1577 - Der Engelssohn
Kloster waren?«
»Sie haben es erraten.«
»Dann habe ich Sie schon gesehen, Monsieur. Dann sind Sie der Mann aus England.«
Es ist nicht immer gut, wenn man erkannt wird. In diesem Fall dachte ich anders.
Ich wollte schon fragen, woher er über mich Bescheid wusste, doch er kam mir zuvor.
»Mein Name ist Jean Cartre. Ich wohne in Alet-les-Bains. Zudem bin ich schon seit einigen Jahren Polizist. Ich habe erlebt, was in der Vergangenheit bei uns passiert ist. Da sind Sie mir auch aufgefallen, Monsieur.«
Ich lächelte. »Es freut mich, dass ich den richtigen Menschen getroffen habe. Ich heiße übrigens John Sinclair.«
»Ja, jetzt fällt es mir wieder ein. Der Name, der sogar französisch klingt.«
»Das kann man so stehen lassen.«
»Gut.« Cartre lächelte nicht mehr. Er deutete nach hinten. Dort stand mein Leihwagen wie ein glühender Rest aus einem Action-Film. Andere Autofahrer lenkten ihre Fahrzeuge behutsam an dem Wrack vorbei.
»Was ist denn genau passiert?«
Er schien nicht an meine Version von einer Überhitzung des Motors zu glauben.
»Das weiß ich nicht. Es ist eben passiert. Ich habe ihn am Flughafen geliehen…«
»Hm.« Der Polizist grinste mich an, und jetzt sah ich deutlich, dass er mir meine Erklärungen nicht abnahm.
»Oder sind Sie angegriffen worden?«
»Nein, das bin ich nicht. Wer sollte auch…«
»Man kann nie wissen, Monsieur. Gerade bei Ihnen.« Er winkte ab.
»Lassen wir das. Sie haben bei uns einen guten Ruf.« Er rieb über seine Stirn. »Ich setze Sie am Kloster ab.« Er öffnete die Tür. »Zuerst muss ich mich aber um das Wrack kümmern.«
»Tun Sie das.«
Als er ausgestiegen war, verließ auch ich den Wagen. Nur noch dünner Rauch schwebte über dem Wrack. Da der Wind ihn in eine andere Richtung wehte, war das Zeug nicht mal zu riechen. Jean Cartre ging um den stinkenden Rest herum und telefonierte mit seinem Handy. Er gestikulierte dabei und war kurze Zeit später fertig mit dem Gespräch.
Für mich war es die erste Warnung gewesen. Matthias war da. Er würde kein Pardon kennen und seine Pläne eiskalt durchführen.
Hoffentlich hatte er das Kloster noch nicht angegriffen. So stark die Templer auch waren, gegen diesen abtrünnigen Priester, hinter dem die Macht Luzif ers stand, war es nur schwer anzukommen.
Cartre kehrte zurück und nickte mir zu.
»Ich habe alle geregelt. Man wird das Wrack abtransportieren.«
»Das ist gut.«
Er deutete mit dem Finger auf mich. »Sie werden allerdings Ihre Aussage noch schriftlich hinterlegen müssen.«
»Das geht in Ordnung.«
Wir stiegen wieder ein, fuhren aber noch nicht ab, denn Jean Cartre schaute mich von der Seite her an. Er konnte seine Neugierde nicht mehr im Zaum halten und fragte: »Müssen wir wieder mit katastrophalen Zuständen rechnen - oder ist Ihr Besuch rein privat?«
»Das ist schwer zu sagen, Kollege. Ich weiß nicht, was da auf uns zukommen wird. Godwin de Salier hat mich angerufen und mich hergebeten. Den genauen Grund werde ich erst noch erfahren.«
Sein Blick füllte sich mit Skepsis. »Komisch, aber so richtig kann ich Ihnen nicht glauben.«
»Warum nicht?«
Er schlug mir auf die Schulter. »Lassen wir das, Monsieur Sinclair, ist schon gut.«
Kurze Zeit später waren wir wieder unterwegs…
***
Im Kloster herrschte eine gedrückte Stimmung. Man brauchte nicht darüber zu sprechen, wer sensibel genug war, der konnte es spüren.
Der Templerführer hatte mit seinen Brüdern gesprochen, ohne ihnen die ganze Wahrheit zu sagen. Man wartete auf etwas, das möglicherweise eintrat, von dem man aber nicht wusste, was es war.
Godwin de Salier hatte sich dazu entschlossen, seine Runde durch das Kloster zu machen. Er wollte mit jedem seiner Brüder sprechen. Selbst dann, wenn er die ganze Wahrheit nicht wusste, aber er wollte sie dazu vergattern, achtzugeben und sich sofort zu melden, wenn ihnen etwas Ungewöhnliches auffiel.
Unter dem Dach arbeitete die »Abwehr«. In den klimatisierten Räumen war die Telekommunikation untergebracht. Hier konnte empfangen und gelauscht werden. Die Abteilung war Tag und Nacht von zwei Spezialisten besetzt.
Als Godwin sie betrat, wurde er angelächelt. »Nichts Unnormales, Godwin. Du kannst beruhigt sein.«
»Das ist gut.«
»Und womit rechnest du?«
De Salier hob die Schultern. »Ich kann es euch xiicht genau sagen. Ich weiß selber nicht, was da auf uns zukommt.«
»Könnte es einen Angriff auf unser Kloster geben?«
Godwin hob wieder die Schultern. Er
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