1581 - Ekel
besucht. Was - was - soll denn die Fragerei?«
»Ach, wir wissen gern Bescheid.« Ich blieb freundlich und lächelte.
Beides war nur gespielt, denn ich traute dem Braten nicht. Der stank auf zehn Meter Entfernung.
»Es ist noch sehr früh«, fuhr ich fort. »Haben Sie bei Ihrer Freundin übernachtet?«
»Das habe ich.«
Jetzt hatte ich sie. Die Antwort war eine glatte Lüge gewesen, denn Susan war in der Nacht allein gewesen. Mit dieser Frau stimmte etwas nicht. Ich hatte auch sofort das Gefühl, dass sie uns eventuell weiterhelfen konnte.
»Wie heißen Sie?«, fragte ich.
»Warum wollen Sie das wissen?«
»Aus bestimmten Gründen.«
Sie wurde ärgerlich. »Lassen Sie mich endlich gehen. Ich muss zu meinem Job.«
Sekunden später hatte sie es beinahe geschafft, an mir vorbeizuwischen, nur gab es da noch Suko, der die Blonde stoppte.
»Nein, Sie bleiben.«
»Das tue ich nicht!« Sie stemmte sich gegen Sukos Griff. Der ließ sich nicht beirren und schob die Frau zurück in den Flur, in dem wir ebenfalls gleich darauf standen. Suko schloss die Tür hinter uns.
Ich lächelte die Blonde an und sagte: »Im Bad ist sie also. Das haben Sie doch gesagt, nicht wahr?«
Sie gab keine Antwort. Das schlechte Gewissen war ihr am Gesicht abzulesen.
Etwas musste hier passiert sein, was sie auf jeden Fall für sich behalten wollte. Unser Besuch war ihr da voll in die Quere gekommen. Wir hatten sie so überrascht, dass sie vom ersten Moment an wie jemand ausgesehen hatte, der nach einem Fluchtweg Ausschau hielt.
Was hatte sie zu verbergen?
Ich schaute in ihr Gesicht, weil ich an etwas Bestimmtes dachte.
In der vergangenen Nacht hatte ich eine Schlange aus Susan Serranos Mund huschen sehen, jetzt starrte ich auf den Mund der uns fremden Frau. Aber da war nichts Auffälliges zu erkennen.
Und doch war ihr unsere Gegenwart mehr als unangenehm.
»Im Bad ist sie?«, fragte Suko noch einmal.
»Ja, das sagte ich.«
»Es ist aber nichts zu hören. Kein Rauschen der Dusche, kein…«
»Ich habe Sie belogen«, gab die Frau zu. »Susan ist nicht im Bad.«
»Super. Und wo steckt sie dann?«
»Sie ist schon vorgegangen, weil sie etwas zum Frühstück holen wollte.«
»Um das hierher zu bringen?«
»Nein, wir wollten uns vor dem Haus treffen. Und jetzt lassen Sie mich bitte gehen.«
»Später, Süße«, sagte Suko. »Komischerweise sind wir davon überzeugt, dass hier einiges nicht stimmt. Und dem wollen wir auf den Grund gehen.«
Die Blonde protestierte. »Sie haben nicht das Recht, hier einzudringen und sich zu benehmen, als hätten Sie hier das Sagen.«
»Doch, das Recht haben wir.« Suko holte seinen Ausweis hervor und zeigte ihn ihr.
Die Frau begriff schnell. Sie konnte sogar noch lachen und fragte mit einer leicht hysterisch klingenden Stimme: »Polizei? Was will denn die Polizei von Susan?«
»Das werden wir ihr gleich selbst sagen«, erklärte Suko mit spöttischer Stimme, »wenn sie aus dem Bad kommt.«
Unser Gespräch war nur ein Geplänkel. Jeder schauspielerte, die Blonde besonders.
Ich kannte mich hier aus und machte mich auf den Weg ins Wohnzimmer. Die Blonde drehte den Kopf, um mir nachzuschauen. Ich hörte, wie Suko nach ihrem Namen fragte und auch eine Antwort erhielt.
»Ich heiße Lisa Long.«
Genau in diesem Moment trat ich über die Schwelle zum Wohnraum und sah die Frau im Sessel.
Es war nicht der absolute Schock. Irgendwie hatte ich damit gerechnet, sie so vorzufinden, nach dem, was in den letzten Minuten geschehen war.
Susan Serrano saß da und bewegte sich nicht. Ich konnte nur hoffen, dass sie eingeschlafen war.
Aber sie schlief nicht. Das wurde mir klar, als ich in ihre Augen schaute, in denen es kein Leben mehr gab.
Susan Serrano war tot, und ich entdeckte eine gerötete Stelle an ihrer linken Wange. Beim Näherkommen sah ich sie mir genauer an. Da waren sogar deutlich zwei Bissstellen zu erkennen.
Gift - Schlangengift. Wie bei Ben Miller, den es in seinem Auto erwischt hatte. Nur gab es bei Susan Serrano einen anderen Täter.
Ich drehte mich um, weil ich Suko Bescheid sagen wollte.
Es war nicht mehr nötig. Er hatte den Flur verlassen und bog soeben um die Türecke. Lisa Long schob er vor sich her.
»Susan Serrano lebt nicht mehr«, sagte ich und fuhr fort: »Ich kann mir gut vorstellen, dass uns Lisa Long etwas mehr über das Ableben ihrer Freundin erzählen wird.«
Ihr Gesicht war rot angelaufen und sie keuchte: »Nein, das kann ich nicht.«
»Und warum nicht?«
»Weil ich
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