1584 - Seelenlos
entgegenführte, und ich war froh, als ich endlich die letzten Stufen vor mir sah.
Ich sprang sie hinab, erreichte einen ungepflasterten Boden, schaute mich um und sah, dass es links nicht mehr weiterging, weil dort eine Mauer den Weg versperrte.
»Er ist nach rechts!«, hörte ich hinter mir Janes schrille Stimme.
Ich fuhr herum.
Ja, da war Platz, aber nicht unbedingt sehr viel, denn in der Nähe gab es einen breiten Uferstreifen, der als Parkplatz benutzt wurde. Und von dort musste man auch wegkommen, deshalb rechnete ich damit, dass es der Fluchtweg des Killers war, falls er in dieser für ihn günstigen Position einen Wagen geparkt hatte.
Zu sehen war der Amokläufer nicht. Das stellten Jane und ich fest, nachdem wir uns mehrmals umgedreht hatten. Ich trat sogar dicht an das Ufer heran und schaute zum Wasser hinab. Doch da hörte ich nur das Gurgeln und das Klatschen der Wellen. Der Hundesohn schien wie vom Erdboden verschluckt zu sein.
Auf der Brücke über uns herrschte ein irres Durcheinander. Noch immer wimmerten die Sirenen.
Dazwischen gellten die Schreie der Getroffenen, die einfach nicht aufhören wollten. Und es war noch das typische Knattern eines anfliegenden Hubschraubers zu hören. Was unterhalb der Brücke geschah, kümmerte im Moment keinen, so hatten wir unsere Ruhe.
Als ich mich umdrehte, sah ich Jane Collins mit gezogener Waffe auf die geparkten Autos zugehen.
Grob überflogen waren es ungefähr zwanzig Fahrzeuge, die hier abgestellt worden waren.
Ich glaubte nicht daran, dass einer der hier geparkten Wagen dem Amokschützen gehörte. Wahrscheinlich war die Tat eine spontane Reaktion von ihm gewesen und keine geplante.
Normal gehen konnte er auch nicht. Er musste sich schon ducken, wenn er sich zwischen den Fahrzeugen bewegte. Wegen des Lärms hörten wir auch nichts, aber wir waren auf der Hut.
»Wir können von zwei Seiten kommen«, sagte Jane, die ihre Blicke nicht von den abgestellten Autos löste.
»Ja.« Ich stimmte zu. »Dann nehme ich mir die Flussseite vor.«
Er hielt sich noch in der Nähe auf. Davon ging ich aus. Das musste einfach so sein.
Jane Collins lief schneller als ich. Das musste den Killer irritiert haben. Urplötzlich war er wieder da. Wahrscheinlich hatte er zwischen den Autos versteckt auf dem Boden gelegen, und aus dieser Position schnellte er plötzlich hoch.
Die Deckung der Fahrzeuge hatte er bereits nach wenigen Schritten verlassen. Er rannte jetzt in langen Sätzen parallel zum Ufer. Irgendetwas musste mit seinem rechten Bein sein, denn es sah so aus, als würde er humpeln.
Jane und ich brauchten uns nicht erst groß abzusprechen. Wir nahmen sofort die Verfolgung auf, wobei Jane schon näher an ihm heran war als ich.
Und sie setzte alles ein, was sie hatte. Auch ihre Stimme. Sie brüllte etwas hinter dem Flüchtigen her, der jedoch nichts hörte oder hören wollte. Er rannte weiter. Er drehte sich auch nicht um und sah so nicht, dass wir aufholten.
Aus dem Lauf heraus stieß sich die Detektivin ab. Es sah für mich so aus, als würde sie den Amokschützen verfehlen. Da irrte ich mich. Sie streckte sich in der Luft und griff mit beiden Händen zu, wobei sie mit der Linken abrutschte, ihre Rechte aber umklammerte den rechten Fußknöchel des Killers.
Er fiel.
Dabei blähte sich sein Mantel auf. Für einen Moment erinnerte er an einen Rochen, als er sich dem Boden näherte und aufschlug. Der Untergrund war mit kleinen Steinen bedeckt, und über die rutschte er bäuchlings hinweg, bis er liegen blieb.
Jane warf sich auf seinen Rücken, bevor er wieder hochkommen konnte. Sie war wütend, ich hörte ihren Schrei und sah die Bewegung ihres rechten Arms.
Ein Faustschlag traf den Nacken des Mannes, als er sich aufbäumen wollte. Der Treffer schleuderte ihn wieder zurück auf den Bauch. Mit dem Gesicht prallte er gegen die kleinen Steine, riss sich die Haut auf, und aus den kleinen Wunden spritzte Blut.
Jane hockte weiterhin auf seinem Rücken. Sie drückte ihm die Mündung der Beretta gegen den Nacken und schrie ihn an.
»Wenn du dich bewegst, bist du tot!«
Eine Antwort erhielt sie nicht.
Ich hatte sie inzwischen erreicht, und sie drehte mir ihr Gesicht zu.
»Was machen wir mit ihm, John?«
»Leg ihn auf den Rücken.«
»Hilf mir.«
Gemeinsam wuchteten wir den Mann herum. In Höhe seiner Füße standen wir und schauten auf ihn nieder. Das Gesicht war durch die Wunden mit Blut verschmiert. Der Mund stand offen und sein Atmen war mehr ein
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