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1584 - Seelenlos

1584 - Seelenlos

Titel: 1584 - Seelenlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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nicht schlafen?
    Genau diese Frage bereitete ihr Probleme. Sie hatte es sich immer wieder durch den Kopf gehen lassen und hatte es auf eine innere Unruhe zurückgeführt, die sie einfach nicht losließ.
    Wobei sie daran dachte, dass der Begriff »innere Unruhe« nicht so recht zutraf. Es war eher so, dass sie von einer Angst befallen war, und die verstärkte sich noch, je mehr Zeit verging. Sie konnte sich nicht erklären, was mit ihr geschah, doch es gab die Angst, und das war schlimm.
    Es wäre unter Umständen besser gewesen, wenn sie das Hotel oder die Stadt verlassen hätte. Aber das wollte sie sich nicht antun. Es gab hier schließlich für sie noch etwas zu erledigen. Sie brauchte einen Job. Sie hatte alles dafür vorbereitet und wollte jetzt nicht aufgeben.
    Julia Marin war keine Frau, die in die Zukunft schauen konnte, sie hatte nur Angst davor, und darüber wunderte sie sich. Das war ihr neu, und das hing auch nicht mit ihrer Jobsuche zusammen. Es musste andere Gründe haben.
    Von ihrem Fenster aus hatte sie einen wunderschönen Blick in Richtung Rhein. Sie schaute über viele Dächer hinweg und sah den Strom in der Ferne als ein glänzendes und leicht gewundenes Band. Die hohen Häuser im Norden der Stadt, wo auch die Industrie ihren Standort hatte, waren in der Dunkelheit kaum zu erkennen. Nur wenige Fenster waren beleuchtet, und diese Vierecke schienen schwerelos in der Luft zu schweben.
    Wenn sie den Blick senkte, fiel er auf das Pflaster der Gasse, die eine Seite des Hotelkomplexes umgab. An der anderen führte eine Hauptstraße entlang, die jedoch in der Nacht wenig befahren war.
    Julia wollte das Fenster wieder schließen, als sie das Echo der Schritte hörte, die zu ihr hoch klangen.
    Unter ihr war es ruhig. Die nicht sehr großen Häuser mit ihren manchmal bunten Fassaden schienen in einem tiefen Schlaf zu liegen, und das jetzt zu hörende Echo wirkte irgendwie störend.
    Julias Neugierde war geweckt. Sie drehte den Kopf nach links und sah sofort den Mann, der in der Mitte der Straße ging.
    Es gab hier nur wenige Laternen in der Straße. Eine stand in der Nähe des Hotels, und durch ihren Schein musste der einsame Wanderer gehen.
    Julia sah ihn jetzt deutlicher. Sie kannte ihn auch. Es war einer der Gäste aus dem Hotel. Sie hatte ihn am Morgen beim Frühstück gesehen und ihn als verschlossen eingestuft. Ein Mensch, der in sich selbst versunken gewesen war und still in einer Ecke gesessen hatte.
    Sie hatte sich keine weiteren Gedanken über ihn gemacht, doch jetzt sah sie das anders.
    Schräg vor dem Eingang stoppte er und schaute hoch.
    Julia konnte nicht so schnell vom Fenster verschwinden, wie sie es gern getan hätte. Der Mann schaute sie an, und sie hatte plötzlich das Gefühl, in einen dunklen Tunnel zu tauchen. Es war allein der Blick, der dafür sorgte, denn seine Augen konnte man nicht als normal bezeichnen. Sie waren so hell und schimmerten in einem intensiven Gelb.
    Wie lange der Mann sie angeschaut hatte, wusste Julia nicht. Jedenfalls schaffte sie es, sich in die Tiefe des Zimmers zurückzuziehen. Das Fenster schloss sie nicht. Sie war froh, sich in dem Sessel niederlassen zu können, der neben dem kleinen Schreibtisch stand.
    Sie fühlte sich anders, ganz anders. Etwas war mit ihr geschehen, und sie hatte die erschreckende Befürchtung, dass es am Blick dieses Mannes gelegen hatte. Sie hörte sich selbst stoßweise atmen und schüttelte einige Male den Kopf.
    Dieser Mann war etwas Besonderes, und sie musste zugeben, dass der kurze Augenkontakt mit ihm sie in seinen Bann gezogen hatte.
    Sie strich über ihr Gesicht.
    Was war nur los mit ihr? Wie konnte sie sich innerhalb kürzester Zeit so verändern?
    Eine Antwort auf diese Frage fand sie nicht, aber sie war sehr beunruhigt. Von reiner Angst wollte sie nicht sprechen. Es war etwas anderes, und es hatte etwas in ihr ausgelöst. Eine gewisse Anspannung, die das Erlebnis in ihr erzeugt hatte, denn für sie stand fest, dass dieser Gast nicht normal war.
    Julia versuchte sich an das letzte Frühstück zu erinnern. Im Frühstücksraum hatte sie den Mann ja zum ersten Mal zu Gesicht bekommen.
    Viel konnte sie nicht über ihn sagen. Er war ruhig und verschlossen gewesen. Wenn sie es sich recht überlegte, hatte er auf sie sogar einen düsteren Eindruck gemacht, den sie jetzt bestätigt sah, trotz dieser ungewöhnlich hellen Augen.
    Die Unruhe in ihr wich nur allmählich, und doch ging es ihr nicht besser. Im Hals spürte sie ein Kratzen,

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