1567 - Der russische Rambo
Augen.
Es war ein wunderbares Gefühl, dies zu erleben. Gogol lag auf der Matte am Boden, aber er hatte den Eindruck, davonzuschweben. Einfach weg.
Grenzen überwinden und zu ihr zu gelangen.
Wartete sie bereits auf ihn?
Das Licht des Bösen trug seine Gedanken weiter. Er fühlte sich umhüllt von einem Schutzschild der Hölle, und selbst der endgültige Tod konnte ihn jetzt nicht mehr schrecken.
Der Kontakt gelang!
Gogol hatte es sich gewünscht. Dennoch war er so überrascht, dass er zusammenschrak und seine Starre für einen Moment verlor. Es war geschafft, es war einmalig, er spürte sie. Er konnte in Karina Grischins Gedanken eindringen.
Jetzt stand sie auf seiner Seite. Er musste nur zulangen, dann war es geschafft. Sie war auf seiner Schiene. Das war, als würden sich Bruder und Schwester an der Hand halten.
Oder nicht?
Etwas störte ihn. Es musste so etwas wie eine Wand geben, die seine Gedankenströme ablenkte oder zurückwarf. Es war von einem Moment zum anderen alles anders geworden, und er kam sich vor wie jemand, bei dem eine Welt zusammengebrochen war.
Was war das Hindernis? Wo stand es? Warum kam er nicht an sie heran, verflucht?
In seinem Kopf überschlugen sich die Gedanken. Er hörte sich stöhnen, auch vor Ärger. Mit einer derartigen Entwicklung hatte er nicht gerechnet. Er hatte sich auf seine Stärken verlassen, und jetzt war er verlassen worden.
Etwas befand sich in ihrer unmittelbaren Nähe, was ihm nicht gefiel. Er stufte es als feindlich ein, und das bereitete ihm Probleme, denn bisher hatte er gedacht, dass kein Feind ihm mehr etwas anhaben konnte.
Es war nicht so. Ein Feind, ein Hindernis. Karina blieb ihm fern, obwohl der Kontakt vorhanden war.
Sie wehrte sich. Sie wollte nicht, dass er näher an sie herankam. Es war einfach schlimm, und Gogol versuchte, seine Konzentration zu verdoppeln.
Nein, das Hindernis war zu stark. Es gelang ihm nicht, Karina seine Gedanken zu schicken. Sie blieben unterwegs stecken, als hätte sich dort eine Wand aufgebaut.
Gogol stöhnte. Mit der Starre war es vorbei. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als den Kontakt abzubrechen, und das empfand er als Niederlage.
Aus seinem Mund löste sich ein unwilliger Laut, und mit einem Ruck richtete er sich auf, ohne seine Matte allerdings zu verlassen. Er schaute hinein in das blaue Licht, das seine eigentliche Stärke ausmachte.
Aber es stand nicht mehr auf seiner Seite, und das zu ertragen war ungeheuer schwer für ihn.
Gogol presste die Hände gegen seine Schläfen. Er war irritiert, aber er dachte auch nach und ließ es nicht auf sich beruhen.
Gogol allmächtig!
So hatte er sich noch vor Kurzem gesehen. Davon musste er Abstand nehmen, denn er wusste nun, dass er nicht allmächtig war. Er musste sich eingestehen, dass er den Dualismus der Welt nicht hatte überwinden können, die andere Seite war nach wie vor vorhanden.
Luzifer ist nicht der alleinige Herrscher!, schoss es ihm durch den Kopf.
Es gibt noch eine andere Kraft, die sich gegen ihn stemmt.
Sie war schon immer da, das war ihm klar, aber er hatte gedacht, sie zurückdrängen zu können, was ihm leider nicht gelungen war. Er konnte die Gesetze der Welt nicht aus den Angeln heben, das war einfach unmöglich.
Was hatte Karina ihm entgegenzusetzen? Was hatte sie nur so stark gemacht?
Der Kontakt war vorhanden gewesen, und er hatte sogar das Gefühl gehabt, dass sie sich meldete.
Seine dunklen Augen starrten in das blaue Licht hinein. Der Schein breitete sich auch weiterhin von Wand zu Wand aus und stieg auch der Decke entgegen. Aber das war auch alles. Seine Gedanken wurden nicht mehr transportiert, eine Unterbrechung.
Er ließ sich wieder zurückfallen und versuchte es erneut. Er musste an Karina Grischin herankommen. Er wollte, dass sie ihm gehorchte, und erneut begann er mit seiner Konzentration.
Er streckte seine Arme aus, legte sie rechts und links neben seinen Körper. Dann schloss er die Augen. Er wollte seine Gedankenströme kanalisieren, und das gelang ihm tatsächlich. Er schickte sie wieder auf die Reise, dem neuen und zugleich alten Ziel entgegen.
Ja, es glückte!
Nichts war mehr da, was ihn störte. Plötzlich hatte er den Kontakt, den er wollte.
Und gedanklich schickte er den Namen Karina auf die Reise…
***
Zu dritt waren wir in Wladimirs Büro gefahren. Die Einrichtung kannte ich. Sie war in all den Jahren nicht verändert worden. Abgesehen von dem Computer, der auf dem neuesten Stand war.
»Wollt ihr was
Weitere Kostenlose Bücher