156 - In den Katakomben von St. George
wieder gegen Asmodis gestellt, sondern sich mit ihm arrangiert.
Seither regierten Vater und Sohn gemeinsam die Hölle, aber jene, die Loxagon zu kennen glaubten, waren der Überzeugung, daß das nicht von Dauer sein konnte.
»Por wird hier sterben!« entschied der Teufelssohn.
Warren Chamberlain lachte das Herz im Leibe.
Er würde dabeisein, wenn der abtrünnige Teufel bestraft wurde.
Er, ein gewöhnlich Sterblicher! Der Leichenbestatter war so aufgeregt, daß er wie im Fieber zitterte.
Sie befanden sich in seiner geräumigen Wohnung über dem Beerdigungsinstitut. Es war Samstag, der Betrieb ruhte. Einen günstigeren Zeitpunkt hätte sich Loxagon für seinen Besuch nicht aussuchen können.
»Ihr bringt Por hierher!« sagte Loxagon.
Warren Chamberlain rutschte unruhig auf dem Stuhl hin und her. Hatte er den Teufelssohn richtig verstanden?
Er wies auf sich. »Meinst du auch mich? Ich soll mithelfen, Por herzubringen?«
Als Loxagon das bestätigte, sprang Chamberlain auf, als hätte sich sein Stuhl in eine glühende Herdplatte verwandelt. Er rannte im Raum hin und her.
Ich bin dabei! dachte er aufgewühlt. Der Sohn des Teufels betraut mich, mich mit einer Aufgabe!
»Doch das ist noch nicht alles«, sagte Loxagon.
Er forderte den Leichenbestatter auf, sich zu setzen.
Warren Chamberlain gehorchte sofort, obwohl es ihm schwerfiel.
»Ich möchte, daß ihr Yuums Auge zerstört«, sagte Loxagon.
»Yuums Auge?« fragte der Bestattungsunternehmer. »Was ist das?«
»Es befindet sich im Keller des Hauses, in dem der ›Weiße Kreis‹ wohnt«, erklärte Loxagon. »Mit seiner Hilfe können unsere Feinde schwarze Aktivitäten sehen und gegen sie vorgehen. Das Auge ermöglicht ihnen die großen Erfolge. Wenn es nicht mehr existiert, tappen sie wie Blinde umher.«
»Yuums Auge übernehme ich!« sagte der bärtige Riese. »Ich werde es vernichten!«
Loxagon nickte zufrieden. Er war überzeugt, daß Kayba der richtige Mann dafür war.
***
Shelley Robinson drängte sich zur Eile. Sie wußte nicht, wie lange ihr Vater außer Haus bleiben würde. Wenn er zurückkam, durfte sie nicht mehr hier sein.
Und der Satanskristall auch nicht.
Vater hätte nicht zugelassen, daß sie das Haus mit seinem Kristall verließ. Im Moment war er - beeinflußt vom Kristall - bestimmt zu allem fähig. Es war wie eine verderbliche Sucht, den Höllenkristall zu besitzen. Selbst konnte und wollte Professor Robinson sich nicht davon befreien, also mußte es seine Tochter für ihn tun.
Shelley eilte durch die Halle und blieb vor der Tür stehen, die in das Arbeitszimmer ihres Vaters führte. Ihr Herz schlug bis zum Hals hinauf.
Sie lauschte, klopfte sicherheitshalber an die Tür, erwartete aber keine Reaktion. Nervös drückte sie die Klinke nach unten und betrat mit zitternden Knien den düsteren Raum, Sie schluckte trocken, als ihr Blick auf den unheimlichen Kristall fiel.
Eigentlich ist Vater sehr unvorsichtig, ging es ihr durch den Kopf. Er geht aus dem Haus und läßt den Kristall hier so frei herumliegen. Wieso macht er sich nicht die Mühe, ihn wegzuschließen? Ist er davon überzeugt, daß der Kristall gewissermaßen selbst auf sich aufpaßt?
Sie näherte sich dem glänzenden Gegenstand mit unbeschreiblichen Gefühlen.
Draußen bog Professor Paul Robinson, vom Grosvenor Square kommend, in die Dover Street ein. Er ging schnell, als drängte ihn etwas nach Hause.
Shelley schlich hingegen wie eine Schnecke durch das Arbeitszimmer, Jeder Schritt kostete sie Überwindung. Sie erreichte den Schreibtisch und biß sich auf die Lippen. Sie war so aufgeregt, daß sie fast daran zweifelte, durchzustehen, was sie sich vorgenommen hatte.
Was ist denn schon dabei? sagte sie sich wütend. Du nimmst diesen idiotischen Kristall, legst ihn in den Lederbeutel und rennst aus dem Haus.
Paul Robinson erreichte das Nachbarhaus. Seine Miene war so finster, als würde er sich über etwas maßlos ärgern. Er schob die Hand in die Hosentasche und nahm die Schlüssel heraus.
Shelley ging um den Schreibtisch herum. Zögernd steckte sie die Hand nach dem Kristall aus. Angeblich ließ er sich nicht von jedem berühren.
Stimmte das, oder war es nur irgend jemandes Erfindung?
Gleich wirst du es wissen! dachte das Mädchen.
Paul Robinson schloß die Tür auf. Obwohl es absolut still im Haus war, hörte es Shelley nicht. Die Aufregung machte sie taub, brauste laut in ihren Ohren.
Gebannt starrte sie auf den Kristall des Unheils.
Professor Robinson
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