1576 - Die Planetenspringer
Silbe. Er riß Thurau herum und schüttelte ihn. „Von wegen die Lao-Sinh wissen nichts von dieser Anlage. Was wird hier gespielt?"
„Es ist schnell erklärt. Die Kommandantin brauchte einen unumstößlichen Beweis dafür, daß es sich bei der Kartanin nicht um Dao-Lin-H’ay handelt. Es sind über siebenhundert Jahre vergangen, ihr Mißtrauen war erklärlich. Sie bat mich, euch in diese Anlage zu führen, um euch der Lüge zu überführen. Nai-Zsa-K’yon hat sich getäuscht und falsch gehandelt, sie wird es verantworten müssen. Folgt mir zum Antigrav.
Ich habe den Auftrag, euch zu ihr zu führen."
Der Alarm hallte durch alle Räume der Kristallburg. Überall rannten Lao-Sinh die Korridore entlang. Sie trugen die Waffen schußbereit, aber sie beachteten die kleine Gruppe nicht, die im Antigrav die Stockwerke emportrieb bis zum Schachtende. Eine einzelne, waffenlose Frau in der Uniform einer Adjutantin erwartete sie und überkreuzte die Hände vor der Brust, als sie Dao-Lin-H’ay gewahrte. „Hoheit, Nai-Zsa-K’yon kann dich leider nicht mehr empfangen. Würde es dir etwas ausmachen, mit der stellvertretenden Kommandantin Bansejs vorliebzunehmen?"
„Natürlich nicht", entgegnete Dao-Lin sanft. „Führe mich zu ihr. Wie lautet ihr Name?"
„Sie ist von deinem Haus, aus deiner Familie. Es ist Vin-Shun-H’ay."
Die Adjutantin machte ein paar Schritte rückwärts, wandte sich dann um und führte sie unter allen Zeichen der Hochachtung den Korridor entlang zu der Tür, die Norman Thurau schon kannte. Der Vironer ließ seinen Begleitern den Vortritt.
Vin-Shun-H’ay stand am Fenster und starrte hinab in das ewige Eis. Sie schrak zusammen, als sie die Geräusche an der Tür hörte. Sie fuhr herum und klammerte sich am Fensterrahmen fest. „Ich bin zutiefst bedrückt und gleichzeitig hocherfreut", flüsterte sie. „Ja, ich spüre es. Du bist wirklich Dao-Lin-H’ay, die große Kommandantin des Tarkaniums. Nie hat jemand mit deiner Rückkehr gerechnet. Das Schicksal ist gütig zu mir, daß ausgerechnet ich es erleben darf!"
Dao-Lin eilte auf sie zu und reichte ihr die Hände zum Gruß. „Wo steckt Nai?"
Die Stellvertretende Kommandantin deutete hinaus. „Sie hat verantwortungslos gehandelt und dein Leben aufs Spiel gesetzt. Sie hätte dich getötet, nur um zu beweisen, daß sie recht hat. Nach über siebenhundert Jahren durfte es dich nicht mehr geben. Sie hat sich der Verantwortung für ihr Tun entzogen. Jetzt sind die Wächterinnen unterwegs, um den zerschmetterten Leichnam zu bergen. Ich habe ihren persönlichen Speicher abgefragt. Sie hat keine Nachricht hinterlassen, kein Wort der Entschuldigung, nichts."
Vin-Shun warf einen verächtlichen Blick auf das überdimensionale Kissen mitten im Raum. Überall lag Spielzeug herum, Spielzeug aus der Fabrik von Norman Thurau. „Von nun an bist du die Kommandantin von Bansej", stellte Dao-Lin-H’ay fest. „Ich wünsche dir Glück und Umsicht."
„Ich danke dir. Was kann ich für dich und deine Begleiter tun, Dao-Lin?"
Die Kartanin zog ihre Artgenossin zum Vorhang und in einen Nebenraum. Was sie dort miteinander besprachen, drang nie an die Öffentlichkeit. Tekener, Braata, Baal, Thurau und Shina Gainaka verstanden nur ein paar der kartanischen Brocken und reimten sich den Rest zusammen. Als Dao wieder auftauchte, machte sie einen Eindruck, als habe jemand eine große Last auf ihre Schultern gelegt. „Im Tarkanium weiß niemand, was mit ESTARTU ist", sagte sie leise. „Auf Bansej und Hubei besitzt man zwar die Unterlagen über die alte Zeit, aber was nun wirklich aus der Superintelligenz geworden ist, ob und wo sie existiert, das kann niemand sagen. Am ehesten müßten es die Somer wissen, aber die wachen eifersüchtig über das Transmitternetz. Ich fürchte, wir sind völlig umsonst hierher gekommen."
„Es tut mir leid", fiel Vin-Shun-H’ay ein. „Ich wünschte mir, ich könnte dich besser unterstützen. Ich schäme mich!"
Dao-Lin fuhr herum. Ihre Augen blitzten, und Vin-Shun-H’ay wurde unter dem so geäußerten Tadel sichtbar kleiner. „Vielleicht kann ich euch helfen", sagte Norman Thurau. „Ja, ich denke, daß es möglich ist. Vom Absantha-Tor gibt es einen Weg in den Dunklen Himmel!"
Er zuckte hilflos mit den Schultern und grinste dann. „Faßt mich an, wenn ihr wollt", fuhr er fort und hielt ihnen seine Arme entgegen. „Aber starrt mich nicht an, als sei ich ein Geist!"
Die riesigen Hangartore waren von neuer Konstruktion, aber die
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