157 - Der Alchimist des Satans
Leben und die Liebe gemeinsam ohne Trauschein.
Ein leises Geräusch veranlaßte ihn, sich umzudrehen. War das schon Ginny?
Er stieß die Zigarette in den Aschenbecher und begab sich zur Tür. Wieso trat Ginny nicht ein? Sie war kein ängstliches Mädchen.
Möchte sie etwa, daß ich sie über die Schwelle trage? dachte Harris Teague belustigt.
Yulin drängte Zacko zurück, damit sie von Teague nicht entdeckt werden konnten. Der junge Mann öffnete die Tür und warf einen Blick auf den dunklen Flur.
Ginny war nicht da. Hoffentlich kommt sie bald, dachte Teague. Ich bin müde, die Party war anstrengend.
Er fühlte sich etwas abgeschlafft. Wenn sich Ginny nicht bald blicken ließ, würde er tief schlafen, wenn sie kam.
Er gähnte herzhaft, trat zurück und schloß die Tür.
Zacko wußte noch nicht, was sie ihm antun würden. Yulin verriet es ihm jetzt: »Wir werden ihn töten!«
***
Ginny Hunnicutt hätte sich schon gern zurückgezogen, doch ihre Mutter war noch aufgedreht und wollte mit jemandem reden. Rip Hunnicutt befand sich in seinem Arbeitszimmer und telefonierte. Um diese Zeit! Er war angerufen worden, und sein Gesprächspartner saß so weit im Osten, daß für ihn schon Vormittag war. Der Anrufer hätte an der Einweihungsparty teilnehmen sollen, war jedoch beruflich verhindert, mußte über neu aufgeflammte Kampfhandlungen berichten. Ein Job, den Rip nie hätte haben wollen. Immer an vorderster Front, ständig in Gefahr, permanent mit Leid, Not und Tod konfrontiert. Dazu mußte man geboren sein. Dafür brauchte man Nerven wie Stahlseile. Da der Mann im Osten wußte, wie lange Rip Hunnicutts Partys in der Regel dauerten, fand er es nicht deplaciert, sich um diese Zeit noch zu melden, und Rip freute sich über den Anruf.
Velda Hunnicutt und Ginny räumten inzwischen nur die gröbsten, aufdringlichsten Partyspuren weg. Alles andere konnte so bis morgen bleiben.
»Alles in allem war es ein gelungenes Einweihungsfest«, stellte die Frau des Erfolgsautors zufrieden fest. »Wie hat dir Mr. Silver gefallen? Mich hat dieser gutaussehende Hüne sehr beeindruckt.«
»Mich auch«, erwiderte Ginny. »Natürlich nicht als Mann, sondern als Persönlichkeit. Dieser Ex-Dämon verfügt über eine Ausstrahlung, der man sich nicht entziehen kann. Zwischen ihm und Tony Ballard ist Vicky Bonney bestens aufgehoben.«
Ginny unterdrückte ein Gähnen. »Du bist müde«, sagte Velda.
»Ein bißchen.«
»Geh zu Bett«, empfahl Velda ihrer Tochter. »Ich warte nur noch auf Daddy, dann gehen wir auch schlafen.« Ginny küßte ihre Mutter und wünschte ihr eine gute Nacht.
»Gute Nacht, mein Kind«, gab Velda liebevoll zurück. »Die Gäste waren sich heute wieder einmal einig: Du und Harris seid ein ideales Paar.«
»Findest du das auch?« erkundigte sich Ginny.
Velda zögerte mit der Antwort. Sie schien sich gut zu überlegen, was sie erwidern wollte. »Wenn ein Mann gute Manieren und einen akzeptablen Charakter hat - und wenn er obendrein tüchtig ist und gut aussieht, würde ich das nicht gerade als Makel betrachten. Harris Teague vereinigt eine Vielzahl von Vorzügen in sich…«
»Aber?« fragte Ginny neugierig. »Da kommt doch noch etwas.«
»Nun ja, nichts Weltbewegendes«, sagte Velda mit einem milden Lächeln. »Ich finde nur, daß du für eine feste Beziehung noch ein bißchen jung bist.«
»Ich bin 18.«
»Eben.«
»Heutzutage haben viele Mädchen bereits mit 13 Jahren einen festen Freund.«
Velda seufzte. »Ja, ich weiß, ihr seid mit allem früher dran, aber ich frage mich manchmal, ob das für euch auch gut ist. Ihr konsumiert das ganze Leben bereits im Entwicklungsalter. Was kommt danach, wenn ihr schon alles gehabt habt? Gähnende Leere? Unzufriedenheit? Depression? Ich weiß es nicht, und ich werde mich auch nicht gegen den Trend stellen. Allein hätte ich sowieso keine Chance. Ich kann nur hoffen, daß das, was deine Generation tut, richtig ist.«
Grinsend und kopfschüttelnd trat Rip Hunnicutt aus seinem Arbeitszimmer. »Dieser Ted ist der unmöglichste Mensch, den ich kenne. Ein total verrückter Bursche.«
Ginny verabschiedete sich auch von ihrem Vater und zog sich zurück.
Zur selben Zeit verließen Dwight Yulin und Zacko Cane ihr Versteck. Sie hatten kleine, selbstgefertigte Dolche in ihren Händen und näherten sich dem Bett, in dem ihr Opfer lag.
»Wir müssen ihm an die Kehle gehen«, flüsterte der Alchimist, »bevor er etwas gegen uns unternehmen kann.«
Zacko nickte mit düsterer
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