1565 - Feuerhand
ging geradewegs auf die Detektivin zu.
Was er wollte, lag auf der Hand. Er würde Jane Collins umarmen und sie verbrennen!
Ich sah nur seinen Rücken, der ebenfalls von den Flammen umlodert wurde, und ich wusste, dass es mir nicht möglich sein würde, Jane Collins vor ihm zu erreichen.
Deshalb brüllte ich ihren Namen! Vergebens. Jane bewegte sich nicht.
Aber es huschte eine andere Person heran, die mir bisher nicht aufgefallen war.
Von der Seite her sah ich den Schatten auf zwei Beinen. Eine Frau mit hellblonden Haaren stürzte auf Jane Collins zu. Mir war bekannt, mit welchen Kräften Justine Cavallo ausgestattet war, und das erlebte ich in den folgenden Sekunden.
Sie war schneller als ich. Auch schneller als der Flammenmann, und sie griff zu, bevor Jane ein Opfer des Feuers werden konnte.
Jane wurde von der Cavallo herumgerissen und von der blonden Bestie auf die andere Straßenseite gezerrt. Dort verschwanden sie im Schatten zwischen den Bäumen und tauchten auch nicht wieder auf.
Was andere Menschen taten, die den Brand gesehen hatten, das war mir egal. Ich sah nur den brennenden Mann, der mir seinen Rücken zudrehte.
Das blieb nicht lange so.
Er drehte sich plötzlich um, wobei die Flammen in schnelle Bewegungen gerieten und aussahen, als wollten sie seinen Körper verlassen.
Erst das Drehen, danach das Starren!
Das taten wir beide.
Nur hatte ich dabei das Gefühl, einen Albtraum mit neuem Inhalt zu erleben.
Das war kein normaler Mensch mehr.
Aus seinem Oberkiefer ragten zwei spitze Vampirzähne. Das sah ich trotz des Rauches und Feuerschleiers…
***
Was mir in der nächsten Sekunde durch den Kopf schoss, war im Einzelnen nicht zu fassen. Ich hatte es hier mit zwei Phänomenen zu tun, wobei ich das eine akzeptierte.
Nicht aber das Dasein einer von Flammen umgebenen Gestalt als Vampir!
Bisher war ich davon ausgegangen und hatte es auch immer wieder erlebt, dass Blutsauger durch Feuer vernichtet wurden. Hier nicht. Hier schützten die Flammen einen Wiedergänger und Blutsauger. Das stellte alles auf den Kopf!
Ich war so überrascht, dass ich nicht reagieren konnte. Dieses Bild empfand ich wie ein Schlag in den Magen. Ich gab ein Geräusch von mir, das mir völlig neu war. Das konnte es doch nicht geben! Ein Vampir, der sich in den Flammen wohl fühlte!
Ich hörte hinter mir ein bekanntes Geräusch. Es war ein Auto gestartet worden, und der Fahrer gab sofort Gas. Mein inneres Warnsystem ließ mich herumfahren, und ich riss meine Augen weit auf.
Zwei Scheinwerfer, die mich blendeten. Dahinter eine dunkle Masse auf vier Rädern, die mich auf die Hörner nehmen wollte.
Ich musste weg, und ich kam weg! Ein gewaltiger Sprung brachte mich zur Seite weg in Sicherheit. Ich spürte noch einen Luftzug, und der Fahrer riss zu meinem Glück das Lenkrad nicht in meine Richtung.
Hart prallte ich auf, blieb aber nicht liegen, denn ich verwandelte den Fall in eine Rolle, und hinter mir rauschte der Wagen vorbei.
Ein heftiger Schmerz stach durch meine rechte Schulter, und ich biss die Zähne zusammen. Sofort danach kroch ich über die Bordsteinkante auf den Gehsteig. Ich rappelte mich hoch, lief gebückt einige Schritte, bis mich die Hecke eines Vorgartens stoppte.
In sie fiel ich halb hinein und war froh, dass sie keine Dornen hatte.
Mein nächster Blick galt dem Wagen, dessen Fahrer mich hatte töten wollen.
Er war natürlich aus meiner Reichweite entschwunden, ich hätte ihm auch nicht nachlaufen können, aber das Wichtigste bekam ich noch mit.
Er hatte abgebremst. Die Beifahrertür flog auf. Auf sie lief geduckt eine Gestalt zu, die nicht mehr brannte. Dennoch war ich sicher, dass es sich um den brennenden Vampir handelte.
Die Tür wurde zugeschlagen, als die Gestalt in den Wagen gehechtet war, deren Marke ich nicht mal erkannt hatte. Dafür war mir etwas anderes unauslöschlich im Gedächtnis geblieben.
Ich hatte einen brennenden Vampir gesehen!
Und es war mir noch etwas aufgefallen. Es mochte verrückt klingen oder ein irrer Zufall sein, aber dieser Vampir hatte mich von seinem Aussehen her an den Brandstifter erinnert, den man mir beschrieben hatte und den ich suchte. Diesen Mann, dem das Feuer nichts ausmachte, der es sogar zu seinem Freund erkoren hatte.
Das war nicht zu fassen…
Ein Blitz, eine Feuerwolke, ein Knall. Alles drei traf zusammen. Den brennenden Wagen hatte es endgültig erwischt. Oder seinen Benzintank, denn jetzt flog das Fahrzeug in die Luft. Aus den Trümmern löste
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