1577 - Endstation Etustar
ES, daß es durch die Aufnahme der zwanzig Milliarden Bewußtseine der Menschheit von Terra zu einem der stabilsten Zentren einer Mächtigkeitsballung würde", flüsterte Alaska unvermittelt. „Was wir in den letzten Jahren erlebt haben, spricht all diesen Versicherungen höhn. ES scheint in wesentlich schlimmerem Zustand zu sein als ESTARTU, obwohl sich die Große Katastrophe im Reich der zwölf Galaxien stärker ausgewirkt hat als in unserer Heimat.
Kannst du diesen Widerspruch erklären?"
Ronald Tekener zuckte mit den Schultern. „Wie soll ich das? Wenn es jemand kann, dann nur ESTARTU. Wir nicht. Ich sehe das Ganze aus einer anderen Perspektive. ES wäre ohne die zwanzig Milliarden Bewußtseine von damals nicht in der Lage gewesen, die Große Katastrophe und deren Auswirkungen zu überstehen. Wir hätten die Probleme nicht, uns mit einer Zelldusche über die letzten Jahre hinwegretten zu müssen. Es gäbe keine Superintelligenz mehr in unsrer Mächtigkeitsballung, unsere Galaxien wären Freiwild für alle Entitäten. Es würde langfristig eine Störung in unserem Teil des Alls auftreten, und die Superintelligenzen wie ESTARTU müßten einen Kampf gegen die Mächte des Chaos ausfechten, in dem sie vielleicht unterliegen würden. Schau dir die Völker dieses Reiches hier an. Welche außer den Somern wären in der Lage, gewaltigen Flotten aus der Fremde die Stirn zu bieten? Das Chaos würde sich wiederholen, nur diesmal viel schlimmer. Nein, ich glaube, daß die Maßnahme von damals zum richtigen Zeitpunkt kam, auch wenn ES sich zunächst einmal übernahm und gezwungen war, viele Bewußtseine immer wieder als Konzepte abzustoßen. Das war ein normaler Effekt. Wir müssen froh sein, daß ES noch existiert. Und wir werden alles tun, um unserer Superintelligenz auch diesmal zu helfen." Einem plötzlichen Impuls folgend, erhob er sich. „Ich bin bald zurück."
„Ja, ist gut", murmelte Alaska und legte sich zu Boden. Nach einer Weile aber verspürte er den Drang, sich zu erheben und Tekener zu folgen. Er schlug den Weg zum Taleinschnitt ein, wandte sich dann aber nach rechts und stieg die Böschung hinauf bis auf den Kamm des bewaldeten Hügels. Es war phantastisch, wie er sich in der mondlosen Dunkelheit zurechtfand, ohne an einen Baum oder sonst an ein Hindernis zu stoßen. Seine Schuhe blieben nicht einmal an einer Oberflächenwurzel hängen. Er wanderte den Kamm entlang zum oberen Ende des Tales und stand plötzlich auf einer Lichtung, in deren Mitte sich ein Rund aus duftenden Büschen befand. In seinem Inneren glomm ein winziges Licht. Als Alaska sich zwischen den Ästen und Ranken hindurchschob, sah er, daß sie fast vollzählig versammelt waren, die beiden Ophaler, Dao-Lin, Tek und Stalker. Nur Sie fehlte noch.
Alaska setzte sich schweigend in den Kreis, den sie bildeten, und wartete. Als sich nichts veränderte, fragte er nach der jungen Frau. „Warum ist Siela nicht hier und dafür Stalker?"
„Ich habe sie nicht vergessen", sang Qion Lanaa leise. „Aber da Sie von ESTARTU nichts zu erwarten hat, übernimmt sie die Rolle, mit Hilfe ihres Schiffes mit den Nakken zu kommunizieren und sie von dieser Lichtung fernzuhalten." Über eine Stunde verging, in der nichts gesprochen wurde.
Nicht einmal das Atmen der Anwesenden war zu hören. Nur die ewige Botschaft war in ihnen, und sie nahm weiter an Deutlichkeit zu. Und dann verspürte Alaska plötzlich den Wunsch in sich, über alles zu berichten, was er über ES wußte. Seine Lippen begannen sich lautlos zu bewegen, und er redete mit der Superintelligenz und wußte, daß es seine Gefährten ebenso taten. Alaska baute vor seinem geistigen Auge das Bild der Situation der Mächtigkeitsballung von ES auf mit all den Ereignissen wie dem Einzug der Zellaktivatoren und den Aussagen von ES, daß bereits zwanzigtausend Jahre vergangen seien. Er nannte die Indizien dafür, daß der Zeitsinn von ES gestört sei, und vergaß keine einzige Wanderermanifestation und deren Begleiterscheinungen. Er dachte an die Hilferufe in Form verschiedener Gegenstände und Botschaften bis hin zum Peacemaker. Und dann folgte das beängstigende Schweigen von ES.
Gleichzeitig begannen Alaska für alle Fragen und Probleme die verschiedensten Antworten einzufallen. Eine Superintelligenz rechnete in anderen Zeitmaßstäben, so daß eine Augenblickshandlung nichts über deren eigentliche Bedeutung aussagen mußte, wenn man sie mit den Augen von körperlichen Wesen betrachtete. Die Verteilung
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