1581 - Ekel
richtigen Weg eingeschlagen hatte, und von dem würde sie auch nie mehr abweichen.
Es war für sie besonders wichtig, dass Eva mit ihr zufrieden war. Alles andere konnte sie vergessen. Sie würde ihr Leben in Evas Sinn weiterführen, und sie hoffte, dass irgendwann auch das schlimme Ekelgefühl nicht mehr so stark sein würde, wenn die Schlange in ihrem Mund erschien.
Mit diesem Gedanken verließ sie das Wohnzimmer, aber noch nicht die Wohnung. Sie ging in die Küche, weil sie unbedingt etwas trinken musste. Sie fand eine kleine Flasche Bitter Lemon und leerte sie mit kleinen Schlucken. Sie ließ sich Zeit. Sie wusste nicht, wann die Tote gefunden wurde, aber das konnte Tage, wenn nicht ein oder zwei Wochen dauern.
Und eine Spur würde man zu ihr nicht zurückverfolgen können.
Sie ging durch den Flur, öffnete die Wohnungstür und erlebte eine Überraschung, die all ihre Pläne über den Haufen warf…
***
Nach einer kräftigen Morgendusche, die meine Müdigkeit vertreiben sollte, hatte ich nebenan bei Suko angerufen und mich bei Shao zum Frühstück eingeladen.
Sie hatte natürlich nichts dagegen.
Wenig später öffnete mir Suko die Tür, und beim Überschreiten der Schwelle fragte ich bereits, ob er Shao eingeweiht hatte.
»Ja, das habe ich getan.«
»Und?«
»Sie war einigermaßen geschockt darüber, dass diese Person in unserem Haus wohnt.«
Ich hob die Schultern und sagte: »Wer schaut schon hinter die Wohnungstüren?«
Shao war noch dabei, den Tisch zu decken. Bei ihr und Suko gab es immer ein gesundes Frühstück. Vor allem Ballaststoffe gehörten dazu, aber man wurde auch satt.
Ich entschied mich für Tee und aß ein Gemisch aus Haferflocken, Sesam und klein geschnittenen frischen Ananasscheiben.
»Und?«, fragte Shao.
Ich grinste schief. »Das ist das beste Frühstück, das ich heute bekommen habe.«
»Hahaha…«
Danach wurde es ernst. Wir unterhielten uns über die Vorgänge der vergangenen Nacht, und Suko merkte schnell, dass ich mit meinen Gedanken nicht so richtig bei der Sache war.
»Was quält dich denn?«
»Ich weiß nicht genau, aber ich habe mir gedacht, dass wir sie vielleicht besser im Auge hätten behalten sollen.«
»Das wäre schwierig geworden. Sie wollte nicht, und du hättest sie nicht zwingen können.«
»Das stimmt.«
Suko trank Tee, stellte die Tasse ab und war davon überzeugt, dass wir beide heute Erfolg haben würden.
»Es gilt, diese Eva aufzuspüren, und ich hoffe, dass Susan Serrano jetzt bereit ist, uns zu sagen, wo wir sie finden können.«
»Das müsste sie, wenn sie wieder normal geworden ist. Falls sie es nicht vergessen hat.«
Ich schaute auf die Uhr. Es war eine recht unchristliche Zeit, um jemanden aufzusuchen. Aber darauf konnten wir keine Rücksicht nehmen. Je eher wir vorankamen, umso besser für uns.
Dennoch trank ich meinen Tee aus, aß auch mein Müsli auf und erhob mich. Suko war ebenfalls fertig.
»Dann schauen wir mal«, sagte ich, bevor ich mich bei Shao für das Frühstück bedankte.
Sie lächelte mich an. »Haben dir denn nicht die Eier und der Speck gefehlt?«
»Nicht bei euch.«
Sie lachte. »Lügner…«
Es wurde Zeit, dass wir uns verzogen.
Im Hausflur sah Suko es meinem Gesicht an, dass ich mir immer noch Gedanken machte.
»Worüber grübelst du jetzt schon wieder nach?«
»Das ist ganz einfach. Ich habe kein besonders gutes Gefühl. Und wenn etwas nicht stimmt, kann ich mir das an meine Fahne heften.«
»Ach, das geht schon in Ordnung.«
Wir stiegen in den Lift, aber so überzeugt wie Suko war ich nicht.
Wenig später hatten wir die zweite Etage erreicht. In dem langen Flur waren wir nicht allein, weil um diese Zeit nicht wenige Leute zur Arbeit aufbrachen. Eine junge Frau mit einer großen Umhängetasche trank ihren Kaffee aus einem Pappbecher im Gehen. In ihren Augen lag schon jetzt ein gehetzter Ausdruck, als fürchtete sie sich davor, zu spät zu kommen.
Wir blieben vor der Tür von Susan Serranos Wohnung stehen.
Ich wollte schon klingeln, doch das konnte ich mir ersparen, denn plötzlich wurde die Tür geöffnet.
Eine Frau stand vor uns.
Und es war nicht Susan Serrano!
***
Blonde kurze Haare. Ein Gesicht mit Sommersprossen, das einen ebenso überraschten Ausdruck zeigte wie unsere Gesichter.
Ich fing mich zuerst und sprach die Fremde an.
»Sie sind nicht Susan Serrano.«
»Das stimmt.«
»Und wo ist Susan?«
»Im Bad.«
»Danke. Und was machen Sie hier?«
»Ich bin eine Freundin. Ich habe sie
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