1569 - Carlottas Todesangst
ist sogar einmalig. Sie ist ein Wunder, wie wir herausgefunden haben, und dieses Wunder muss der ganzen Menschheit gehören, verstehst du? Man will sie ja nicht töten, man will sie untersuchen und…«
»Sie ist ein Mensch.«
»Ja, aber ein ungewöhnlicher. Und genau darum geht es letztendlich. Um einen ungewöhnlichen Menschen, der übrig geblieben ist aus einer interessanten Experimentierkette.«
»Wer sagt so etwas?«
»Man hört es.«
»Und das soll stimmen?«
»Warum nicht?«
»Lächerlich.«
»Aha. So lächerlich, dass du sie einfach versteckst.«
»Das habe ich nicht.«
Die alten Augen fixierten Maxine. »Ich glaube dir noch immer nicht.«
»Daran kann ich auch nichts ändern. Haben Sie nicht die beiden Männer geschickt, die mich und meine Helferin holen sollten? Und? Haben sie es geschafft, haben sie das gefunden was sie gesucht haben?«
»Nein.«
»Dann müssten Sie mir doch glauben, dass sie verschwunden ist und ich nicht weiß, wohin.«
»Diese Person ist schlau. Sie muss schlau sein, wenn man ihren Lebensweg verfolgt. Aber sie ist auch emotional aufgeladen, denke ich. Sie wird herausgefunden haben, was wir vorhatten, und ich glaube, dass sie sich zuvor schon versteckt hat. Sie hat dich an ihrer Stelle ins Feuer gehen lassen. Das kann man als feige ansehen, aber auch als Berechnung. Wie dem auch sei, mit beidem kommt sie nicht durch.«
»Sie scheinen sie gut zu kennen.«
»Leider nicht gut genug. Ich gehe nur dem nach, was mir die Computer sagen.«
»Dann gibt es Daten über sie?«
»Man suchte danach und es gab auch ein Ergebnis. Man hat die einzelnen Daten erfasst. Man hat ein Profil erstellt und…«
»Und wer gab Ihnen die Informationen?«
»Jemand, der sie schon vor Ihnen gesehen hat. Da allerdings in einem Labor.«
»Ein echter Zeuge?«
»Du sagst es.«
»Und wo hat er sie gesehen?«
»Er hat auf demselben Gelände gearbeitet.«
»Aha.«
»Leider ist er tot. Er wollte nur sein Geheimnis noch der Welt mitteilen.«
»Hat man auf ihn gehört?«
»Nein, ich glaube nicht. Aber man hat auch nichts vergessen. Selbst nach einigen Jahren nicht, und jetzt ist die Zeit mal wieder reif.«
»Es hat sich nichts geändert.«
»Das werden wir sehen, Maxine.«
»Bitte, wenn Sie wollen.« Der Tierärztin war ein Gedanke gekommen, den sie nicht für sich behalten wollte. »Haben Sie mir nicht gesagt, dass Sie sie holen lassen wollten? Und dass zwei von Ihren Leuten deshalb unterwegs sind?«
»Ja, du hast ein gutes Gedächtnis.«
»Danke. Wann erwarten Sie die denn zurück?«
»Oh, das kann nicht mehr lange dauern. Bisher haben sie jedenfalls noch jeden Auftrag exakt ausgeführt.«
Maxine sagte nichts darauf, aber sie sah der Frau an, dass sie selbst zweifelte. Wahrscheinlich waren ihre Handlanger längst überfällig.
Natürlich fühlte sich die Tierärztin alles andere als wohl in ihrer Haut.
Aber noch hatte sie nicht jegliche Hoffnung aufgegeben.
Carlotta war bei ihrer Entführung in der Nähe gewesen, das wusste sie genau. Sie hätte sicher auch eingegriffen, wenn sie eine Chance gesehen hätte.
Carlotta war schlau genug, um aus diesem Vorgang bestimmte Schlüsse zu ziehen. Sie würde Maxines Entführung nicht tatenlos hinnehmen, und es würde sie nur ein Anruf nach London kosten, um gewisse Dinge in Bewegung zu setzen.
John Sinclair. Vielleicht auch Suko.
Wenn die Hütte brannte, waren sie da, und die beiden waren Profis, denen alle Mittel zur Verfügung standen, um sie aus den Händen ihrer Entführer zu befreien.
Es war mittlerweile genügend Zeit verstrichen. Sie konnten längst da sein, und als sie an die beiden Männern dachte, huschte ein Lächeln über ihre Lippen, was Irina Smith nicht verborgen blieb.
»Worüber freust du dich?«
»Ich bin eben ein optimistischer Mensch.«
»Kann sein. Aber dir geht doch etwas durch den Kopf, sonst würdest du nicht lächeln.«
»Ich dachte daran, dass man nicht immer alles schaffen kann, was man sich in den Kopf gesetzt hat. Manchmal wächst einem eine Sache auch über den Kopf und es wäre besser, rechtzeitig auszusteigen.«
»Das musst du schon mir überlassen!«, zischte Irina Smith.
»Es wird gleich dunkel, meine Liebe.«
»Das sehe ich selbst.«
»Und wissen Sie auch, was das bedeutet?«
»Du wirst es mir sagen.«
»Zeit.«
Irina Smith lächelte ihr zu. »Genau. Uns bleibt nicht mehr viel Zeit.« Ihr Lächeln zerbrach, der Blick wurde kalt. »Das heißt, dir bleibt nicht mehr viel Zeit.«
»Und warum
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