157 - Der Alchimist des Satans
verschwand auf Nimmerwiedersehen. Auch von Yulin und Zacko fand man keine Spur, doch irgendwie haben die beiden es geschafft, die Zeiten zu überdauern. Ich glaube, daß sie nach wie vor in diesem Haus wohnen.«
»Was befürchten Sie?« fragte ich den Agenten.
»Daß Yulin und sein buckliger Diener schon bald etwas gegen die Hunnir cutts unternehmen werden, um sie loszuwerden. In diesem Haus lebt man gefährlich. Die Vergangenheit hat gezeigt, daß jene, die sich nicht vertreiben ließen, keines natürlichen Todes starben. Ich meine, das sollte uns doch zu denken geben.«
»Wie existieren die beiden hier?« wollte ich wissen. »Als Geister?«
»Ich habe keine Ahnung. Vielleicht finden Sie es heraus.«
Ich beschloß, mich mit Mr. Silver im Verlaufe des Abends im Haus umzusehen, rechnete aber nicht damit, daß wir gleich auf Yulin und seinen Diener stoßen würden. Die beiden befanden sich in der weitaus besseren Position, konnten uns beobachten und sich schnellstens zurückziehen, ehe wir ihnen gefährlich wurden.
Irgendwann sagte Hip Hunnicutt zu mir: »Stacy Vallee hat Ihnen einen Floh ins Ohr gesetzt, nicht wahr? Ich sehe es Ihnen an. Sie wirken gespannt wie eine Stahlfeder, Tony. So können Sie sich doch unmöglich amüsieren. Lassen Sie sich von Stacy nichts aufschwatzen. Mit diesem Haus ist alles in Ordnung.«
»Es gab während der Sanierungsarbeiten Unfälle«, sgte ich.
»Wo gearbeitet wird, kann auch etwas passieren, das ist doch ganz klar«, entgegnete Hip Hunnicutt. »Daraus mysteriöse Zusammenhänge zu konstruieren halte ich für Humbug. Stacy läßt sich nicht davon abbringen, daß Dwight Yulin noch in diesem Haus lebt, aber es gibt niemanden, den er als Zeugen anführen könnte. Kein Mensch hat Yulin und seinen buckligen Diener in den vergangenen 150 Jahren gesehen. Das ist für mich ein Beweis, daß sich die Leute all die Gruselgeschichten aus dem Finger gesogen haben.«
»Haben Sie etwas dagegen, wenn Mr. Silver und ich uns umsehen?« erkundigte ich mich.
»Mein Haus ist Ihr Haus, Tony.«
Um es kurz zu machen: Wir fanden nichts. Das Haus schien sauber zu sein. Dennoch hatte ich kein gutes Gefühl, als wir uns um 2 Uhr morgens verabschiedeten und nach Hause fuhren.
***
Harris Teague hatte dem Alkohol nicht so sehr zugesprochen, daß man ihn als betrunken hätte bezeichnen können, aber in seinem Zustand hätte er nicht mehr mit dem Auto heimfahren dürfen. Ginny Hunnicutt wollte daher, daß er blieb, und ihre Eltern hatten nichts dagegen, denn wenn sich die angenehme Beziehung so weiterentwickelte, würde Harris ohnedies bald zur Familie gehören.
Er bekam das Gästezimmer.
»Schlaf nicht gleich ein«, raunte ihm Ginny zwinkernd zu. »Ich möchte dich noch besuchen.«
»Das wird deinen Eltern nicht gefallen.«
»Sie brauchen es ja nicht zu wissen.«
»Gute Nacht!« sagte Harris laut.
»Schlafen Sie gut«, antwortete Rip Hunnicutt.
»Angenehme Ruhe!« rief Velda Hunnicutt dem Gast nach.
Harris wußte, wo sich das Gästezimmer befand. Er kannte sich aus im Haus der Hunnicutts, brauchte niemanden, der ihm den Weg zeigte.
Dwight Yulin und Zacko beobachteten ihn. Die beiden standen hinter einer Bodenvase, waren groß wie eine Männerhand, aber dennoch gefährlich.
Harris hätte sie zertreten können, wenn sie ihm vor die Füße gelaufen wären. Sie warteten, bis er an ihnen vorbei war, dann folgten sie ihm.
Er öffnete die Tür und betrat das Gästezimmer. Die Mini-Männer huschten mit ihm in den Raum. Harris Teague machte Licht.
»Elektrisches Licht in meinem Haus!« flüsterte Yulin. »Ich hasse alles Moderne. Es macht mir mein eigenes Heim fremd.«
Teague wandte sich um, als hätte er Yulins Stimme gehört. Er gab der Tür einen Stoß, und die kleinen Männer versteckten sich hinter einer schweren Kommode.
Der junge Mann begab sich ins Bad und duschte. Yulin hörte das Wasser rauschen. »Ersaufen soll er!« knurrte er.
Wenig später erschien Teague wieder. Er trug einen roten Bademantel, dessen Ärmel mit weißem Frottee verbrämt waren. Teague ging zum Fenster und zündete sich eine Zigarette an. Tief inhaltierte er den Rauch und blies ihn anschließend gegen das Glas, in dem er sich spiegelte.
Er liebte Ginny, aber es war noch zu früh, um ihre Hand anzuhalten. Er fand, daß die Zeit dafür noch nicht reif war. Vor allem schien Ginny noch nicht reif für die Ehe zu sein. Sie würden es beide spüren, wann sie diesen großen Schritt tun sollten. Bis dahin genossen sie das
Weitere Kostenlose Bücher