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1588 - Die falsche Kette

Titel: 1588 - Die falsche Kette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Schwindelanfall traf sie, als der Gleiter über eine Bergkette hinweg flog. „Lande hier!" befahl sie.
    Der Gleiter setzte auf halber Höhe eines sanft geneigten Berghangs auf.
    Dorina Vaccer klammerte sich mit beiden Händen am Sitz fest. Trotzdem hatte sie das Gefühl, daß sie im nächsten Augenblick das Gleichgewicht verlieren würde. „Das einzige, was du hier und jetzt wirklich verlieren könntest, ist dein Verstand!" sagte sie zu sich selbst. „Immer schön die Nerven behalten! Du bist in einem Gleiter, und der steht auf sicherem Boden.
    Hier gibt es nichts, was dir gefährlich werden könnte."
    Bis jetzt war noch jeder dieser Anfälle nach einigen Minuten ganz von selbst abgeklungen. Sie brauchte nur ein wenig zu warten.
    Aber die Zeit verging, und es wurde immer schlimmer.
    Das liegt daran, daß ich in einem Gleiter sitze, dachte Dorina Vaccer. In meiner Kabine konnte ich damit fertig werden, aber hier, in diesem Fahrzeug, schaffe ich es einfach nicht!
    Sie überlegte sich, daß es ihr möglicherweise helfen würde, festen Boden unter den Füßen zu spüren, nicht Metall und Plastik, sondern gewachsenen Fels. Sie stieg aus.
    Sekundenlang stand sie regungslos neben dem Fahrzeug. Für einen Moment schienen ihr alle Perspektiven verschoben und verdreht zu sein, aber dann klärte sich das Bild. Die Linguidin atmete tief durch.
    Ein scharfer Wind wehte von den Bergen herab. Es roch nach Schnee. Die Kälte tat ihr gut. Dorina Vaccer lehnte sich gegen den Gleiter und schloß erleichtert die Augen.
    Im nächsten Augenblick riß sie sie erschrocken wieder auf.
    Die Leere wollte sie verschlingen. Die Welt drehte sich um sie. Die Berge drohten auf sie herabzustürzen. Der sichere Böden unter Dorina Vaccers Füßen schien sich in eine schwammige Masse zu verwandeln, in der die Friedensstifterin im nächsten Moment versinken mußte.
    Ich bin krank! dachte sie entsetzt. Ich bin dabei, den Boden unter den Füßen zu verlieren!
    Sie versuchte, in den Gleiter zurückzugelangen, aber sie fand den Einstieg nicht mehr.
    Sie verlor das Gleichgewicht und stürzte zu Boden.
    Es ist ein ganz flacher Hang, sprach sie sich in Gedanken selbst Mut zu. Erinnere dich daran: Du kannst hier nicht abstürzen! Du kannst fallen und ein paar Meter weit rollen, aber das ist auch schon alles, was dir zustoßen kann.
    Trotzdem hatte sie das Gefühl, daß sie im nächsten Moment fallen würde.
    Aber nicht nach unten.
    Sondern nach oben.
    Es war, als sei der Planet Lingora nicht länger gewillt, Dorina Vaccer mit Hilfe der Schwerkraft festzuhalten.
    Statt dessen schien er sie von sich zu stoßen.
    Sie fürchtete, daß sie von seiner Oberfläche wegtreiben würde, in den Himmel hinauf, hinaus in die Unendlichkeit.
    Nie zuvor in ihrem ganzen Leben hatte sie eine so furchtbare Angst verspürt.
    Eine innere Stimme sagte ihr, daß sie nach einem Halt suchen mußte.
    Sie kroch auf allen vieren über die Felsen, blindlings auf der Suche, getrieben von einem Instinkt, von dem sie bis zu diesem Augenblick noch nicht einmal geahnt hatte, daß sie ihn besaß.
    Und dann sah sie plötzlich einen Strauch vor sich.
    Der Strauch hatte schmale, ovale Blätter, glänzend grün, mit silbriger Unterseite. Einige schalenförmige, weiße Blüten mit goldener Mitte leuchteten in der Sonne.
    Ein Kima-Strauch! dachte Dorina Vaccer benommen.
    Sie kroch zu der Pflanze hin.
    Nein! dachte sie. Das darfst du nicht tun. Dieser Strauch gehört nicht zu dir. Du darfst ihn nicht berühren!
    Aber es war, als hätte ein fremder Wille von ihr Besitz ergriffen. Dieses fremde Etwas kümmerte sich nicht im geringsten um Dorina Vaccers Bedenken, sondern es trieb sie unaufhaltsam vorwärts. Sie mußte nachgeben, weil ihr die Kraft fehlte, Widerstand zu leisten.
    Sie hob die Hand und klammerte sich an einen der jungen Zweige.
    Und im selben Augenblick wich die Angst von ihr.
    Minutenlang kniete die Linguidin vor dem fremden Kima-Strauch, die eine Hand auf den Boden gestützt, die andere um den Zweig gekrallt.
    Die Welt hörte auf, sich um sie zu drehen. Die Berge kamen zum Stillstand. Die Schwerkraft hielt Dorina Vaccer wieder am Boden fest, wie sich das gehörte.
    Schließlich stand sie auf.
    Erschöpft kehrte sie zum Gleiter zurück.
    Sie setzte sich in das Fahrzeug. Einige Sekunden später schlief sie tief und traumlos.
     
    6.
     
    6.10.1173 NGZ Als sie erwachte, fühlte sie sich wie zerschlagen.
    Halb benommen richtete sie sich auf und blickte hinaus.
    Die Sonne war gerade über

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