157 - Der Alchimist des Satans
der Diener plötzlich heiser aus. »Herr! Ich habe eine Idee!« Er hob Krige hoch und schüttelte ihn. »Wir verlangen freien Abzug. Wenn sie uns den nicht gewähren, töten wir den Kleinen. Sie werden nichts tun, was Kriges Leben gefährdet.«
Der Alchimist hatte eine bessere Idee. Er hielt seinem Diener den ru binroten Trank hin. »Trink!«
Zacko Cane riß erschrocken die Augen auf. »Aber Herr…!«
»Trink! Hasch!«
»Aber dann werde ich doch… so klein wie Krige!«
»Und unverwundbar!« fügte Yulin hinzu.
»Aber klein für alle Zeiten.«
»Ich werde ein Serum finden, das den Schrumpfprozeß rückgängig macht, verlaß dich auf mich«, sagte der Alchimist. »Trink die Hälfte des magischen Saftes, die andere Hälfte ist für mich. Gehorche endlich, oder muß ich dich erst prügeln?«
Zacko griff mit zitternder Hand nach dem Behälter und führte Yulins Befehl aus. Krige hatte nur einen Löffel voll davon bekommen. Zacko mußte die fünffache Menge trinken, deshalb schrumpfte er auch fünfmal so schnell. Er ließ Spencer Krige los, und Yulin riß ihm den Trank aus der Hand.
Cassavetes erreichte die Laboratoriumstür und wollte sie öffnen. »Abgeschlossen!« zischte er.
»Platz da!« verlangte gleich wieder der Vierschrötige.
Yulin trank, so schnell er konnte. Er schüttete den rubinroten Saft in seine Gurgel und wurde augenblicklich kleiner. Die Tür wurde von einem kraftvollen Tritt aufgesprengt.
Spencer Krige wollte die Gelegenheit nützen, seinen Freunden entgegenzulaufen, doch Zacko stürzte sich auf ihn und riß ihn zu Boden.
Sie waren jetzt etwa gleich groß. Krige versuchte sich freizukämpfen, es gelang ihm auch, und er sprang sofort auf, da trat ihm Yulin entgegen mit einer Nadel in der Hand. Sie hatte die Länge eines Degens.
Krige hatte erlebt, daß man ihm nichts mehr anhaben konnte, deshalb konnte ihn Yulin mit seinem »Nadel-Degen« auch nicht beeindrucken.
Er wollte an dem Alchimisten vorbeirennen, doch das verhinderte Dwight Yulin, indem er blitzschnell zustach - und diesmal spürte Krige einen heftig brennenden Schmerz, der ihm klarmachte, daß er tödlich getroffen war.
Aber wieso?
Den Stich mit dem Federmesser hatte er doch überlebt - und am Stich dieser Nadel ging er zugrunde? Er genoß doch magischen Schutz. Oder etwa nicht mehr?
Krige starrte den Alchimisten entgeistert an. »Ich… bin… doch… un-ver-wund-bar…«
»Nur eine magische Waffe kann dich töten«, sagte Yulin. »Dies ist eine magische Waffe - durch mich. Meine Magie beeinflußt die Nadel.«
Krige brach zusammen, und seine Leiche schrumpfte weiter, wurde zu einem winzigen Punkt und war gleich darauf nicht mehr zu sehen.
***
Morse blickte sich schaudernd um. »Seht euch das an. Sieht es nicht schrecklich aus in dieser Alchimistenküche?«
»Wo sind die Kerle?« rief der Wirt »Sie müssen doch irgendwo sein!«
»Vielleicht gibt es hier irgendwo eine Geheimtür«, sagte Morse. »Los, Freunde, wir müssen sie finden!« Cassavetes beteiligte sich nicht an der Suche. Er bückte sich und hielt nach seinem geschrumpften Freund Ausschau. Die Männer hoben den Arbeitstisch hoch und stellten ihn an einen anderen Platz, schoben Schränke zur Seite, räumten die Regale aus. Sie gingen ziemlich rücksichtslos vor, ständig klirrte Glas, und Knochen klapperten auf den Boden.
»Spencer!« rief Cassavetes. »Spencer, wo bist du?«
»Wieso suchst du ihn dort unten?« fragte Morse. »So klein ist unser Freund doch nicht.«
Yulin und Zacko befanden sich hinter Don Cassavetes - und hinter der Tür, Haß erfüllte den Alchimisten, weil diese Männer sein Heiligtum verwüsteten.
»Ihr Idioten werdet euren Freund nicht finden!« knurrte er leise. »Spencer Krige hat aufgehört zu existieren.«
»Die Tür war von innen abgeschlossen«, sagte der Wirt. »Wieso befinden sich die Kerle nicht in diesem Raum?«
»Vielleicht sind sie aufs Dach gestiegen«, sagte der Vierschrötige.
Zwei Männer stellten einen Stuhl unter das Dachfenster, stiegen hinauf, öffneten es und verschwanden durch das Rechteck.
»Irgendeine Spur?« rief ihnen Richard Morse nach.
»Nein, nichts.«
»Habe ich mir gedacht«, brummte Morse. »Seht mal in den Schränken nach, Freunde. Vielleicht haben sie sich darin verkrochen. Was ist mit dieser Truhe? Hat einer von euch da schon hineingesehen?«
Der Wirt öffnete den Truhendeckel. Präparierte Tiere lagen darin. Yulin hatte sie früher für magische Rituale verwendet. Heute wußte er, daß damit
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