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1576 - Die Leichengasse

1576 - Die Leichengasse

Titel: 1576 - Die Leichengasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sie nach links, wo es die Lichter gab. Licht bedeutete Hoffnung. Ob das in ihrem Fall stimmte, war mehr als fraglich, und deshalb war sie auch sehr skeptisch.
    Jane war darauf gefasst, dass sie aus dem Hinterhalt attackiert werden würde. Das traf nicht zu. Man ließ sie in Ruhe, und so ging sie in der Mitte der Gasse, die ihr wie eine schmale Schlucht vorkam.
    Dunkle Fassaden. Düstere Fensterhöhlen. Zu vergleichen mit viereckigen Augen, in denen die Schwärze lauerte. Flache Dächer, die mit den Frontseiten abschlossen und nicht überstanden.
    Sie hätte nicht beschwören können, dass die Häuser leer waren, obwohl sich nichts regte. Möglicherweise änderte sich dies in der Nähe des Lichts, das ihr erstes Ziel war.
    Darauf ging sie zu und hielt sich weiterhin dicht an der grauen Wand.
    Das Licht sickerte aus einem scheibenlosen Fenster in der unteren Etage. Der weiche Schein konnte von einer Kerze stammen, deren Flamme wegen der Windstille nicht bewegt wurde.
    Sie musste noch zwei Schritte gehen, um das Licht zu erreichen. Neben dem Fenster hielt sie an. Sie musste den Kopf vorstrecken, wenn sie ins Haus schauen wollte. Erst mal lauschte sie und stellte fest, dass sich innerhalb des Hauses nichts regte. Niemand ging dort hin und her. Es war auch kein Atmen zu hören oder Schrittgeräusche, die die Stille unterbrachen.
    Aber warum brannte dort Licht?
    Jane entdeckte den Grund Sekunden später. Da stand sie direkt vor dem Fenster und schaute hindurch.
    Das Licht stammte von mehreren Kerzenflammen, die durch Glasbehälter geschützt waren. So konnten sie sich nicht bewegen, aber sie gaben ihren Schein ab, der durch das Fenster nach draußen fiel.
    Das war die eine Seite, die normale.
    Jane entdeckte aber noch eine zweite.
    Das Zimmer hinter dem Fenster war nicht leer. Sie sah einen Schrank und einen Sessel mit hoher Lehne. Er war besetzt.
    Jane sah einen alten Mann, der dort hockte, und auf den zweiten Blick erkannte sie, dass er tot war…
    ***
    Nicht, dass Jane Collins es nicht gewöhnt wäre, mit toten Menschen konfrontiert zu werden, denn das gehörte beinahe zu ihrem Alltag, doch in diesem speziellen Fall und auch in dieser Umgebung empfand sie das Bild als besonders makaber. Deshalb zuckte sie auch vor dem Anblick zurück und brauchte einige Sekunden, um sich wieder zu fangen.
    Der alte Mann war mit einem hellen Leichenhemd bekleidet. Das wies genau darauf hin, woher er kam. Sie war sicher, einen der gestohlenen Toten vor sich zu haben. Ob man ihn festgebunden hatte, war nicht zu sehen.
    Er bot ein schlimmes Bild, vor dem die meisten Leute sicherlich geflüchtet wären.
    Die dünne Haut, die auch im Kerzenschein nicht frischer wirkte. Die offenen Augen, die leblos ins Leere starrten. Hinzu kam der halb offen stehende Mund über dem spitzen Kinn, der wie zu einem allerletzten Schrei geöffnet war.
    »Mein Gott«, flüsterte Jane, »was hat das zu bedeuten? Warum hat man ihn hierher gesetzt?«
    Es war niemand in der Nähe, der ihr eine Antwort hätte geben können.
    Die musste Jane selbst suchen, und das wollte sie auf jeden Fall. So lange sie sich frei bewegen konnte, würde sie das ausnutzen, denn sie war eine Kämpferin.
    Die Haustür war nicht weit vom Fenster entfernt, und Jane spielte mit dem Gedanken, das Haus zu betreten. Vielleicht fand sie dort einen Hinweis darauf, wo sie sich befand.
    Jane entschloss sich dafür, ins Haus zu gehen. Bevor sie es tat, blickte sie sich noch einmal aufmerksam um. Sie wollte sich nicht abermals überraschen lassen.
    Nein, da war nichts. Eine leere Straße, keine Menschen, die sich dort bewegten. Hin und wieder ein Lichtfleck auf dem Boden, und Jane überkam das Gefühl, allein gelassen worden zu sein, was bestimmt nicht zutraf. Wenig später hatte sie das Totenhaus betreten. Nichts veränderte sich bei ihr, abgesehen von ihrer unmittelbaren Umgebung, die jetzt viel begrenzter war.
    Jane tappte über einen schmalen Flur und musste sich nach rechts wenden, um das Zimmer mit dem Toten zu erreichen.
    Noch immer war sie unsicher darüber, ob sie es überhaupt wollte, aber wenn sie allein durch diese Gasse schritt, brachte es sie auch nicht weiter.
    Durch eine offen stehende Seitentür betrat sie das Zimmer mit dem Toten. Die nach oben führende schmale Treppe beachtete sie nicht weiter. Sie wollte herausfinden, wo sie sich befand. Vielleicht konnte sie in diesem Raum einen Hinweis finden.
    Drei Kerzen gaben ihren Schein ab. Sie standen ziemlich nah beieinander, um den Toten

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