1560 - Ahnenfluch
er sich die Passagiere genauer an, aber eine Person, die ihm verdächtig erschien, sah er nicht. Außerdem waren die meisten damit beschäftigt, sich um ihren Imbiss zu kümmern. Kaum jemand schenkte Suko einen Blick.
Er ließ sich wieder auf seinen Platz fallen und hörte Shaos Frage: »Na, hast du John erreicht?«
»Habe ich.«
Sie schaute ihn gespannt an. »Und?«
»Er wird alles regeln. Er wird uns am Flughafen erwarten. Dann können wir gemeinsam feststellen, wer erschienen ist, um den Sarg abzuholen.«
»Das ist gut.«
Suko lächelte. »Bist du jetzt beruhigter?«
»Kaum. Es liegt noch ein langer Flug vor uns.« Sie warf ihre langen Haare zurück.
»Es ist noch nicht alles gelaufen, das sage ich dir. Noch längst nicht.«
»Du solltest versuchen, Ruhe zu finden und nicht mehr daran zu denken.«
»Ich bemühe mich ja. Aber ich kann dir nicht versprechen, dass es auch klappt.«
Sie hob unbehaglich die Schultern, die unter einem weichen hellroten Pullover verborgen waren. »Ich werde einfach die Vorgänge der vergangenen Nacht nicht los.«
»Das ist nicht gut.«
»Weiß ich selbst. Aber was soll ich machen? Zudem sitzen wir in einem Flugzeug, aus dem wir nicht einfach aussteigen können, sollte etwas passieren. Das kommt noch hinzu.«
»Ich weiß. Aber es wird schon alles gut gehen, mach dir da mal keine Gedanken.«
Shao ließ auf ihrer Stirn ein Faltenmuster entstehen.
»Das sagst du so. Aber du weißt auch, welche Mächte manchmal aufgewühlt werden können.«
»Hier nicht.«
»Warten wir es ab. Noch sind wir nicht gelandet.«
Suko wollte nicht mehr über das Thema sprechen. Das merkte auch Shao und hielt sich zurück.
Der Flieger lag ruhig in der Luft, die Stewardessen sammelten die Reste der Mahlzeit ein und die meisten Augen waren auf die Bildschirme gerichtet, wo eine Komödie lief, die man schon als Klamotte bezeichnen konnte. Suko wollte sich das nicht antun und so schloss er die Augen und lehnte sich in seinem Sitz zurück.
Auch Shao war jetzt ruhig und hielt die Augen geschlossen.
Suko war bald eingeschlafen, doch es war kein Schlaf, der wirklich eine Erholung brachte.
Etwas störte ihn. Während er in seinem Sitz hockte und schlief, war sein Unterbewusstsein hellwach. Es glich einer Warnstation, die sich ständig meldete, ohne dass Suko jedoch davon erwachte.
Etwas schien auf ihn zuzukommen, um von ihm Besitz zu ergreifen. Noch war es für ihn nicht so störend, dass er erwacht wäre, doch mit der Schlafruhe war es vorbei. Hin und wieder zuckte der Körper des Inspektors, und er flüsterte sogar einige Worte, die so leise waren; dass sie nicht einmal von Shao gehört wurden. Bis er erwachte.
Suko schlug die Augen auf und war ohne Übergang hellwach.
Er saß im Flugzeug. Sein Gehirn brauchte nicht mal eine Sekunde, um dies zu registrieren. Er sah neben sich Shao sitzen und erkannte auch die anderen Passagiere.
Suko atmete tief durch. Er setzte sich auch aufrechter hin. Für eine bequeme Schlafhaltung sah er keinen Grund mehr. Er dachte auch über das Erwachen nach, das er nicht als natürlich ansah, denn er fühlte sich nicht ausgeschlafen.
Etwas hatte ihn während des Schlafs gestört, das wusste er jetzt. Die übrigen Passagiere verhielten sich ruhig, fast zu ruhig. Suko kam es so vor, als wären sie alle eingeschlafen.
Er beugte sich nach vorn und schaute über die Sitzlehne vor sich.
Sein Blick schweifte durch die Maschine, und er musste erkennen, dass die Menschen tatsächlich schliefen, als wäre ihnen ein Schlafmittel verabreicht worden.
Und doch sah alles normal aus. Es gab nichts, was auf eine Gefahr hindeutete.
Aber Suko war misstrauisch. Auch fühlte er sich irgendwie mitgenommen.
Plötzlich schoss ihm ein Vergleich durch den Kopf. Es erging ihm ähnlich wie in der letzten Nacht. Da war die Atmosphäre im Hotelzimmer auch eine andere geworden.
Suko wartete ab. Jetzt war sein ganzer Körper angespannt. Er wusste, dass sich etwas veränderte, doch es war noch nichts zu sehen.
Suko zwinkerte. Ihm war etwas aufgefallen. Etwas war blitzschnell und schattenhaft durch die Luft gehuscht.
War es grün?
Es war wieder weg, aber es kehrte zurück, war in ein grünes Licht eingebettet und sah jetzt doppelt so stark aus. Es war nicht zu beschreiben, aber das hatten Suko und Shao schon in der vergangenen Nacht in ihrem Hotelzimmer erlebt.
Und jetzt war es im Flieger!
Noch bestand keine konkrete Gefahr.
Die Passagiere hatten nichts bemerkt, und doch hielt Suko es für
Weitere Kostenlose Bücher