam
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