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158 - Orguudoos Brut

158 - Orguudoos Brut

Titel: 158 - Orguudoos Brut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Seidel
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dass ich keine Zeit für euch habe! Irgendwas stimmt hier nicht, das spüre ich! Aber ich muss weiter, also werde ich jetzt mein Schwert suchen und euch allein lassen mit euren – Geheimnissen.«
    »Was hat sie gesagt?«, fragte Lamak.
    Chengai hob die Schultern. »Interessiert es? Kommt, wir bessern die Grube aus!«
    Er setzte sich in Bewegung, Rai kam an seine Seite und sagte: »Einer dieser widerlichen Shak'machuu war hier heute Nacht! Noch ist die Fährte verfolgbar, aber sobald das Wetter umschlägt, verlieren wir sie. Lasst uns aufbrechen!«
    »Das, mein lieber Freund«, Chengai legte seinen Arm um Rais Schultern, »halte ich für eine ganz blöde Idee! Wir wissen doch inzwischen, dass sie im Rudel jagen, und dass Einzelfährten nichts weiter sind als ein Teil ihrer üblen Strategie. Sie haben ihren Lockvogel hergeschickt – rate, warum!«
    Chengai stieß den Gefährten von sich. Seine Stimme wurde kalt. »Einmal darauf reinfallen ist tragisch, Rai, aber ein zweites Mal? Das wäre unverzeihliche Dummheit, und ich bin nicht dumm!«
    Die Saikhan stapften davon. Jem'shiin hörte auf, nervös an seinem Bart zu zwirbeln, und wandte sich Aruula zu – nur um festzustellen, dass die Barbarin schon ein ganzes Stück entfernt war. Sie fand es nutzlos, einer Unterhaltung beizuwohnen, die sie nicht verstand. Also hatte sie sich auf den Weg gemacht.
    Jem'shiin keuchte, als er sie endlich einholte.
    »Warte doch mal!« Er breitete die Arme aus. »Wo willst du denn hin? Es ist lausig kalt, und du hast ja noch nicht mal gefrühstückt!«
    »Vergiss es.« Aruula winkte ab und versuchte den shassun zu umrunden. »Ich weiß nicht, was du sagst, du verstehst mich nicht – also lass mich einfach gehen.«
    Jem'shiin nickte eifrig. »Schon klar: Ich hab mich blöd benommen gestern, und das ärgert dich noch immer. Tut mir Leid! Und es ist ja nicht so, als wollte ich dich nicht gehen lassen! Aber ohne Frühstück? Überleg mal, Täubchen: So'n Tag ist lang!«
    Aruula sah stirnrunzelnd zu ihm auf. Jem'shiin übersetzte seine Botschaft in die Zeichensprache.
    »Frühstück!«, brüllte er die Barbarin an und wies dabei freudig erregt auf seinen Mund. Er machte ein paar Kaubewegungen, schluckte Luft und rieb sich den Bauch.
    »Frühstück! Es-sen!«
    Aruula nickte ein paar Mal und sagte: »Es ist nicht nötig, mich anzubrüllen, ich bin nicht taub! Und wenn ich es wäre, würde es erst recht nichts nützen.«
    »Aaah!« Jem'shiin nickte zurück und grinste. »Verstehe: Du hast deine Meinung geändert! Siehst du, das klappt doch richtig gut mit uns! Noch ein bisschen üben, und in Nullkommanix können wir uns unterhalten.«
    Die Barbarin folgte Jem'shiin zur Hütte der Saikhan. Er redete pausenlos unterwegs, und tatsächlich war das eine oder andere Wort dabei, das Aruula aus dem Russischen kannte.
    Was sie verstand, deutete darauf hin, dass Jem'shiin zum Kratersee reisen wollte.
    »An den Kratersee?« Aruula blieb stehen, bass erstaunt.
    »Aber dort lebt nichts mehr! Menschen, Tiere – alle sind tot. Die Daa'muren haben Bomben gezündet und die ganze Gegend in die Luft gejagt!«
    »Luft… gejagt…?«, wiederholte Jem'shiin verständnislos.
    Aruula nickte ernst, legte ihre Fäuste an den Bauch und riss sie dann im Aufwärtsbogen auseinander.
    »Bumm!«, sagte sie. Dann fuhr sie sich mit dem Finger über die Kehle. »Tot. Alle tot!«
    Der shassun wurde blass. Er trottete weiter, und man konnte an seinem Gesicht ablesen, wie es in ihm arbeitete. Wenn das stimmte, was die Barbarin sagte, dann war alles umsonst gewesen – seine Jagd nach dem Kamshaa, die beschwerliche Reise Richtung Heimat, einfach alles!
    Nach einer Weile tippte ihm Aruula auf die Schulter. Der Baum war zwischen den Ruinen aufgetaucht, und sie zeigte darauf.
    »Tot«, sagte Jem'shiin nur.
    Die beiden kamen an Stallungen vorbei, sorgfältig instand gesetzt und verschlossen. Dunggeruch wehte Aruula entgegen, sie hörte ein Schnauben und Geräusche, die an das Quieken von Piigs erinnerten.
    »Jingiis!«, erwiderte Jem'shiin auf ihren fragenden Blick, griff nach unsichtbaren Zügeln und hopste ein paar Schritte durch den Schnee, als säße er auf einem bockenden Yakk. Die Barbarin lachte und wandte sich dem Stall zu. Jem'shiin hielt sie fest.
    »Geh da bloß nicht hin!«, warnte er. »Diese Viecher sind den Saikhan heilig, frag mich nicht, warum! Wenn du Ärger haben willst, guckst du eins an. Wenn du sterben willst, fasst du eins an.«
    Er wies auf den Stall und fuhr

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