1574 - In den Händen des Folterers
gehorchte. Er betrat das Gebäude und blieb drinnen an der Tür stehen.
Massur saß hinter seinem Arbeitstisch und musterte ihn mit kalten, forschenden Blicken. „Raus damit!" forderte der Kommandant ihn auf. „Was hast du zu melden?"
„Zwei Raumschiffe der Nakken sind auf dem Weg hierher", antwortete er. „Sie werden innerhalb der nächsten Stunden vor dem Lager landen. Die Nakken wollen mit mir und meiner Gefährtin reden."
Massur war so überrascht, daß es ihm für Sekunden die Sprache verschlug. Er musterte Alaska, als müsse er sich erst einmal wieder bewußt machen, wer er überhaupt war.
Der Terraner hatte die Wahrheit gesagt.
MUTTER hatte Siela mitgeteilt, daß sie schon im Bereich des Shivor-Tores eines jener Dreizackschiffe geortet hatte, von denen die Nakken der Milchstraße elf Stück besaßen. Und nun hatte MUTTER auch auf dem Wüstenplaneten Somtran ein Dreizackschiff bei der Landung beobachtet. Es war etwa tausendfünfhundert Kilometer vom Lager entfernt niedergegangen.
Alaska war bekannt, daß die Nakken zwei Dreizackschiffe in die Mächtigkeitsballung Estartu geschickt hatten.
Diese Information hatte Sato Ambush Perry Rhodan überbracht, und er hatte sie vor dem Abflug an die Mannschaft der ROBIN weitergegeben.
Alaska hatte nun den richtigen Schluß daraus gezogen, daß es sich bei den georteten Objekten um die Nakkenexpedition aus der Milchstraße handeln mußte.
Siela hatte inzwischen den Dreizack angefunkt und um Hilfe gebeten. Die Nakken hatten zwar reagiert, aber ihre Antwort war niederschmetternd gewesen. Sie hatten jegliche Hilfe verweigert und darüber hinaus erklärt, daß sie - die Gorims - nicht mehr von Somtran wegkommen würden. Danach war Siela und Alaska klargeworden, daß sie ihr Schicksal den Nakken aus der Milchstraße zu verdanken hatten, die offenbar ihre Artgenossen in Estartu dazu veranlaßt hatten, die ROBIN-Expedition zu sabotieren.
Der Grund dafür lag auf der Hand.
Die Nakken wollten verhindern, daß die Terraner die gewünschten Informationen über ES erhielten. Eine andere Möglichkeit gab es nicht.
Als Alaska jetzt vor dem Kommandanten stand und auf eine Antwort wartete, mußte er daran denken, wie Sielas Augen geleuchtet hatten, als sie ihm dies mitgeteilt hatte. „Das ist der Beweis dafür, daß es solche Informationen zu beschaffen gibt", hatte sie gesagt, und er hatte ihr recht gegeben.
Siela war mit der Antwort der Nakken nicht zufrieden gewesen. Sie hatte darauf gedrängt, daß sie zum Lager kamen und mit ihnen sprachen, und sie hatten sich wider Erwarten damit einverstanden erklärt. „Es handelt sich um die CHRI-NAAR mit den Nakken Adraak, Balinor und Cusar und die MONAGA mit den drei Schaltmeistern vom ehemaligen Raumfort Chaktash. Es sind Celohim, Nardur und Sarota", sagte der Terraner, um zu unterstreichen, daß er sehr wohl wußte, wovon er sprach. Er glaubte nicht, daß diese Namen Massur irgend etwas sagten, legte aber Wert darauf, als gut Informierter zu erscheinen.
Der Kommandant schien nicht zu wissen, wie er sich entscheiden sollte, und um Zeit zu gewinnen, in der er nachdenken konnte, schickte er Alaska Saedelaere hinaus. „Wenn das Raumschiff hier landet, wirst du erneut zu mir kommen!" befahl er. „Du wirst draußen warten, bis ich dich holen lasse. Was dann mit dir geschieht, wird sich zeigen."
Der Terraner hörte die tödliche Drohung aus diesen Worten heraus. Dennoch verließ er die Baracke mit einer gewissen Erleichterung. Er empfand es als angenehm, daß er nicht mit der Peitsche Bekanntschaft gemacht hatte.
In gebührendem Abstand von der Baracke blieb er stehen und wartete, wie es ihm befohlen worden war. Er hoffte, daß die Nakken bald kommen würden, damit Massur keine Gelegenheit erhielt, allzulange über das nachzudenken, was geschehen war. Wenn der Somer Zeit hatte, die Situation zu analysieren, mußten ihm zwangsläufig einige Ungereimtheiten auffallen, die zu Fragen führten.
Alaska war nicht sicher, ob er alle Fragen befriedigend beantworten konnte.
Die Nakken waren bereits einige Wochen vor ihnen in Estartu eingetroffen, und wie ihre Reaktion auf seine und Sielas Bitte zeigte, waren sie nicht erfolgreich gewesen bei ihrer Suche nach der Superintelligenz ESTARTU, von der sie hofften, Informationen über ES zu bekommen.
Glücklicherweise verstrichen nur Minuten, bis ein Dreizackschiff der Nakken erschien und in der Wüste vor dem Lager landete. Staub und Sand wirbelten unter dem herabschwebenden Raumschiff auf
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