1562 - Totentanz im Tanga-Club
wirst mich dabei nicht stören.«
»Bist du sicher?«
»Ja. Du liegst hier zu meinen Füßen. Ich werde mich hüten, dein Kreuz zu berühren, aber ich stehe dort, wo es weh tut.«
Das demonstrierte sie mir. Ihr Fuß stand auf meinem Bauch und presste ihn zusammen, sodass mir die Luft wegblieb und ich nicht sprechen konnte, auch wenn ich es gewollt hätte.
Sie kannte das Kreuz. Sie wusste auch, welche Kräfte es freisetzen konnte. Wenn ich es aktivierte, würde Assunga es schwer haben, zu entkommen. Ich tat es nicht, denn ich wusste, dass mich Assunga nicht ausschalten würde.
Dafür gab es ganz praktische Gründe. Sie und Dracula waren zu Todfeinden geworden, und ich zählte ebenfalls zu den Feinden des mächtigen Vampirs. So hoffte Assunga noch immer, dass ich sie im Kampf gegen Mallmann unterstützte.
Wir waren in diesem Fall gewissermaßen Verbündete, auch wenn wir uns gern gegenseitig ausgeschaltet hätten.
Ich hatte Schwierigkeiten mit der Atmung, was Assunga bemerkte. Deshalb hob sie ihren Fuß etwas an.
»Reicht dir das?«
»Ist schon okay«, flüsterte ich.
»Dann mische dich nicht in meine Angelegenheiten. Ich mag es nicht, wenn meine Dienerinnen gedemütigt oder gejagt werden. Wer immer Cora Bendix getötet hat, er wird es nicht überleben.«
Das Versprechen klang alles andere als gut, und ich fragte mit leiser Stimme: »War sie denn eine Hexe?«
»Ja und nein.«
»Ah, du bist dir nicht sicher?«
»Sie war noch eine Schülerin. Sie sollte in dieser Nacht in unseren Kreis aufgenommen werden. Meine anderen Freundinnen gehören bereits zu mir. Sie warten schon darauf, dass ich ihnen mein Reich zeige, in dem sie sich wohl fühlen werden. Nur Cora hat noch gefehlt. Ich werde sie nie mehr zu mir holen können. Man hat ihr die Chance genommen, und dafür werde ich mich rächen.«
»Dann wusste man über die Frauen hier Bescheid. Haben die Menschen geahnt, wer sie tatsächlich sind?«
»Ja, das muss wohl so sein. Meine Freundinnen haben sich vielleicht nicht geschickt genug verhalten. Man wusste also Bescheid, und wer in diesem Ort wohnt, der hängt noch einem bestimmten Glauben nach, was Cora zum Verhängnis wurde.«
»Ach ja, man glaubt hier also noch an Hexen?«
»Nicht so wie früher, John. Aber gewisse Dinge halten sich auch über Jahrhunderte hinweg. So ist die Geschichte, die man niemals vergessen sollte. Noch mal, John Sinclair. Ich habe eine Aufgabe zu erledigen, und ich werde sie durchziehen. Dieser Bastard hat die Frauen ausgenutzt, hat sie bedrängt, er hat sie gequält. Er ist ein Sadist gewesen, auch wenn er sich nach außen hin nicht so gegeben hat, aber seine Zeit ist abgelaufen.«
Das musste ich akzeptieren. Ich kannte Assunga lange genug. Sie war jemand, die immer konsequent ihren Weg ging und sich dabei durch nichts aufhalten ließ.
Zwischen uns war es still geworden. Ich dachte daran, dass sie mal ein Skelett gewesen war und sich erst wieder hatte neu erschaffen müssen. Von ihrer früheren Gestalt war nichts mehr vorhanden. Wer sie nicht näher kannte, hätte sie als eine faszinierende Frau beschrieben, und wenn sie den Mantel öffnete und dabei das gelbe Futter präsentierte, dann fiel der Blick des Betrachters auch auf ihren nackten Körper, dessen Anblick einen Mann schon um den Verstand bringen konnte.
Sie war irgendwie mit der Vampirin Justine Cavallo zu vergleichen. Mich hätte es sogar interessiert, wer bei einem Kampf dieser beiden Gestalten wohl als Sieger hervorgegangen wäre.
Ich schüttelte die Gedanken daran ab. Ich war entschlossen, nicht aufzugeben, und hörte plötzlich den irren Schrei, der nicht von einer Frau stammte.
Ihn konnte nur Alan Sutler ausgestoßen haben.
Assunga nickte mir zu. Dabei lächelte sie sogar. »Jetzt stirbt er, John. Er verglüht in unserem Hexenfeuer. Du hast ihn nicht mehr retten können.«
Ich drehte nicht durch, aber ich ließ mich auch nicht fertigmachen. Blitzschnell griff ich nach dem Fuß der Hexe, der noch immer auf meinem Körper stand. Sie war keine Geistergestalt. Sie präsentierte sich mir aus Fleisch und Blut, und eine Sekunde später zerrte ich an ihrem Standbein und riss es zur Seite.
Die mächtige Assunga kippte über mich hinweg. Ich dachte im Moment nicht mehr an sie, sondern nur an den Mann, den ich retten musste, egal, was er alles auf dem Kerbholz hatte.
Ich sprang auf die Beine und erhielt einen Schlag in den Nacken, der mich fast paralysierte.
Für einen Moment konnte ich mich nicht mehr bewegen. Ich
Weitere Kostenlose Bücher