1567 - Der russische Rambo
Welt wartete auf sie. Das blaue Licht, Luzifers Dunstkreis, und Gogol dachte daran, dass er möglicherweise sogar eine Partnerin bekam.
Seine Lippen zuckten, als er lächelte. Nichts war mehr unmöglich.
Liegen und genießen. In die Höhe schauen, hinein in das blaue Licht, das sich auf seinem ganzen nackten Körper ausgebreitet hatte. Nur nicht in den Augen. Die hatte er so verdreht, dass das Weiße darin leuchtete.
Er wollte entspannen und relaxen. Er musste sich auf die große Aufgabe vorbereiten. Er wurde gebraucht, denn hinter ihm stand ein mächtiger Mensch, der seine Geschicke ebenfalls lenkte.
Anatol Ruffo!
Er hatte erkannt, welch ein Potenzial in ihm steckte. Ruffo gehörte zu den Mächtigen. Er akzeptierte ihn, und er war ein Freund der dunklen Esoterik, wie er selbst behauptete. Er glaubte an die negative Welt hinter der Sichtbaren. Er praktizierte die schwarze Magie, und er berief sich dabei auf einen längst Verstorbenen, der jedoch in der Geschichte des Landes noch immer eine große Rolle spielte.
Rasputin!
Ein Name, der nur flüsternd ausgesprochen wurde. Mal mit Abscheu, mal mit Hochachtung.
Ruffo war für die Hochachtung und hatte deshalb diese Loge gegründet und sinnverwandte Menschen darin versammelt. Sie wollten bis ganz nach oben und dabei die große Macht gewinnen. Auf diesem Weg sollte Gogol ihnen zur Seite stehen, und er hatte versprochen, dies auch zu tun. So wusch eine Hand die andere.
Anatol Ruffo hatte ihn aufgenommen und ihm dieses Versteck angeboten.
Tief im Keller seines Hauses, in den kein Fremder hineinkam. Hier konnte er sich sicher fühlen. Hier war er umgeben von diesem wahnsinnigen Licht, das den Raum bis in den letzten Winkel erfüllte.
Und er war seine Häscherin losgeworden. Diese Frau, die wie Leim auf seiner Spur geklebt hatte. Durch nichts hatte sie sich davon abbringen lassen, bis zu dem letzten Treffen, das er hatte für sich entscheiden können.
Er hatte sie nicht mal mit einer Kugel besiegt. Es konnte sein, dass ihm die Hölle schon zur Seite gestanden hatte. Die Erinnerung war plötzlich wieder da. Er sah sich und sie auf dieser Bühne stehen, die wie ein Laufsteg über der Erde entlang lief.
Da war es zum letzten Showdown gekommen. Er sah sie jetzt noch, wie sie den Fehltritt tat und so erstaunt gewesen war, weil sie sich doch so sicher gefühlt hatte.
Da schon hatte er gefühlt, dass alles anders kommen würde. Dass es eine Kraft gab, die auf seiner Seite stand und die ihn beschützte. Er selbst hatte sie vor dem Fall nicht mehr berührt. Er hatte auch nicht versucht, sie zu halten.
Sie war gefallen und wie tot liegen geblieben. Ganz tot war sie jedoch nicht gewesen, sondern in diesen anderen Zustand geraten, und er hatte sie auch nicht einfach nur liegen lassen. In der Nähe hatte er die Röhre gesehen, in sie hatte er die Frau hineingeschoben.
Gogol hätte alles beenden können. Er hatte es nicht getan. Keine Kugel ins Herz, kein Stich in den Hals. Er hatte sie liegen lassen, weil es in ihm eine Stimme gegeben hatte, die ihm dazu riet.
Und so war dann alles gelaufen, wobei er sich auf der Straße der Sieger sah.
Er hatte das Koma bereits hinter sich. Bei Karina Grischin würde er noch andauern. Das bedeutete nicht, dass sie ihm entwischt war.
Er lag nicht grundlos in diesem Keller. Er brauchte das Licht und die Stille, um sich zu konzentrieren, weil er einen Kontakt mit Karina aufnehmen wollte, obwohl sie weit von ihm entfernt war. Das Licht sollte ihm dienen, denn es war der Gedankenträger, den er brauchte.
Er wollte sich bei ihr melden. Auch in ihrem Zustand sollte sie merken, dass es weiterging und sie ihn nicht loswurde. Sie würden beide ein perfektes Team abgeben, und das mit einem Anatol Ruffo in der Hinterhand, der ihnen Rückendeckung gab.
Wenn jemals ein Plan perfekt gewesen war, dann dieser, und Gogol freute sich schon auf die Erfüllung.
Still daliegen. Sich nicht bewegen. Ganz ruhig. Vollste Konzentration.
Die Gedanken auf sie allein lenken. Sich von nichts ablenken lassen, das war es.
Um seinen Mund herum setzte sich das Lächeln fest. Die innere Freude übertrug sich nach außen, und er setzte alles daran, um den Kontakt zustande zu bringen.
Niemand wusste so recht, ob der Mensch im Koma auch mit seinen Gefühlen lebte. Aber Gogol war sicher, dass er diese Mauer, sollte es eine geben, durchbrechen konnte.
So konzentrierte er sich auf seine ehemalige Feindin. Es gab jetzt nur noch sie in seinen Gedanken, und er schloss die
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