1558 - Pentaskopie
eine geistige Brücke zu ihrem Partner Sigrat würde schlagen können.
Eine Kernfrage blieb. Warum stellten die Nakken das alles an? Warum entführten sie Bionten?
Warum brachten sie diese mit ihren fünfdimensionalen Experimenten in Verbindung?
In Nikki Frickels Gedankenkette fehlte das Glied, das dem Geschehen Logik vermittelte.
Daneben gab es andere Fragen wie zum Beispiel die nach dem Hyperfunksender und dem geheimnisvollen Hilferuf. Sicher standen all diese Punkte miteinander in Verbindung.
Für den Hilferuf hatte die Frau inzwischen eine Deutung parat, aber noch behielt sie ihre Meinung für sich.
Vielleicht würde sie Merlin Pitts darauf ansprechen, aber das hatte keine Eile. Der Funkspezialist zermarterte sich sicher auch das Gehirn ob der vielen seltsamen Geschehnisse.
Nikki Frickel beobachtete die kleine Janasie, die unruhig auf und ab ging. Ihr Gesicht mit den übergroßen Augen war starr wie eine Maske. „Was hast du?" Die Terranerin trat neben die Biontin. „Ich bin für unsere Verhältnisse eine alte Frau", antwortete das zierliche Geschöpf. „Ich müßte längst gestorben sein. Ich habe keine Todesahnung, aber mein Verstand sagt mir, daß ich nicht mehr lange leben werde. Ich kann keine Nahrung mehr richtig verarbeiten. Früher war ich auch nicht so dünn."
„Sind die Strapazen zu groß für dich?"
„Nein." Janasie lachte. „Das ist es nicht. Ich hänge sehr an Sigrat. Für alle Bionten bedeutet eine Partnerschaft etwas mehr, als ihr verstehen könnt, denn wir haben ja keine Nachkommen. Ich möchte Sigrat wenigstens noch einmal begegnen, bevor ich mein Leben beende. Ich verdanke ihm sehr viel, und das möchte ich ihm sagen.
Leider sind die Umstände so, daß ich nicht weiß, ob es diese Begegnung noch geben wird. Daher rührt mein Unbehagen."
„An Merlin und mir soll es nicht liegen, wenn es um die Erfüllung dieses verständlichen Wunsches geht. Aber du weißt, daß wir nur wenig Handlungsspielraum haben."
„Natürlich." Janasie lächelte. „Ich meine nur, daß wir irgendwann in die unterirdische Station dieser Nakken gelangen müssen. Sonst werde ich meinem Sigrat nie mehr in Wirklichkeit begegnen."
„Wenn meine Überlegungen richtig sind", meinte Nikki Frickel, „dann sind seine Möglichkeiten, etwas zu tun, besser als unsere."
Das Gesicht der Biontin begann zu zucken. Sie schloß die Augen und fiel steif wie ein Brett um.
Nikki Frickel fand gerade noch Zeit, sie aufzufangen und sanft ins Gras zu legen. „Was ist passiert?" Merlin Pitts kam hinzu. „Ich weiß es nicht", gab die Frau zur Antwort. „Sie fiel auch in eine Art Ohnmacht, als Sigrat den ersten geistigen Kontakt zu ihr herstellte. Vielleicht geschieht jetzt etwas Ähnliches."
Der Atem des kleinen Wesens ging gleichmäßig und ruhig. Die Minuten verstrichen, ohne daß etwas geschah.
Die Sonne Uliha stand schon nahe dem Horizont, und in der Ferne schoben sich dunkle Wolkenbänke zusammen.
Nach etwa einer halben Stunden öffnete Janasie ihre Augen wieder. Sie richtete sich auf und blickte ihre beiden Begleiter an.
Nikki Frickel ließ ihr Zeit, bis sie von sich aus sprach. „Ich hatte geistigen Kontakt mit Sigrat", berichtete die Biontin. „Er mußte sehr behutsam sein, damit seine Tätigkeit nicht von den Nakken bemerkt wurde. Daher war die Verbindung einseitig. Ich konnte ihm nichts mitteilen. Aber er hat mich viele Dinge wissen lassen und mich aufgefordert, sie an euch weiterzugeben. Er und die anderen brauchen unsere Hilfe dringend. Ich hoffe, ich habe alles richtig behalten."
Janasie berichtete über das, was Sigrat von seinen nakkischen Herren erfahren hatte und worin die Aufgabe der Bionten bestehen sollte. Mit jedem Satz verstanden Nikki Frickel und Merlin Pitts etwas mehr.
Schon vor vielen Jahren hatten die Nakken bei den Produkten aus den cantarischen Klon-Fabriken Anzeichen einer latenten Begabung entdeckt. Diese bezog sich auf das Verständnis von fünfdimensionalen Vorgängen und darauf, diese Dinge auf den eigenen Körper anzuwenden. Sie nannten das Pentaskopie.
Sie entwickelten die Theorie, diese Fähigkeiten durch eine besondere Ausbildung zu fördern und zu entwickeln.
Ursprünglich hatten einige von ihnen wohl nur daran gedacht, das eigene Potential an 5-D-Wesen zu vergrößern, aber da war ja noch eine andere Aufgabe, die dringender als alles andere nach Helfern verlangte.
Die Nakken nannten das die Suche nach dem Inneren. Was genau sie damit meinten, hatten sie den entführten
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