1565 - Feuerhand
war uns auch nicht zumute, aber Jane musste mich einfach umarmen.
Ich nahm danach auf einem zweiten Stuhl Platz. Auch ich trank Wasser.
Dach nickte ich Jane zu. »Das ist haarscharf für dich gewesen.«
»Weiß ich.«
»Jetzt kannst du dich bei Justine bedanken.«
Sie senkte den Kopf, als wäre ihr dies peinlich. Wahrscheinlich stimmte das auch.
Ich streichelte über ihr Haar und sprach das Thema nicht weiter an.
Das tat sie dann für mich. »Du bist entkommen, John. Hast du etwas erreichen können?«
»Nein, nicht praktisch. Nur theoretisch.«
Jane staunte. »Ach, und wie das?«
»Hier laufen zwei Fälle zusammen, denke ich. Und mit einem bin ich befasst. Mike Dexter, der Flammenmann, von dem ich dir kurz am Telefon berichtet habe. Ich weiß jetzt, dass er es ist, der nicht nur dem Feuer widersteht, aus welchen Gründen auch immer, er ist sogar noch ein Blutsauger, und genau das macht die Sache so ungewöhnlich und leider auch kompliziert.«
Jane nickte, als sie flüsterte: »Das habe ich auch gesehen. Ich wollte es zuerst nicht glauben, dann aber sah ich seinen offenen Mund und die beiden Vampirzähne. Da war mir alles klar.«
»Ja, und er ist ein Vampir, der selbst dem heißesten Feuer widersteht. Unbegreiflich.«
»Du sagst es, John. Wobei ich mich frage, wer ihn zum Vampir gemacht haben kann.«
»Du kennst die Antwort doch.«
»Dracula II!«
»Wer sonst?«
Jane blies die Luft aus. »Das muss so sein. Justine hat ihn gespürt. Dracula II muss auf diesen Feuerteufel gestoßen sein und hat dessen Blut getrunken.«
Ich musste lachen. »Dabei hätte ich nie gedacht, dass sich ein Vampir an einem Geschöpf vergreift, das - na ja, das eigentlich schon gezeichnet ist. Denn die Zeugen haben ihn ohne die beiden Blutzähne gesehen. Wäre es anders gewesen, hätten sie etwas gesagt.«
»Das denke ich auch. Also haben wir es jetzt nur mit einem Fall zu tun, auch wenn er sich aus zweien zusammensetzt.«
»Du sagst es.«
Wir hörten im Flur die Geräusche von Schritten. Wenig später betrat Justine Cavallo die Küche. Sie lächelte. Wie ich sie kannte, war dieses Lächeln nicht echt.
»Hi, Partner«, begrüßte sie mich.
Ich winkte nur ab.
Sie setzte sich mit einer Pobacke auf den Tisch.
»Es steht nun mal fest, dass ich Jane das Leben gerettet habe«, sprach mich die Vampirin an. »Oder?«
»Ja, das steht fest. Aber was soll Jane machen? Vor dir auf die Knie sinken und vor Dankbarkeit vergehen?«
»Nein. Ich will nur nicht, dass sie das vergisst.«
»Da musst du keine Sorge haben«, sagte Jane gepresst.
»Okay, das freut mich.« Sie deutete auf mich. »War kein Glückstag für dich, John.«
»Wie meinst du das?«
»Da ist dir jemand durch die Lappen gegangen. Ein Vampir, der sogar dem Feuer trotzt. Das war selbst für mich neu.«
»Ich war auf der Suche nach ihm. Aber da war nicht von einem Vampir die Rede,«
»Und jetzt ist er einer.« Justine rieb ihre Hände. »Was sollte uns das sagen?«
»Jemand hat sein Blut getrunken.«
»Genau, John, und dieser Jemand ist mit dem Vampir zusammen geflohen. Soll ich dir seinen Namen nennen?«
»Nicht nötig. Dracula II mischt mal wieder mit. Er wird in dem Fahrzeug gesessen haben.«
»Genauso ist es. Ich habe ihn schon gespürt, und jetzt hat er es geschafft, sich einen neuen Verbündeten zu holen. Saladin war gestern…«
»Und Mike Dexter ist es heute.«
Diesmal zeigte sich Justine überrascht. »He, du kennst sogar seinen Namen?«
»Ja, aber das ist unwichtig. Er muss gestellt werden, und wir werden alles daran setzen, dass dies auch geschieht.«
»Willst du ihn suchen?«, fragte Justine lauernd.
»Muss ich das?«
»Keine Ahnung.«
»Ich glaube eher, dass er und Mallmann zurückkehren werden. Die Nacht hat soeben mal begonnen. Wir sollten uns auf einiges gefasst machen.«
Die Cavallo lachte. »Ich bin dabei, und zwar voll und ganz. Vielleicht gelingt es uns, Mallmann zu vernichten. Das wäre mein größter Triumph.«
»Klar, dann würdest du dich in die Vampirwelt zurückziehen und sie als Herrscherin übernehmen.«
»Das ist mein Traum. Sie hätte dann eine Königin und keinen König mehr.«
Das hätte Justine gar nicht zu sagen brauchen. Im Prinzip waren Mallmann und sie gleich. Beiden ging es um nichts anderes als um die Macht. Und ob wir mit Justine Cavallo besser bedient waren, stellte ich noch in Zweifel.
Aber ich dachte auch daran, dass eine vierte Person auf unserer Seite nicht schaden konnte.
Als ich mein Handy hervorholte,
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