1581 - Ekel
wusste, welchem Beruf wir nachgingen, kannte jedoch keine Einzelheiten.
»Ja«, sagte ich, »wir sind immer im Dienst.«
»Da draußen auf dem Parkplatz ist was passiert, nicht?«
»Genau.«
»Und was?«
Ich wollte ihn nicht mit der Wahrheit belasten und sagte nur: »Ein Unglück.«
Bruno schluckte. »Gab es denn einen Toten?«
»Ein Mann starb in seinem Wagen.«
»Mord?«, flüsterte er.
Ich hob nur die Schultern. »Es ist nicht unser Fall, aber trotzdem möchten wir Sie etwas fragen.«
»Ja, gut, ich höre.«
»Hat jemand in der letzten Stunde das Haus betreten? Ganz normal und nicht durch die Tiefgarage?«
Bruno fuhr mit gespreizten Fingern durch sein struppiges Rothaar. »Da fragen Sie mich was…«
»Ist jemand gekommen oder nicht?«
»Sie waren doch bestimmt die ganze Zeit über hier«, fügte Suko hinzu.
»Ja.«
»Und wen haben Sie gesehen?«
Er musste nachdenken. »Am Abend war schon recht viel Betrieb, später flaute er etwas ab. Das ist immer so. Da sind verschiedene Bewohner gekommen.«
»Es geht uns um die letzte Stunde«, erinnerte ich ihn.
»Hm. Eigentlich nur zwei Mieter. Einmal Mr. Ferguson mit seinen beiden Enkelkindern, und dann noch eine Frau.«
»Kennen Sie auch den Namen?«
Seine Augen glänzten. »Sie heißt Susan Serrano. Ein richtiges Vollweib, kann ich Ihnen sagen. Wer auf etwas Handfestes steht, der liegt bei ihr genau richtig. Ich kann nur sagen, einfach scharf, obwohl sie nicht unbedingt mehr die Jüngste ist. Ich schätze sie auf gut vierzig Jahre, aber trotzdem würde ich sie nicht von der Bettkante stoßen.«
»Wie sieht sie genau aus?«, fragte ich, weil ich wissen wollte, ob mir die Mieterin selbst schon mal aufgefallen war.
»Sie hat lockige Haare, und die sind rot gefärbt. Und ein nettes Gesicht, meine ich. Wollen Sie noch was über ihre Figur wissen?«
Ich winkte ab. »Nein, nein, das wollen wir mal beiseite lassen. Wissen Sie denn, in welcher Etage sie wohnt?«
»Klar, in der zweiten. Ich war sogar mal in ihrer Wohnung und habe etwas repariert.« Noch in der Erinnerung fingen seine Augen an zu strahlen.
Wir konnten gut auf Einzelheiten der Reparatur verzichten. Andere Dinge waren für uns wichtiger.
»Was hat Susan Serrano vorhin für einen Eindruck auf Sie gemacht?«, wollte ich wissen.
Er zog die Stirn in Falten. »Wie meinen Sie das?«
»Nun ja, war sie normal? Ist sie so ins Haus gekommen wie immer? Oder wirkte sie abgehetzt?«
»Weiß ich nicht.«
Ich ließ nicht locker. »Hat sie sich anders verhalten als sonst? Ihnen gegenüber?«
Bruno musste tief einatmen. Er gab sich wirklich Mühe, und wir hofften, mehr von ihm zu erfahren.
»Was soll ich sagen? Sie kam, aber sie hat nicht hier angehalten, um mit mir zu sprechen.«
»Tat sie das sonst immer?«
»Nicht immer, Mr. Sinclair, aber recht oft.« Er hob einen Zeigefinger.
»Und wenn ich nicht beschäftigt gewesen bin.«
»Das war an diesem Abend ja nicht der Fall - oder?«
»Stimmt.« Er beugte sich uns entgegen. »Jetzt, wo Sie es sagen, fällt es mir auf. Sie ist nicht zu mir gekommen, um ein paar Worte mit mir zu wechseln. Sie ging sofort zum Fahrstuhl, ja, und sie hat nicht mal gegrüßt. Sie hatte es wohl sehr eilig.«
»Wunderbar. Sonst ist Ihnen nichts an ihr aufgefallen?«
»Nein, nicht, dass ich wüsste.« Er verzog das Gesicht. »Aber warum auch? Jeder kann mal einen Tag hinter sich haben, an dem es nicht so gut gelaufen ist.«
»Da sagen Sie was«, meinte Suko und lächelte ihm zu.
Unsere Fragerei hatte ihn neugierig gemacht. »Mal ganz im Vertrauen, ist was mit Susan Serrano?«
»Nein«, sagte ich. »Es ist alles in Ordnung. Wir suchen nur nach einer Person, die eine Zeugin sein könnte. Was auf dem Parkplatz geschah, war ja nicht normal.«
»Ja, ja…« Er wollte noch weitere Fragen stellen, sah jedoch, dass wir abdrehten und auf den Lift zugingen.
Ich winkte ihm noch zu, dann blieben wir stehen, weil sich beide Fahrstühle noch irgendwo in einer anderen Etagen befanden.
»Und was meinst du, John?«
»Erst mal kenne ich diese Susan Serrano nicht. Aber ihr Verhalten ist schon seltsam.«
»Finde ich auch. Willst du sie überprüfen?«
Ich gab noch keine Antwort. Aber ich brauchte Suko nichts zu sagen, denn als wir im Lift standen, drückte ich auf der Tastatur die Zahl Zwei.
»Aha«, sagte er nur. »Es ist noch nicht zu spät, und sie ist ja erst seit einer knappen Stunde zu Hause«, sagte ich. »Diese Susan Serrano ist nun mal unsere einzige Spur.«
Suko verzog
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