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1576 - Die Leichengasse

1576 - Die Leichengasse

Titel: 1576 - Die Leichengasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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beleuchten zu können, dessen Gesicht dem Fenster zugedreht war, als wollte er sehen, was sich auf dieser einsamen Gasse abspielte.
    Im Freien war die Luft noch so gut wie normal gewesen. Im Haus nicht mehr. Für Jane war es schon kein Geruch mehr, sondern ein Gestank, und den mochte sie überhaupt nicht. Verwesung!
    Ja, dieser Begriff passte genau zu diesem widerlich süßlichen Geruch, und sie sah sich gezwungen, die Luft anzuhalten.
    Dabei konnte sie nicht mal davon ausgehen, dass der Geruch von dem Toten stammte, weil er doch recht intensiv war. Und der Mann sah nicht so aus, als wäre er schon lange tot. Vom Zustand einer Verwesung war bei ihm nichts zu sehen. Aber das konnte auch am Licht liegen.
    Woher kam der Geruch dann?
    Da Jane die Antwort nicht kannte und auch nicht länger nach ihr suchen wollte, kümmerte sie sich um die Einrichtung des Zimmers, die sehr spartanisch war.
    Da gab es den Ohrensessel mit der Leiche, aber keine anderen Sitzgelegenheiten und auch keinen Tisch. Dafür an den Wänden einige Regale, in denen alte Bücher standen, die zum Teil feucht geworden waren und Schimmel angesetzt hatten.
    Jane schaute sich die Bücher an, so gut es die Lichtverhältnisse zuließen. Weiterbrachte es sie nicht, aber ein Gedanke, der plötzlich in ihr aufflammte, ließ sie nicht los.
    Jane fragte sich, ob sie sich noch in der normalen Welt befand oder nicht bereits eine Grenze überschritten hatte, hinter der eine andere Dimension lag.
    Aber welche?
    Sie hatte keinen blassen Schimmer. Sie wusste sehr gut, dass es diese Dimensionen gab, in denen die Mächte der Finsternis hausten, um ihr Grauen zu verbreiten. Dämonen, schreckliche Gestalten, von denen die meisten Menschen nicht einmal ahnten, dass es sie gab. Aber Jane wusste es besser.
    Und deshalb erschrak sie auch nicht besonders tief über ihre eigenen Vorstellungen.
    Das Betreten des Hauses war für sie ein Schlag ins Wasser gewesen.
    Nichts, aber auch gar nichts war hier zu finden, das sie weitergebracht hätte. Also musste sie einen anderen Weg gehen.
    Es blieb ihr nichts anderes übrig, als die Häuser der Reihe nach zu durchsuchen, und sie war sicher, dass dieser alte Mann nicht die einzige Leiche war, die sie finden würde.
    Auch jetzt knirschte unter ihren Schuhsohlen der Dreck, als sie das Zimmer verließ und wieder in den Flur ging, um sich dort zur Tür hin zu wenden.
    Da hörte sie ein Geräusch.
    Sofort war sie alarmiert. Da das Geräusch draußen auf der Straße aufgeklungen war, kam sie nicht mehr ungesehen hinaus. Sie wäre demjenigen genau in die Arme gelaufen, dessen Schritte sie hörte.
    Jane zog sich zurück und fand unterhalb der Treppe ein Versteck, von dem aus sie die Tür sah.
    Sie wurde aufgestoßen.
    Ein menschlicher Schatten erschien. Es war einer der Männer, die sie entführt hatten. Das musste einfach so sein. Es gab keine andere Möglichkeit.
    Ob er beobachtet hatte, wohin Jane gegangen war, und ob er wegen ihr gekommen war, das wusste sie nicht. Jedenfalls tat er nichts, um nach ihr zu suchen. Er ging auf die Zimmertür zu und verschwand im Raum mit dem Toten.
    Jane hielt den Atem an. Noch rührte sie sich nicht von der Stelle, aber sie lauschte den Geräuschen aus dem Zimmer.
    Der Mann sprach, und sie erkannte seine Stimme. Es war derjenige, der sie niedergeschlagen hatte. Nur befand sich in dem Zimmer niemand, mit dem er ein Gespräch hätte führen können. Er schien also mit sich selbst zu reden - oder etwa mit dem Toten?
    Jane verstand nichts, aber sie hörte ein Lachen, danach ein leises Keuchen, dem Schritte folgten, die immer lauter wurden, je weiter er sich der Tür näherte.
    Als er den Raum verließ, sprach er mit sich selbst, wobei er allerdings den Toten meinte.
    »Du wirst ihm schmecken, da bin ich ganz sicher, mein Freund!«
    Jetzt wusste Jane Bescheid, mit wem sie es zu tun hatte.
    Das konnte nur ein Ghoul sein…
    ***
    Der Schock darüber ließ sie noch mehr erstarren. Sie hatte ja schon beim Betreten des Zimmers den Verdacht gehabt. Durch den Kommentar des Mannes fühlte sie sich bestätigt.
    Ein Ghoul war das Widerlichste, was es unter den Dämonen gab. Man konnte ihn nur als ekelhaft bezeichnen.
    Jane schaute auf den Rücken des Mannes. Über der rechten Schulter lag der Tote, der bei jedem Schritt leicht wippte. Seine Arme hingen nach unten. Das bleiche Gesicht hatte sich nicht verändert, was Jane sah, weil es auch hin und her schwang und sich dabei immer wieder zur Seite drehte.
    Ob der Typ wusste,

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