158 - Amoklauf der Werwölfe
handelt oder nicht."
„Kann aber was dauern; wir müssen dazu erst Unga vom Elfenhof auf Island holen, weil er am besten mit den Berechnungen und mit der Entschlüsselung von Hermons Büchern zu Rande kommt. Dann erst können wir die Computer einschalten."
„Macht voran", empfahl Dorian. „Ich rufe zurück. In zwei Stunden."
„In zwei Stunden haben wir hier Feierabend", murrte ein Mann vom Personal der Telefonzentrale. „Sie haben sicher eine Ablösung, die Sie rechtzeitig instruieren werden", sagte Tamarow kühl.
Aus den zwei Stunden wurden drei, bis die Verbindung wieder stand. Diesmal war es Coco Zamis selbst, die sprach. „Brauchst du Hilfe, Dorian? Soll einer von uns kommen?"
„Nein", gab der Dämonenkiller zurück. „Wir kommen klar. Was ist mit dem magielosen Zustand?" „Es hat einer stattgefunden, und zwar genau zu der von euch angegebenen Zeit am angegebenen Ort. Saßen da wirklich Dämonen im Raumschiff? Das ist ja unglaublich."
„Sie saßen nicht nur, sie sitzen immer noch, Coco", sagte Dorian. „Falls wir noch Unterstützung brauchen, melden wir uns rechtzeitig, all right?" Er legte auf. Als die Telefonbrücke zusammengebrochen war, fiel ihm ein, daß er nach weiteren magielosen Zuständen hätte fragen sollen, die sich in nächster Zukunft ereigneten. Das hätte ihnen vielleicht helfen können, sich auf die eine oder die andere Situation einzustellen. Andererseits war der Komet Halley im Augenblick sehr weit entfernt. Die Zustände hatten in ihrer Häufigkeit erheblich nachgelassen. Sie würden erst wieder ansteigen, wenn der Komet sich abermals näherte, um an der Erde so dicht wie selten zuvor vorbeizuziehen und dann wieder für Jahrzehnte in Weltraum-Tiefen zu verschwinden.
„Wir müssen jetzt also davon ausgehen, daß die Dämonen während ihrer Amok-Phase unkontrollierbar handelten und wichtige Steuerungseinheiten der KOSMOVEGA zerstörten", sagte Dorian schließlich. „Die Rakete ist also nicht mehr lenkbar, der denkbar ungünstigste Fall ist eingetreten. Kiwibin - Sie müssen jetzt so schnell wie möglich rauf."
„Das müssen ausgerechnet Sie mir jetzt auch noch sagen, Towarischtsch Hunter", knurrte der Russe grimmig. „Ich wollte, ich hätte mich nie auf diese Geschichte eingelassen."
Dorian zuckte mit den Schultern.
„Sehen Sie, Genosse Kiwibin", sagte er. „Nicht immer kann man die Hauptarbeit auf andere abwälzen. "
Irgendwann fand Abi Flindt Schlaf. Es war lange nach Mitternacht geworden, bis die Antwort aus dem Castillo gekommen war, und Abi fühlte sich inzwischen rechtschaffen müde.
Er dachte an Dunja, und er dachte an die Werwölfe, die aus Baikonur verschwunden waren. Er glaubte dem Mädchen, und Dorian und Kiwibin ebenfalls. Sie waren sicher. Aber Rußland ist groß, und irgendwo draußen, außerhalb der Weltraumstadt, existierten die Dämonen der Lonkin-Sippe noch. Und irgendwo waren Werwölfe, die es unschädlich zu machen galt.
Abi sah plötzlich, wie die Werwölfe, die über eine weite, in Pastellfarben leuchtende Ebene jagten, sich auflösten. Ein Gesicht schob sich dazwischen, ein großes, den gesamten Himmel ausfüllendes Gesicht. Es war eine dämonische Fratze. Aber von einem Moment zum anderen veränderte es sich, wurde menschlicher, weicher. Es erhielt vertraute Konturen.
Abi Flindt lächelte. Er kannte dieses Gesicht, über das er zärtlich mit den Fingerkuppen fuhr. Das war Dunja, und sie kam zu ihm.
„Ich liebe dich, Abi", sagte sie leise.
Sie stand jetzt vor ihm, streckte die Hände nach ihm aus und berührte ihn. Unwillkürlich erschauerte er. Und er genoß das sanfte Streicheln. Dunja schmiegte sich an ihn, und er ließ seine Fingerspitzen über ihre weiche, nackte Haut gleiten, die so warm war. Sie schnurrte wie ein zufriedenes Kätzchen. Sie küßten sich. Abi verspürte ein nie gekanntes Glücksgefühl. Er fühlte Dunjas Haut auf der seinen und wußte gar nicht, wann er sich entkleidet hatte. Aber das schwarzhaarige Mädchen war da, war so wunderschön und lieb, und ihre Finger und Lippen schenkten sich gegenseitig Zärtlichkeiten.
Und nach einer endlosen Zeitspanne voller sanfter Zärtlichkeit verschmolzen ihre Körper miteinander, wurden eins in einem Universum der Liebe.
Abi Flindt wußte, daß dieses Mädchen ihm die Erfüllung brachte. Vielleicht würde er, der gnadenlose Jäger, Hasser und Rächer, durch Dunja endlich wieder seinen Frieden finden. Und er lächelte. Irgendwann in den Morgenstunden wachte er auf. Und da wußte
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