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1574 - Töte mich, dunkler Spiegel

1574 - Töte mich, dunkler Spiegel

Titel: 1574 - Töte mich, dunkler Spiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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früher.«
    »Stimmt. Jetzt haben Sie mehr Erfahrungen sammeln können. Zum Bespiel über einen Nahtod…«
    Das war ein Satz gewesen, mit dem sie nicht gerechnet hatte. Sie stutzte und wirkte dabei wie ein junges Raubtier, das eine Beute wittert. Auch ihr Blick veränderte sich. Er zeigte einen harten Glanz, und ihre Haltung wirkte auf mich irgendwie sprungbereit.
    »Überrascht?«, fragte ich.
    Sie beobachtete mich finster.
    »Nahtod«, flüsterte sie, »was weißt du denn darüber?«
    »Vielleicht einiges. Auf alle Fälle weiß ich, dass Nahtoderfahrungen gefährlich sind.«
    Die Antwort gefiel ihr ebenfalls nicht. Sie fing an zu lachen.
    Danach sagte sie mit fester Stimme: »Nein, verdammt, das ist nicht gefährlich. Es ist einmalig. Ich weiß das!«
    Plötzlich legte sie ihre Scheu mir gegenüber ab.
    »Es ist einfach einmalig. Ich habe es gespürt, ich habe es erlebt. Es hat sich mir gegenüber etwas Neues geöffnet. Das war das Tor zu einer anderen Welt. Es war einfach anders und wunderbar. Ich habe einen Freund gefunden…«
    Schade, dass sie aufhörte zu sprechen. Ich hätte gern mehr von ihr erfahren.
    Sie saß jetzt wie erstarrt auf dem Bett und schaute schräg gegen die Decke ins Leere, aber mit einem verklärten Blick.
    »Sie haben einen Freund gefunden?«, fragte ich.
    Lena gab keine Antwort.
    Ich hakte nach. »Wer ist dieser Freund? Hat er einen Namen?«
    Plötzlich redete sie wieder.
    »Er war mein Begleiter. Ja, er hat mich nicht im Stich gelassen. Er ist an meiner Seite geblieben, und wir gingen durch das neue Reich.«
    Ich ließ jetzt auch die förmliche Anrede fallen und beugte mich auf dem Stuhl leicht vor. »Hast du etwas gesehen? Kannst du es beschreiben? Sind es die Toten gewesen oder deren Seelen?«
    Ich war auf eine Antwort sehr gespannt. Aber sie tat mir den Gefallen nicht. Ihr Blick wurde verhangen, als wäre sie in ihren Erinnerungen gefangen.
    »Was ist mit den Toten?«, bohrte ich nach.
    Sie schüttelte den Kopf. »Seelen«, flüsterte sie. »Feuer brennen. Ein anderes Reich…«
    »Hast du Angst gehabt?«
    »Nein, ich wollte es. Dann war er da und holte mich ab. Er ist ein Mensch und er geleitete mich zu ihnen.«
    »Und weiter?«
    Lena Wilcox hob die Schultern. »Nichts weiter«, sagte sie. »Ich bin wieder hier. Aber ich weiß jetzt Bescheid. Mir kann niemand mehr etwas vormachen. Ich weiß, wo wir später landen werden, und ich sage dir, dass es wunderbar ist.«
    Mir gefiel nicht, dass sie so davon schwärmte. Ich konnte mir auch nicht vorstellen, dass sie ein Tor zum Jenseits geöffnet hatte. Meiner Ansicht nach musste das etwas anderes gewesen sein.
    Aus Erfahrung wusste ich, dass es dämonische Reiche gab, die in anderen Dimensionen lagen, dass es an gewissen Orten Tore gab, durch die man gehen musste, um diese Welten zu erreichen.
    Möglicherweise hatte die jungen Frau ein solches Tor entdeckt.
    Gesprochen hatte sie davon nicht. Genau das wollte ich ändern.
    Ich fing das Gespräch anders an.
    »Bitte, Lena, du musst doch den Weg gefunden haben, oder?«
    »Ja, das habe ich.«
    »Und wie bist du in diese Welt hineingekommen? Wo ist das Tor? Der Zugang?«
    Sie drehte mir ihr Gesicht zu und hob die Schultern an. »Das geht dich nichts an. Es ist einzig und allein unsere Sache.«
    »Ah, du warst nicht allein.«
    »So ist es.«
    »Und wer war noch bei dir?«
    »Niemand, den du kennst.«
    »Klar. Aber es könnte sein, dass ich ihn oder sie gern kennenlernen möchte.«
    »Nein!«, fauchte sie mich an. Ihre Lockerheit war wieder verschwunden.
    Sie hatte sich abermals verwandelt, und jetzt zeigte ihr Gesicht einen bösen Ausdruck.
    Ich ließ sie mit meinen Fragen in Ruhe. Sie sollte sich erst mal erholen und ich wollte mir einen anderen Weg überlegen, um ans Ziel zu gelangen.
    Noch hatte sie mein Kreuz nicht gesehen.
    Es einer Person zu zeigen, die etwas Bestimmtes erlebt hatte, das hatte mich schon öfter weitergebracht, und das sollte auch in diesem Fall geschehen, also holte ich mein Kreuz hervor, ließ es auf meiner Hand liegen und zeigte es der jungen Frau.
    Sie hatte jede meiner Bewegungen verfolgt. Auch jetzt schaute sie nicht zur Seite. Sie sah mein Kreuz, runzelte die Stirn, aber es gab keine Abwehrbewegung bei ihr. Und sie fürchtete sich auch nicht davor.
    »Was soll das?« Sie lachte schrill. »Glaubst du, dass ich darauf abfahre?«
    »Nein, nein. Ich wollte es dir nur zeigen. Es ist so etwas wie ein Schutz für mich.«
    »Aber nicht für mich. Pack es wieder

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