1581 - Ekel
wirkten nicht überhastet. Recht langsam schlug er den Kreis, sodass die drei Riemen, die aus der Haut des Dämons Nyrana gefertigt waren, hervorglitten.
Auch sie sahen im ersten Moment aus wie Schlangen. Sie bewegten sich aber nur, wenn Suko es wollte. Noch hingen sie schlaff nach unten.
Lisa Long hatte alles beobachten können. Ich ging davon aus, dass es bei den kleinen Schlangenaugen ebenfalls so war. Sie blieben starr, und Lisa wurde von diesem Untier geleitet, um den ersten Widerstand aus dem Weg zu räumen.
Sie war keine normale Frau mehr. Sie stand unter einem dämonischen Einfluss. Urplötzlich griff sie an. Sie war schnell, aber Suko war noch schneller.
Sein Fuß erwischte sie mit einem harten Tritt an der Hüfte.
Lisa geriet aus dem Gleichgewicht. Zuerst sah es aus, als würde sie sich um die eigene Achse drehen, aber sie schaffte es nicht ganz, denn Suko säbelte ihr die Beine weg.
Mit der noch immer aus dem Mund zuckenden Schlange fiel sie zu Boden. Dicht neben dem Tisch schlug sie auf und war für einen Moment benommen.
Die Zeit reichte Suko. Bevor Lisa sich erneut zurechtfand, war er bei ihr und schlug zu.
Nun zeigte es sich, dass mein Freund ein wahrer Meister in der Beherrschung seiner Peitsche war. Er sorgte dafür, dass die drei Riemen nicht fächerten. So traf er das, was er treffen wollte. Nicht das Gesicht, sondern die aus dem Mund hervorschauende Schlange. Sie zuckte nach unten, klatschte gegen den Boden und schaffte es nicht mehr, sich in Lisas Mundhöhle zurückzuziehen.
Rauch war zu sehen, den der Schlangenkörper abgab. Dabei blieb es nicht, denn die Schlange veränderte ihre Farbe und zugleich ihr Aussehen. Sie dunkelte regelrecht ein, bis sie eine graue Farbe angenommen hatte, die auch nicht blieb und tiefschwarz wurde. Dabei zog sie sich zusammen, was wiederum von knisternden Geräuschen begleitet wurde. Bis sie sich schließlich auflöste.
Den Rest spie die am Boden liegende Lisa Long aus, von würgenden Lauten begleitet.
Suko schaute mich von der Seite her an. »Ist es das gewesen, John? Du kennst dich doch aus.«
»Ich denke schon.«
»Dann könnte Lisa uns weiterhelfen.«
»Das will ich meinen.« Ich ging zu ihr. Von selbst hatte sie noch keine Anstalten getroffen, wieder auf die Beine zu gelangen. Als sie sah, wie ich mich über sie beugte, stieß sie einen leisen Schrei aus. Dann aber nahm sie meine Hand und ließ sich von mir helfen, bis sie in einem Sessel saß. Suko besorgte ihr ein Glas Wasser, das sie austrank. Erst dann schaute sie sich um, wobei ihr Blick auf Susan Serranos Leiche fiel und sie zutiefst erschrak. Lisa sah aus, als wäre der Tod ihrer Freundin für sie ein Schock.
Ich nahm wenig Rücksicht auf sie und sagte mit fester Stimme: »Susan lebt nicht mehr.«
Sie nickte nur.
Ich überlegte noch, ob ich ihr sagen sollte, wer sie getötet hatte, da fing Lisa an zu weinen, und ich verzichtete darauf. Ob die junge Frau völlig von der Macht der Schlange befreit war, wussten weder Suko noch ich.
Wir konnten allerdings davon ausgehen, einen Teilerfolg errungen zu haben.
Und es sollte auch weitergehen. Mit dem, was wir sahen, durften wir uns nicht zufrieden geben. Diese beiden Frauen waren nicht durch Zufall in diesen Zustand geraten. Dahinter steckte ein System, und das trug den Namen des ersten Weibes.
Lisa Long hatte ein Taschentuch hervorgeholt und presste es jetzt auf ihre Augen. Einige Male zuckten ihre Lippen, als wollte sie etwas sagen.
Dann überlegte sie es sich anders und blieb stumm.
Ich übernahm die Initiative. »Sind Sie einigermaßen okay, Miss Long?«
Sie bedachte mich mit einem kurzen Blick und meinte dann: »Das muss ich wohl. Aber ich weiß nicht, wer Sie sind.« Offenbar hatte sie keine Erinnerung mehr daran, dass Suko ihr seinen Ausweis gezeigt hatte.
»Wir wohnen auch hier im Haus. Wir sind Polizisten. Scotland Yard.«
Danach sagte ich unsere Namen, und ich hatte das Gefühl, als würde sie am liebsten davonlaufen.
Sie schaute auf die tote Susan Serrano. »Dann habe ich ja - ich meine…«
Ich stoppte ihren Wortschwall mit einer Handbewegung. »Sie müssen versuchen, nicht mehr daran zu denken«, sagte ich.
»Ich bin eine Mörderin. Ich erinnere mich, was passierte. Wenn auch nur schwach.«
Bevor sie durchdrehen konnte, versuchten Suko und ich, sie zu beruhigen. Wir sprachen von unglücklichen Umständen, in die Lisa geraten war. Und wir machten ihr auch Hoffnung, wenn sie uns half.
»Helfen?«, flüsterte sie.
»Ja, das
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